Umwelt
Mit Brunnen gegen Plastik: Basel startet die grosse Trinkwasseroffensive

Die Basler Bevölkerung soll Plastik vermeiden. Dazu soll sie künftig vermehrt Wasser aus öffentlichen Brunnen konsumieren.

Mélanie Honegger
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Die zahlreichen Basilisk-Brunnen bieten eine Trinkwasser-Möglichkeit. (Archivbild)

Die zahlreichen Basilisk-Brunnen bieten eine Trinkwasser-Möglichkeit. (Archivbild)

Eva Wieser

Es war ein erschreckendes Bild, das sich den Medienschaffenden diesen Sommer präsentierte: Im August liess die Basler Stadtreinigung während einer Woche den Abfall am Rheinufer liegen – und präsentierte schliesslich das Resultat. Meterweise PET-Flaschen, Plastiksäcke und Aludosen waren liegengeblieben. Rund 5000 Tonnen Abfall sammelt die Basler Stadtreinigung jedes Jahr auf Strassen und Plätzen ein.

Damit soll nun Schluss sein – zumindest was PET-Flaschen betrifft. Die Kantone Basel-Stadt und Baselland lancieren gemeinsam mit weiteren Projektträgern eine Kampagne zur vermehrten Nutzung von öffentlichem Trinkwasser. Mittels Schildern an Brunnen soll darauf hingewiesen werden, dass das Basler Brunnenwasser trinkbar und kostenlos ist und ohne Plastik auskommt. Die Bevölkerung soll so dazu animiert werden, eine eigene Flasche mitzunehmen und aufzufüllen – und vermehrt auf PET-Flaschen zu verzichten. Das hat am Donnerstag eine fünfköpfige Jury entschieden.

Aufgeworfen hatte die Idee eine Nutzerin der Online-Plattform Baselcrowd. Mehr als sechzig Projektideen hatten die User eingegeben, zehn wurden am Donnerstagabend von einer Jury bewertet. Nebst der Siegeridee möchten die Projektträger auch für die zweit- und drittbeste Idee ein Konzept erarbeiten. Auf Anklang stiess nebst der Trinkwasser-Idee auch der Ansatz, Strassenputzwagen für Kinder zu entwickeln, die fürs Abfallsammeln belohnt werden. Ebenfalls prüfen möchten die Projektleiter die Einführung einer Abfall-App, mit der kartografisch dargestellt werden soll, wo wie viel Abfall liegt.

Trinkwasser-Debatte hatte keinen Einfluss

Der Ansatz eines Online-Brainstormings sei ein Novum, sagt Catia Allemann vom Baselbieter Amt für Umweltschutz und Energie (AUE). Deswegen habe sich der Kanton auch für eine Zusammenarbeit entschieden: «Mit einem öffentlichen Crowdstorming wird ein neuer Weg beschritten. Das hat uns überzeugt.» Das Siegerprojekt verbinde das Thema Plastikabfall mit dem Konsum des wichtigsten Lebensmittels Trinkwasser. «Die Menschen sind viel unterwegs und die fliegende Verpflegung unterwegs gehört für viele zum Alltag», so Allemann. Somit sei die Idee aktuell und gut umsetzbar.

Dass in Basel zurzeit auch eine Debatte zur Qualität des Trinkwassers geführt wird, scheint die Jury jedenfalls nicht verunsichert zu haben. «Wir haben das diskutiert», sagt Baselcrowd-Geschäftsführer Frank Wolff. Er hoffe, dass sich die Probleme bald lösen würden. Das SRF-«Regionaljournal» berichtete vor einigen Tagen, im Basler Trinkwasser fänden sich bereits seit fünfzehn Jahren Spuren eines krebserregenden Stoffes. Allerdings betonten die Behörden, die Konzentration im Wasser sei derart tief, dass keine Gefahr bestehe. «Wir gehen davon aus, dass der Konsum von Basler Hahnenwasser weiterhin unbedenklich ist», sagt denn auch Wolff.

Bis Ende Jahr soll ein Konzept vorliegen

Der Baselcrowd-Gründer ist mehr als zufrieden mit den eingereichten Ideen. Besonders die Bandbreite der Projekte habe ihn überrascht. Die einzelnen Nutzer und Nutzerinnen hätten ihre Vorschläge am Finalevent mit Herzblut präsentiert. «Es ist nicht auszuschliessen, dass die Kantone auch andere Ideen aufgreifen werden», so Wolff.

Noch bis Ende Jahr wird Wolff gemeinsam mit den Auftraggebern der Ämter für Umwelt zusammensitzen und ein konkretes Umsetzungskonzept erarbeiten. Wann die Kampagne starten soll, ist zurzeit noch nicht bekannt. «Ab jetzt entscheiden die Kantone, was wann umgesetzt wird», betont der Initiator des Brainstormings.

Mit dem Siegerprojekt nehmen die Kantone direkt die Konsumgesellschaft in die Pflicht. «Die Rolle von uns allen als Konsumenten ist zentral», schreibt Allemann vom Baselbieter AUE. «Mit unseren Konsumgewohnheiten haben wir einen grossen Einfluss auf das Abfallaufkommen und zumindest auch indirekt auf die angebotenen Produkte.»

Die Baselcrowd beschäftigt sich derweil bereits mit neuen Themen. Gemeinsam mit dem Verein Pro Innerstadt ist sie auf der Suche nach Inputs, wie die Basler Innenstadt belebt werden könnte.