PERSÖNLICH
Hilfe, ich bin ein Meme

Wie es ist, plötzlich als Meme im Internet zu kursieren. Und das mit einem Bild, von dem man sich wünscht, es wäre nie entstanden.

Zara Zatti
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Ein Opfer der Memekultur.

Ein Opfer der Memekultur.

Instagram/Kenneth Nars

Es gibt ein Bild von mir im Internet, von dem ich mir wünsche, es wäre nie dort gelandet. Am Entstehungstag des Fotos agierte ich als Maskenmodel. Es war der Tag im Sommer, an dem die Maskenpflicht im ÖV eingeführt wurde. Ich schrieb einen Artikel darüber. Und weil es bis dato noch fast keine Bilder von Menschen mit Maske im Bus gab, sollte die Praktikantin mit unserem Fotografen ein kurzes Fotoshooting im Bus absolvieren. Doch dann verbarrikadierte sich ein Mann im Baselbiet in seiner Wohnung und es fielen Schüsse. Die Praktikantin – als einzig Anwesende dem Autofahren mächtig – wurde zum Fahrer für den zuständigen Redaktor umfunktioniert. Ich sprang für sie im Bus ein.

Das so entstandene Bild von mir ist schrecklich. Schon am Vorvortag hätte ich meine Haare waschen sollen, und band sie zu einem wilden Dutt zusammen. Ich sehe gänzlich unvorteilhaft aus. Egal, dachte ich mir, wird schon niemand sehen, den ich kenne. Da der Artikel mit meinem Bild aber von mir selbst geschrieben war, tauchte das Foto bei der Google-Suche nach meinem Namen auf. Irgendwann rutsche es in der Bildersuche jedoch so weit runter, dass ich dachte, die Geschichte sei gegessen.

Doch letzte Woche dann der grosse Schock: Nichtsahnend scrolle ich durch meinen Instagram-Feed: Plötzlich taucht da dieses Bild von mir im Bus auf. Ich kann es nicht glauben, möchte es ignorieren, schau es trotzdem an. Auf der Instagram-Seite «safe lustig» hat jemand mit meinem Bild ein Meme erstellt. Und nicht nur eins – eine ganze Bildergalerie mit Sprüchen, was die Leute unter der Maske wirklich denken. Auf dem letzten wurde mir eine Sonnenbrille ins Gesicht retuschiert.

1'008 Likes hat das – nicht einmal lustige Meme – erhalten. Meine 15 Minuten Ruhm hatte ich jetzt wohl.