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Der Basler Milieu-König Beat Emmenegger äussert sich im Interview zu den Veränderungen im Rotlicht und dem Überangebot im Sexgewerbe.
Beat Emmenegger: Ich habe das selber auch schon beobachtet. Der Druck im Rotlicht ist gross, da versuchen es die Frauen auch mal ausserhalb. Manchmal stehen sie auch mal für ein paar Minuten vor der Migros.
Die Politik. Wir haben eine Invasion von Frauen bei etwa gleichbleibender Nachfrage. Zudem haben wir heute das Internet, das in Konkurrenz steht mit dem traditionellen Geschäft. Die, welche heute hier stehen, tun das aus Not. Wobei der grosse Run von Rumäninnen und Bulgarinnen noch nicht eingesetzt hat. Das wurde anders prognostiziert.
Das kommt dazu. Das Rotlicht-Viertel wird nie eine Begegnungszone. Heute ist es zu ruhig. Früher hatten wir Taxis, die die Freier gebracht haben. Die kamen ja nie mit dem eigenen Auto, das wäre schon wegen des Alkohols nicht gegangen. Der Durchgangsverkehr fehlt jetzt. Es ist so ruhig, dass es schon fast gefährlich wird, auch für die Frauen, die dort stehen. Was uns auch zu schaffen macht, ist das Rauchverbot.
Der Strassenstrich ist eine Ergänzung. Das ist auch viel billiger. Früher hat ein solcher Abend mit einer Flasche Champagner angefangen, es war alles ein bisschen nobler.
Ich habe schon alles gehört. Das fängt bei einem Fünfliber an und geht bis 50 Franken. Das ist eine Folge des Überangebots, es ist wahnsinnig.
Eine ganz andere Kundschaft macht sich breit. Das ist aber eine Folge davon, dass das Milieu von früher so nicht mehr funktioniert. Manche haben gehofft, dass die dann auch noch in eine Kontaktbar gehen, dem ist aber nicht so.
Ich habe praktisch alle besessen.
Sie meinen wohl die Webergasse 31, dort wo früher das ‹Carousel› war. Ja, da kommen Wohnungen hin. Auch oberhalb des ‹Roten Bären›, früher das ‹Venezia›, sind jetzt keine Zimmer mehr, die werden auch zu Wohnungen. Familien werden aber nie dort wohnen, eher Studenten. Es kommt immer mehr, dass der alte Zweck dieses Gebiets verdrängt wird.
Was heisst reich? Ich bin nicht reich geworden, auch wenn ich nicht sage, dass ich nichts verdient habe. Aber heute ist es sicher noch schwieriger.