Hooliganismus
Leiter Fanarbeit Schweiz: «So liefert man Befürwortern harter Gangart Munition»

Die Ausschreitungen vor dem Cupfinal-Spiel in Bern haben die Befürworter eines verschärften Hooligan-Konkordats auf den Plan gerufen. Die gezeigte Gewalt bestätige die Notwendigkeit einer Konkordatsverschärfung. Beobachter der Szene sind erstaunt.

Nicolas Drechsler
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FCB-Fans überqueren die Kornhausbrücke.
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FCB-Fans überqueren die Kornhaus-Brücke.
Fans von FCB und GC ziehen vor dem Cupfinal durch Berns Strassen
GC-Fans marschieren vor dem Cupfinal durch die Strassen von Bern.

FCB-Fans überqueren die Kornhausbrücke.

Keystone

«Wenn es noch eines Beweises für die Notwendigkeit der Konkordatsverschärfung bedurft hätte, dann ist dieser jetzt erbracht worden.» Für Hans-Jürg Käser, Berner Sicherheitsdirektor und Präsident der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren ist der Fall offenbar klar: Nach den Ausschreitungen rund um den Cupfinal zwischen dem FCB und GC in Bern, müssen die Zügel weiter angezogen werden.

Der Stadtberner Sicherheitsdirektor, Reto Nause, sagte gegenüber Radio SRF gar: «Die Gewaltbereitschaft und die Zielstrebigkeit mit der man aufeinander losgegangen ist, hatten eine Qualität, wie ich sie noch nie erlebt habe.»

Konkordatsgegner ernüchtert

Diese Einschätzung löst bei Beobachtern der Szene Erstaunen aus. Auch Thomas Gander, Leiter der Fanarbeit Schweiz und Basler SP-Grossrat konstatiert: «Mit solchen Vorkommnissen liefert man immer der Seite, die die Gesetze verschärfen will, neue Munition.» Die zehn Verletzten, die der kurze Krawall am Montag gefordert hatte, sind Wasser auf die Mühlen der Befürworter.

Allerdings ist Gander der Ansicht, es sei zu einfach, nun auf die Fans einzudreschen: «Zürich gegen Basel ist nie ein einfaches Spiel. In Basel hat die Fan-Trennung oberste Priorität bei heiklen, wie auch bei harmlosen Spielen. In Bern gelang es in der Innenstadt bei diesem Spiel nicht.»

Fanmärsche im Visier

Die Basler waren auf einem anderen Platz in Bern aufmarschiert, als die Polizei es von ihnen verlangt hatte. Auch Fanarbeit Schweiz sei es nicht gelungen, dies zu verhindern. Nun wollen die Berner Sicherheitspolitiker Fanmärsche komplett verbieten. Im Notfall, tönt Nause an, fände der Cupfinal sonst nicht mehr in Bern statt. Wo er stattdessen ausgetragen würde, ist offen.

Beim Basler Stadionmanagement wäre man für diesen Vorschlag zu haben, sagt Jonas Blechschmidt von Basel United: «Auf alle Fälle würden wir den Cupfinal gerne wieder in Basel austragen.» Und ob der Basler Grosse Rat dem verschärften Konkordat zustimmen wird, ist nach wie vor mehr als fraglich.