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Wirtin Lotti Weber verwandelt ihre Beiz jedes Jahr in eine Weihnachtsstube. Detailverliebt erscheint das ganze Stübli in roter und goldiger Farbe, überall sind «Santiglause» und Schneemänner aufgestellt.
Das «Torstübli» ist einzigartig. Ein Treffpunkt für die Kleinbasler Prominenz. Eine kleine Beiz mit warmem Charme. Eine Institution – genau wie die Wirtin Lotti Weber. Seit 15 Jahren führt sie das Restaurant an der Kleinbasler Riehentorstrasse. Sie hat Sekretärin gelernt und erst mit 50 Jahren das Wirtepatent gemacht. Weil der Wunsch, ein Restaurant zu führen, immer schon in ihrem Herzen geschlagen habe, sagt die heute 70-Jährige. Weber lebt richtiggehend in ihrem «Torstübli» – das ist nicht zu übersehen. Detailverliebt erscheint das ganze Stübli in roter und goldiger Farbe, überall sind «Santiglause» und Schneemänner aufgestellt. Drückt sie auf einen Knopf einer Fernbedienung, singen hunderte Hunde «Jingle Bells» und «O Tannenbaum». Die Stuhllehnen sind mit Klausenmützen überhangen, an Tannenästen leuchten Lämpchen. Den selben Aufwand in Sachen Atmosphäre und Dekoration betreibe sie auch vor den drey scheenschte Dääg. Sie strahlt, denn die Freude der Gäste macht sie glücklich.
Lotti Weber: Weil mein «Torstübli» eine Basler Beiz im wahrsten Sinne des Wortes ist. Es kommen praktisch nur Basler Gäste bei mir vorbei. Ich habe von Anfang an klar gemacht, dass bei mir Baseldeutsch gesprochen wird. Das liegt mir am Herzen und ich pflege diese Linie. Solche Beizen gibt es in Basel immer weniger, und das finde ich sehr schade.
Klar, ich hatte mein Konzept. Eigentlich wollte der Genossenschaftsvorstand mir die Beiz als Einzelperson nicht geben. Aber die knapp 30 anderen Bewerber sind wohl alle abgesprungen. Ich habe der Genossenschaft meinen Plan vorgelegt und betont, dass man mir nicht dreinreden kann. Und dass ich eben eine Basler Beiz machen möchte.
Nein, vor mir versuchte man es mit einer Gourmetbeiz. Das hat aber nicht geklappt. Mir war klar, dass dieses Konzept nicht funktionieren würde. Die Einrichtung war wenig einladend. Es hingen weder Bilder an den Wänden, noch Vorhänge in den Fenstern. Das Restaurant sollte wohl cool sein. Aber mich hat es nicht angemacht reinzugehen.
Wir haben «allergattig» Gäste. Ein gutes, durchmischtes Publikum. Allerdings setzt sich selten jemand auf einen Stuhl, der einen Tee bestellt. Ich profitiere natürlich davon, dass der Messeplatz so nahe liegt. Während der Art, der Baselworld oder der Baumesse kommen viele Gäste.
Es ist ein gutes, schönes Quartier. In den Medien wird viel von Überfällen berichtet. Aber die gab es früher schon. Nur hat man sie nicht immer erwähnt. Aber ich als «Torstübli»-Wirtin leide darunter, dass in der Stadt dauernd Parkplätze gestrichen werden. Es ist nun mal so: Viele Gäste wollen so nahe wie möglich an die Beiz fahren, damit sie nachher gleich wieder ins Auto steigen können. Zu mir kommt kein Fussvolk, dafür liegt das Torstübli zu versteckt. Man muss die Beiz kennen oder wissen, wo sie sich befindet.
Nein, das «Torstübli» ist mein Leben. Mich wird man mal mit den Füssen voran aus dem «Torstübli» tragen müssen. Wirtin zu sein, ist mittlerweile nicht mehr nur mein Beruf, sondern mein Hobby. Ich habe zwar ein privates Wohnzimmer oben in meiner Wohnung im 2. Stock. Aber meine Stube ist hier unten. Wenn ich in die Ferien gehe, geniesse ich zwar die ersten Tage, aber danach kann ich es kaum erwarten, meine Beiz wieder zu öffnen. Ich bekomme dann Entzugserscheinungen.
... würde es mit mir schnell bergab gehen.
Leider frage ich mich zurzeit eher, was ich nicht richtig mache. Wir spüren die schlechte Wirtschaftslage schon länger. Aber dieses Jahr ist es enorm, wie viel weniger Gäste uns besuchen. Der November war himmeltraurig. Aber mein Herz sagt mir, dass es im 2015 aufwärtsgeht.