Die Bisherigen
Lukas Engelberger: Und dann kam Corona

Lukas Engelberger blieb in einer schwierigen Situation ruhig. Bei den Wahlen gilt er nun als sicherer Wert statt Wackelkandidat.

Jonas Hoskyn
Drucken
Lukas Engelberger (CVP) möchte im Oktober erneut in den Basler Regierungsrat gewählt werden.

Lukas Engelberger (CVP) möchte im Oktober erneut in den Basler Regierungsrat gewählt werden.

Roland Schmid

Die Grafiken an der Flipchart in seinem Arbeitszimmer machen Engelberger nervös. Seit mehreren Wochen steigt die Kurve mit den Neuinfektionen schweizweit wieder an. «Ich merke, wie mich das wieder mehr unter Druck setzt», sagt er. Die Coronapandemie dominiert nicht nur den beruflichen Alltag des Basler Gesundheitsdirektors.

Auch privat hat Engelberger einige Punkte gestrichen: «Ich gehe wieder ins Konzert, aber nicht mehr ins Fitness.» Auch wenn sein Gym sicherlich alle Massnahmen berücksichtige, fühle er sich bei dem Gedanken unwohl. «Auch im Restaurant oder bei Apéros bin ich vorsichtig geworden.» Ausserdem hat er die Sommerferien gestrichen. Der Gesundheitsdirektor bei einem Segeltrip in Kroatien mitten in einer Pandemie. Das ist nicht das Bild, das Lukas Engelberger zurzeit abgeben will.

Plötzlich im nationalen Scheinwerferlicht

Mit dem Ausbruch der Coronapandemie ist der Basler Gesundheitsdirektor in den Fokus geraten. Seit er im Juni noch das Präsidium der Konferenz der Gesundheitsdirektoren übernommen hat, ist Engelberger als Sprachrohr der Kantone auch in den nationalen Medien omnipräsent. Sitzungen mit dem Bundesrat stehen nun an der Tagesordnung.

Für den 45-Jährigen eine eher ungewohnte Situation. Als Gesundheitsdirektor steht man in der Regel weniger im Scheinwerferlicht als die Kollegen. Ein neues Programm zur Darmkrebsvorsorge, überarbeitete Richtlinien zur Alterspolitik und Tipps gegen die heissen Sommertage – Gesundheitsthemen sind oft technisch und unspektakulär.

Grossprojekt geplatzt, aber Zukunft für gemeinsame Gesundheitsplanung

Eine Ausnahme gab es in der zu Ende gehenden Legislatur. Das war die geplante Fusion des Universitätsspitals mit dem Kantonsspital Baselland. Nach jahrelanger Vorbereitung platzte Engelbergers Grossprojekt an der Urne, als die Stadtbevölkerung ihr Veto einlegte. Dass dabei fast vergessen geht, dass gleichzeitig die gemeinsame Gesundheitsplanung klar gutgeheissen worden ist, stört den Gesundheitsdirektor. «Dieser Entscheid ist faktisch genauso wichtig, ist aber in der Debatte ziemlich untergegangen.»

Nach der Abstimmung war wieder vermehrt die Idee zu hören, die Gesundheitspolitik in ein anderes Departement einzugliedern. «Es ist schade, dass es eine Pandemie gebraucht hat, um das Bewusstsein zu wecken, dass die Gesundheitsversorgung einer der Kernaufgaben der Kantone ist», sagt Engelberger.

«Lokale Massnahmen stärken Glaubwürdigkeit»

Tatsächlich prägt die Coronapandemie seit Monaten den Alltag der Menschen in der Schweiz. Kein Tag vergeht ohne neue Fallzahlen, Diskussionen über den Sinn von Massnahmen und Wasserstandsmeldungen zur Suche nach einem Impfstoff. Anfangs täglich, mittlerweile im Wochentakt informiert das Gesundheitsdepartement über die Entwicklung und Massnahmen in Basel. «Wir versuchen, früh mit eher milden Massnahmen die Kontrolle zu behalten, damit wir nicht noch einmal die Notbremse ziehen müssen», sagt Lukas Engelberger. Die Entscheide würden weitgehend im Konsens getroffen und getragen.

Den oft kritisierten Flickenteppich aus Coronavorschriften – etwa dass in Basel-Stadt beim Einkaufen eine Maskenpflicht gilt und in Baselland nicht – sieht er als Chance: «Der lokale Mix stärkt die Glaubwürdigkeit der Massnahmen, weil man näher an der Lebensrealität ist. Basel ist halt nicht Appenzell.»

«Wir müssen durchhaltefähig bleiben»

Grundsätzlich sei die Stimmung im Kanton ziemlich gut, sagt Engelberger auch mit einem Blick über die Grenze, wo der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn von Bodyguards vor wütenden Gegnern der Corona-Massnahmen geschützt werden muss. «Im persönlichen Kontakt erhalte ich viele positive Rückmeldungen», so Engelberger, gehässigere Feedbacks würden vor allem per Mail kommen. Bei den Wahlen gilt der CVP-Regierungsrat als gesetzt, obwohl seine Partei ihre einstige Grösse längst eingebüsst hat – einige sehen ihn sogar als Anwärter auf den ersten Platz.

Wichtig sei nun, dass man gelassen bleibe. Denn auch er merke, dass die lange Zeitspanne, über die sich die Pandemie bereits zieht und noch ziehen wird, an den Nerven zerrt. «Wir müssen durchhaltefähig bleiben», sagt Engelberger. Er selber ist eher optimistisch. «Ich hoffe, dass wir die Pandemie mit Impfungen und besseren Behandlungen bis im Frühling im Griff haben», meint Engelberger. «Im Kopf gehe ich im Sommer 2021 segeln.»