Stadtoriginal wird 80
Ohrwürmer für die Ewigkeit – Komponist Arth Paul feiert runden Geburtstag

Ohne die Musik von Arth Paul wäre die Basler Fasnacht nicht dieselbe.

Hannes Nüsseler
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Arth Paul mit den «Pfyfferli»-Figuren von 2008. Bild: zvg/Theater Fauteuil

Arth Paul mit den «Pfyfferli»-Figuren von 2008. Bild: zvg/Theater Fauteuil

Theater Fauteuil

Arth Paul und die Fasnacht, das war keine Liebe auf den ersten Pfiff. «Fürchterlich!», erinnert sich der 1940 geborene Wahlbasler in einem Interview, das Christian Dueblin 2009 mit ihm führte. «Dieses schrille Pfeifen überall, der Lärm und das Durcheinander.»

Trotzdem packte den klassisch ausgebildeten Musiker der Ehrgeiz: Mitte der Sechzigerjahre trat er der Barbara-Clique bei und nahm gar an einem Preispfeifen teil. Der 82. Rang vermochte seine neu entdeckte Leidenschaft nicht zu dämpfen: Arth Paul wirkte am «Mimösli» im Häbse-Theater mit, schrieb Märsche («Lisettli», «Das Dreiörgeli») sowie die Musik für zwölf «Pfyfferli» im Theater Fauteuil.

«Seit Jahrzehnten berührt Arth Paul als Fauteuil-Hofkomponist gleichermassen Publikum und Team», sagt Theater-Koleiterin Caroline Rasser. «Seine Melodien sind Ohrwürmer für die Spalenberg-Ewigkeit.»

Von der Klassik zum Jazz und dann nach Basel

Als Arthur Paul Huber 1940 in Wien geboren wird, deutet wenig darauf hin, dass er dereinst fester Bestandteil der Basler Klanglandschaft werden würde. Er studierte am Konservatorium, lernte Klarinette und Klavier. «Ich hätte als junger Musiker bei den Philharmonikern in Wien einsteigen können», erklärt er im selben Interview, doch das Interesse am Jazz war stärker. 1958 zog Arth Paul mit einem Trio nach Frankfurt und spielte dort in Offiziersclubs für die US-amerikanischen GIs.

Ein Jahr später verliebte sich Arth Paul in Basel – oder vielmehr in eine Baslerin. Er liess sich in der Stadt nieder, fand ein Auskommen als Komponist und vertonte Spiel- und Dokumentarfilme sowie rund 750 Werbespots, unter anderem für das Schweizer Fernsehen.

Bis der damalige Eigentümer des Fauteuils anklopfte und Arth Paul bat, Chef-Musiker des Theaters zu werden. «Ich kenne Arth Paul seit meiner Kindheit», erzählt Caroline Rasser. «Er hat damals schon viel mit unserem Vater zusammengearbeitet und ist seither ein Freund der Familie.» So seien sie schon immer beruflich und privat verbunden gewesen. «Intensiv arbeiteten wir seit Mitte der Neunzigerjahre zusammen, als mein Bruder und ich das Theater übernahmen.»

Während seiner Betätigung fürs Fauteuil fing sich Arth Paul das Bühnenfieber ein

Er begann, mit Sabine Rasser – Tochter von Alfred «HD-Läppli» Rasser – selbst Kabarett zu spielen, für das der Wiener Liedermacher und grosse Spötter Georg Kreisler Musik beisteuerte. Kreisler war es auch, der Arth Paul zu diesem Schritt ermutigte, und dieser revanchierte sich, indem er seinem Landsmann 1995 die erste Wohnung in Basel vermittelte.

Das Schwarzhumorige verband den Komponisten auch mit dem Schweizer Dramatiker Friedrich Dürrenmatt, der bei einer Flasche Wein gerne über Gott und die Welt nachsann. Aus der Freundschaft entstanden die Bühnenmusiken zu Stücken wie «Die Panne», «Die Physiker» und «Achterloo».
Morgen feiert Arth Paul seinen 80. Geburtstag.

«Unsere Zusammenarbeit ist stets inspiriert und frisch, auch nach so vielen Jahren», sagt Caroline Rasser, «eine wahre kreative Freude.» Die bz wünscht dem Jubilar viel Glück und gute Gesundheit: Möge ihm die Zeit bis zum nächsten Morgestraich nicht lang werden.