Kaum zu glauben: Nächste Woche beginnt der Sommer, offiziell. Von Sommerwetter war aber in unseren Breitengraden bislang nicht annähernd etwas zu spüren. Die Intensität des Wetters hat wegen der Erwärmung zugenommen, sagt der Meteorologe Karl Gutbrod.
Was das Wetter uns heuer bietet, kommt nur alle zehn Jahre vor. Noch im Vorjahr war es gerade umgekehrt: Anfänglich auch wechselhaft, dann schön und warm, zwischendurch heiss. Jetzt langsam keimt Hoffnung: Es wird allmählich besser. Doch bis wir wirklich Badewetter haben, wird es noch etwas dauern. Die bz hat mit Karl Gutbrod, Geschäftsführer des Basler Wetterportals meteoblue.com, gesprochen.
Karl Gutbrod: Wir haben einen dauernden Tiefdruckeinfluss in Europa, der sich im Gegensatz zu anderen Jahren nicht nach Norden verschoben hat, und deshalb haben wir diese wechselhaften Wetterlagen.
Im Prinzip mit kurzen Unterbrechungen seit Ende April, die letzten vier Wochen war sie sehr ausgeprägt.
Ja, sicher. Wir können sogar erfreulicherweise sagen, dass das im Verlauf der zwei nächsten Wochen passieren wird, so sehen jedenfalls die mittelfristigen Prognosen aus. Wir bekommen in Basel an diesem Wochenende bereits schöne Tage. Und in der kommenden Woche dürften gut die Hälfte der Tage niederschlagsfrei sein.
Ja, nicht oft, aber immer wieder. 2006 war sehr ähnlich, 1995 war noch extremer, 1987 war auch ähnlich. Solche Wetterlagen haben wir etwa alle 10 Jahre.
Nein, die typische Art der Wetterlagen, die ändert sich kaum. Was sich etwas ändert, sind die Intensitäten und die Dauer.
Eine Grosswetterlage mit viel Niederschlag ist nichts Untypisches in Mitteleuropa. Aber die Ereignisse mit starkem Niederschlag, wie etwa Gewitter, nehmen zu.
Das Azorenhoch kann sich manchmal nicht bis nach Norden ausdehnen, und dann bleibt Mitteleuropa unter Tiefdruckeinfluss. Vermehrt dazu kommen die zunehmenden Temperaturen, sodass die Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Wenn dann kalte und wärmere Luftmassen aufeinanderstossen, führt dies zu heftigeren Regenfällen. Wenn dazu noch als Drittes eine Stauung der Wolken, z.B. an Gebirgen, dazukommt, dann bilden sich lokal sehr starke Niederschläge, die teils auch zu Überschwemmungen geführt haben.
Die Wetterlage an und für sich überhaupt nicht. Das gibt es schon seit Tausenden von Jahren in stetiger Wiederholung. Aber die Niederschläge haben schon einen gewissen Bezug zu den Temperaturerhöhungen, denn Letztere sind die Voraussetzung dafür, dass sich die Intensitäten verstärken können. Man kann mit tieferen Temperaturen nicht derart heftige und konzentrierte Niederschläge bekommen, weil die Luft gar nicht so viel Wasser transportieren kann.
Nein, der Monsun ist ein anderes Phänomen, ein grossräumiges. Es braucht viel Ozean und eine grosse Landmasse in den Tropen, die von Meer umgeben ist. Das bekommen wir hier in der Schweiz innerhalb der nächsten 50 Millionen Jahre hoffentlich nicht. Monsun, das bedeutet flächendeckend tagelang starke Niederschläge. Die hiesigen Niederschläge sind zwar heftig, aber zeitlich und örtlich begrenzt.
Langfristprognosen sind immer noch Lotterie. Aber ich tippe auf einen warmen, eher trockenen Juli. So verlief 2006 auch.
Da muss ich lachen. Letztes Jahr wurde zwei Monate lang über den wechselhaften Sommer geklagt. Das scheint wohl schon wieder vergessen zu sein. Und das Frühjahr 2015 war, zumindest in der Nordwestschweiz, bezüglich Temperatur und Niederschlag durchschnittlich – also immerhin trockener als 2016.