Kleinhüningen
Opposition aus dem Quartier gegen Hafen-Pläne

Der Quartiertreffpunkt Kleinhüningen fordert, der Hafen dürfe nicht verdrängt werden. Er sei unter anderem als Schutzwall gegen die geplanten Luxuswohnungen wichtig.

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Am Westquai des Hafenbeckens 1 (Vordergrund) soll ab 2029 ein Stadtteil entstehen. Dafür muss unter anderem Swissterminal (rechts im Bild) weg.

Am Westquai des Hafenbeckens 1 (Vordergrund) soll ab 2029 ein Stadtteil entstehen. Dafür muss unter anderem Swissterminal (rechts im Bild) weg.

Martin Toengi

«Dass die Stadtentwicklung gegenüber dem Hafen Priorität geniesst, ist ein grosser Fehler.» Damit brachte die grüne Basler Grossrätin Tonja Zürcher aus Sicht des Quartiertreffpunkts Kleinhüningen zum Ausdruck, was im Hafen hinter vorgehaltener Hand die gängige Meinung ist: Wohnen auf der Klybeckinsel und Güterumschlag im unmittelbar anschliessenden Hafenbecken 1 wird zu Konflikten führen.

Zürcher kritisierte an einer Veranstaltung der Schiffer- und Seeleute-Gewerkschaft Nautilus, der Hafen werde mit dem geplanten Gateway Basel Nord und dem dazugehörenden Hafenbecken 3 nicht ausgebaut, sondern verschoben und durch den Verlust des Westquais verkleinert. Der Hafen sei für das Quartier aber wichtig: unter anderem als Schutzwall gegen eine Stadtdentwicklung mit Luxuswohnungen, die den Charakter des Arbeiterquartiers verändern würde. Sie forderte: «Die Hafenentwicklung muss Vorrang geniessen. Erst wenn dabei Brachen entstehen, soll darauf günstiger Wohnraum entstehen.» Sie wandte sich gegen Luxuswohnungen, wie sie unter dem Stichwort «Rheinhattan» diskutiert werden. Der Haken an Zürchers Position: Dass Basel-Stadt den Baurechtsvertrag für den Westquai nicht über 2029 hinaus verlängert, wurde bereits 1999 beschlossen, und es dürfte schwer werden, den damaligen Beschluss umzustossen.

Interesse an guten Arbeitsbedingen

«Uns als Gewerkschaft interessiert vor allem ein guter Hafen, in dem die Arbeiter mit möglichst wenig Stress arbeiten können», hatte der Nautilus-Sekretär Holger Schatz die Diskussion eingeleitet. «Drum tut Euch doch zusammen», forderte er von den Vertretern der beiden sich konkurrenzierenden Container-Terminalprojekte, die aus der geplanten Aufgabe des Westquais entstanden sind.

Obs an dieser Aufforderung oder an der noch laufenden Mediation lag – Hafensprecher Simon Oberbeck und Heinz Amacker, CEO der Reederei Danser Schweiz, taten sich nicht weh. Oberbeck erklärte das in der Projektierung fortgeschrittene Terminal Basel Nord: Ein Containerumschlags-Bahnhof mit angeschlossenem Hafenbecken, der einen Paradigmenwechsel darstellt: Kommt bisher die Bahn zum Schiff, so soll in Basel Nord das Schiff zur Bahn kommen. Zuerst wird in zwei Schritten bis 2021 der Containerbahnhof für den Umschlag Schiene-Schiene und Schiene-LKW gebaut. Hier ist die Gateway Basel Nord AG federführend. Für den Bau des Hafenbeckens 3 sind anschliessend die Schweizerischen Rheinhäfen zuständig.

Amacker stellte das von zwei Hafenfirmen und seiner Reederei geplante Containerterminal Weil (CTW) direkt am Rhein vor. Dieses Konsortium sei für 60 Prozent des Container-Umschlags in den Schweizerischen Rheinhäfen verantwortlich. Es geht für die am CTW beteiligte Firma Swissterminal vor allem um den Ersatz ihres heutigen Terminals am Westquai.

Ausgeklammert blieb der Grundkonflikt: Gateway Basel Nord soll die Schweizer Terminallandschaft zentralisieren, um durch Effizienzgewinn die Schiene für den Containertransport im Inland gegenüber der Strasse konkurrenzfähiger zu machen. Diese Zentralisierung ist für die Frenkendörfer Swissterminal als Betreiber mehrerer dezentraler Terminals existenzbedrohend. Swissterminal hat deshalb ein grosses Interesse daran, das Gateway Basel Nord zu verhindern. Ob sich aber zwischen der Grünen Tonya Zürcher und der Firma Swissterminal eine Allianz abzeichnet, oder ob die Gemengelage sich nur weiter kompliziert, wurde gestern nicht klar.