Hochschule
Nur 17 Prozent aller Professoren an der Uni Basel sind Frauen

Für die Basler Ständerätin Anita Fetz ist eine Fakultät ohne Professorin ein No-go. In den Fächern Theologie und Psychologie unterrichten heute nur Männer.

Muriel Mercier
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In der Theologischen Fakultät geht es um die Nachfolge von Professor Ekkehard Stegemann. Man wünschte sich eigentlich eine Frau – wahrscheinlich macht nun doch ein Mann das Rennen.

In der Theologischen Fakultät geht es um die Nachfolge von Professor Ekkehard Stegemann. Man wünschte sich eigentlich eine Frau – wahrscheinlich macht nun doch ein Mann das Rennen.

Martin Töngi

An der Theologischen Fakultät der Universität Basel kommen die Frauen schlecht weg: Neun Professoren unterrichten ihre Studenten – und alle sind männlich (bz berichtete). «Das ist ein absolutes No-go für eine öffentlich finanzierte Institution», empört sich die Basler Ständerätin Anita Fetz. «Es kann mir niemand verklickern, dass es in der Theologie keine qualifizierten Frauen gibt.» Die Diskussion gipfelt in der Tatsache, dass der abtretende Professor Ekkehard Stegemann mit grosser Wahrscheinlichkeit ebenfalls von einem Mann ersetzt wird.

Psychologie hat auch keine Frauen

Das Theologische Institut ist aber nicht das einzige an der Uni Basel, das mit einer Frauenquote von 0 Prozent brilliert. Führt man sich nämlich den Jahresbericht 2012 zu Gemüte, liest man von insgesamt 277 hauptamtlichen Professoren, die in Basel tätig sind. 231 davon sind Männer, 46 – und somit knapp 17 Prozent – sind Frauen. Auch an der Fakultät für Psychologie sind die insgesamt fünf hauptamtlichen Professoren Männer. Am besten teilen sich die beiden Geschlechter an der philosophisch-historischen Fakultät ihre Posten: 15 Frauen, 22 Männer – das bedeutet einen männlichen Anteil von 61 Prozent.

Anita Fetz hat eine klare Richtlinie: «An einer Fakultät soll die Anzahl weiblicher Professoren im Minimum dem Anteil weiblicher Studenten entsprechen.» Im Jahr 2012 besuchten 58 Frauen und 66 Männer Seminare und Vorlesungen am Theologischen Institut. Umgerechnet sassen also rund 47 Prozent weibliche Studenten im Seminar am Nadelberg. An der philosophisch-historischen Fakultät waren im letzten Jahr 1998 Frauen sowie 1167 Männer eingeschrieben – eine Studienrichtung, die mehrheitlich von Frauen belegt wird.

Basel ist im Durchschnitt

Im schweizweiten Vergleich des Frauenanteils bei Professuren befindet sich Basel genau im Durchschnitt. 28 Prozent der Professoren in den Geistes- und Sozialwissenschaften sind Frauen. Somit ist dies die Fachrichtung mit dem grössten weiblichen Professorenanteil. Am wenigsten – mit 9,5 Prozent – gibt es Professorinnen bei den Technischen Wissenschaften.

Das Bundesamt für Statistik hält in seiner neusten Erhebung aus dem Jahr 2010 zum Thema «Frauen und Männer an den Schweizer Hochschulen» fest, dass «eine Abnahme des Frauenanteils bei steigender Hierarchiestufe» zu beobachten ist. Bei den Professuren habe sich der Frauenanteil im Vergleich zu 2002 um zwei Drittel erhöht und liegt heute bei – eben – 17 Prozent.

Die Basler Ständerätin Anita Fetz ihrerseits hofft nun inständig, dass sich das Verfahren rund um die Auswahl von Professor Ekkehard Stegemanns Nachfolge korrigieren lässt. «Wenn das nicht geht, stelle ich das Verfahren infrage.» Sie doppelt nach: «Ich würde dann ein Fragezeichen setzen, ob die Fakultät noch Gelder von der Stadt erhalten soll.»