Das Basler Gründungszentrum Crescenda unterstützt Migrantinnen auf dem Weg zur wirtschaftlichen Selbstständigkeit. Kürzlich haben die neuen Kurse begonnen.
Innerhalb weniger Monate wird aus einer Idee wirtschaftliche Realität. Ende Jahr stehen Jungunternehmerinnen mit Migrationshintergrund da und wagen so den Schritt in den Arbeitsmarkt. Doch bis es soweit ist, werden die Migrantinnen im Basler Gründungszentrum Crescenda von Fachexperten detailliert darauf vorbereitet.
Während sechs Modulen lernen sie, was es heisst, Werbung zu machen, Kunden zu akquirieren, Buchhaltung zu führen und so selbstständig auf dem freien Markt zu bestehen. Für niemand eine leichte Aufgabe, schon gar nicht für Migrantinnen, die der Sprache nicht zu hundert Prozent mächtig und den hiesigen kulturellen Gegebenheiten nicht vollends vertraut sind. Vor einer Woche hat das erste Modul für den Gründungskurs 2012 begonnen.
Gutes Deutsch ist Voraussetzung
Ins Leben gerufen hat Crescenda 2004 Béatrice Speiser. Der Basler Anwältin war es von Anfang an ein Anliegen, den Gründerkurs nur mit Frauen durchzuführen: «Die Frauen haben einen anderen Zugang zu Geld, sind oftmals risikoscheuer und zurückhaltender, was auf dem Weg zur Selbstständigkeit hinderlich sein kann.» Deshalb sei es zu Beginn sehr wichtig, den Frauen Selbstvertrauen zu geben und ihnen das Gefühl zu vermitteln, beruflich etwas erreichen zu können.
Dass Speiser den Weg der Selbstständigkeit als Schritt zu besserer Integration in den Arbeitsmarkt wählt, mag merkwürdig erscheinen. Ist es doch die Arbeit in der Gruppe, die auch die soziale Integration fördert. Doch Speiser entgegnet, «dass es öfter der Fall ist, dass Diplome aus dem Heimatland in der Schweiz nicht anerkanntwerden». Auch die Sprache kann in der Zusammenarbeit mit Kollegen ein Hindernis sein. «Der Aufbau von Selbstständigkeit ist deshalb ein praktikabler Weg, um im Arbeitsmarkt Schritt zu fassen.»
Konzept: «Fördern und Fördern»
Crescenda richtet sich nicht an Migrantinnen, die erst kürzlich in die Schweiz gekommen sind. So ist es laut Speiser zentral, dass Deutsch gesprochen und verstanden wird. Ist dies nicht der Fall, wird eine Bewerberin schon mal abgewiesen.
«Auch mit Frauen, die nicht wunschgemäss mitziehen, können wir nicht weitermachen», beschreibt Speiser das Konzept von «Fördern und Fordern». Der Kurs ist kostenpflichtig. Bei schwierigen finanziellen Verhältnissen komme man den Frauen aber entgegen. Am Ende im November stellen die frisch gebackenen Jungunternehmerinnen ihre neue Firma der Öffentlichkeit vor.
Viele Beispiele von erfolgreichen Absolventinnen zeigen, dass das Modell funktioniert. An Ideen sind den Frauen keine Grenzen gesetzt. So gibt es heute Nähateliers, Sprachschulen (Arabisch, Englisch, Spanisch, Suaheli und sogar Deutsch), Gastrounternehmen, Coiffeursalons oder auch die in Münchenstein bekannte Kinderbetreuung «Über den Wolken», deren Gründung ebenfalls von Crescenda begleitet wurde.
Keine kantonale Unterstützung
Finanziert wird das Zentrum vorwiegend über Spenden von Stiftungen und privaten Gönnern. Kantonale Gelder erhält das Integrationsprogramm nicht mehr. Warum, kann sich Béatrice Speiser nicht erklären. Um die Kurse finanzieren zu können, vermietet Crescenda im grossen Jugendstilhaus neben dem Schützenmattpark Räume für Feste, Jahresversammlungen und Seminare.
Das hauseigene Bistro lädt mit seinem gemütlichen Ambiente und dem sonnigen Garten zum Verweilen ein. Serviert werden exotische Speisen, insbesondere aus der Karibik, aus Afrika und Persien. Doch eine langfristige Sicherung der Fortführung von Crescenda gibt es nicht.