2000 Leihvelos will der Kanton in Basel anbieten. Die ersten stehen seit September bereit. Ein Test der bz zeigt: Viel mehr als das tun sie bisher nicht.
In Basel verkehren Zweiräder aller Art, vom Rennvelo bis zum elektrischen Flitzer sieht man alles. Seit September sollten auch die Velos des Leihsystems des Kantons auf den Strassen unterwegs sein. 150 der roten Zweiräder hat die Firma Velospot bisher in Basel verteilt. Rollend sieht man die Velos allerdings nur selten – im Gegensatz etwa zu den Stromrädern von Pick-e-Bike, die nach ihrem Start schnell zum Stadtbild gehörten.
In den vergangenen Wochen hat die bz 20 der verfügbaren Fahrräder von Velospot unauffällig markiert. Je ein schwarzer Kleber wurde jeweils an eine Speiche oben oder unten angeklebt. So zeigte sich, welche der Fahrräder gefahren wurden und welche nur da standen. Das Resultat: Nach den ersten drei Tagen wurde keines der markierten 20 Velos benutzt, zwei Tage später gerade mal eines. Nach zehn Tagen und einer mittlerweile verschickten Anfrage an die Verantwortlichen hatten sich immerhin vier der Fahrräder bewegt. Innert eineinhalb Wochen standen 16 der 20 markierten Velos also nur herum.
Trotzdem zeigt sich der Kanton auf Anfrage zufrieden: Nicole Ryf vom Bau- und Verkehrsdepartement (BVD) sagt: «Bisher ist die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer noch überschaubar, dies ist aber auch der aktuell noch geringen Anzahl Stationen und Velos in der Stadt geschuldet.» Zudem seien die Leute im Herbst und im Winter eher weniger unterwegs mit dem Velo. Erste Erhebungen oder auch belastbare Zahlen könnten erst im kommenden Sommer gemacht werden.
Auch François Kuonen, CEO von Intermobility, der Betreiberfirma von Velospot, sagt, die bisherigen Zahlen seien vielversprechend. Doch es lägen noch keine fundierten Daten vor, diese könne man erst im Sommer 2022 erheben. «Bis dahin ist das System von Velospot Basel weiter ausgebaut und die Velosaison ist nach den Wintermonaten wieder gestartet», sagt Kuonen.
Ausserdem sei das Feedback der Kundinnen und Kunden sehr positiv. Die positive Rückmeldung erklärt er unter anderem damit, dass Velospot mit einem vielfältigen Angebot für diverse Nutzergruppen aufwartet. «Der Ausleih- und Abstellvorgang funktioniert gut und die Fahrräder werden als qualitativ hochwertig beschrieben. Die Zufriedenheit der Kunden wird mit dem Ausbau der Stationen bis Herbst 2022 weiter steigen», betont der CEO von Intermobility.
Wenn man aber einen Blick in die Bewertungen im Google-Play-Store und Apple-App-Store wirft, kommt man zu einem anderen Schluss: Die meisten Benutzer geben nur das Minimum von einem Stern.
«Veloschrott statt Velospot wäre passender»,
schreibt ein Nutzer. Sein Urteil ist vernichtend: «Unübersichtlich, kundenunfreundlich und nicht zu gebrauchen.» Eine andere Userin fragt: «Welcher Wissenschafter hat das wieder programmiert?» Die Verantwortlichen zeigen sich davon unbeeindruckt: Das BVD verweist darauf, dass die schlechten Bewertungen vor dem Basler Start am 22. September 2021 geschrieben worden sind. Damals habe man die App überarbeitet. Allerdings: Auch die bisher fünf Bewertungen seit der Aktualisierung der App sind durchwegs negativ. Die zuvor zitierten Aussagen wurden nach dem Basler Start verfasst.
Auf die Frage, wie viele Kilometer bisher mit den Leihvelos gefahren wurde, kann Kuonen noch keine Angabe machen. Das System sei noch in der Implementierungsphase und daher gäbe es keine zuverlässigen und referenzierten Angaben. «Diese werden verfügbar sein, sobald der erste Ausbauschritt mit etwa 1000 Velos und 200 bis 250 Stationen umgesetzt ist», sagt er. Am Ende sollen es 2000 Velos an 350 Stationen werden.