Die Jungen kennen die strippenden Cola-Fensterputzer nicht mehr. Auch «The Matrix» sagt ihnen nichts. Wie sagte Herbert Grönemeyer: Bleibt alles anders. Ach ja: Auch der ist Unter-20-Jährigen kaum mehr bekannt.
Vor dem Fenster taucht ein Helm auf. Ein Fensterputzer. «Haltet euch bereit!», rufe ich den Kolleginnen im Büro zu. «Er wird gleich sein T-Shirt ausziehen, um seine Muskeln zu präsentieren!» Von den Damen: Nur fragende Blicke. «Kennt ihr denn die Cola-light-Reklame nicht mehr?» Noch mehr fragende Blicke.
So merkt man, dass man älter wird. Die TV-Spots wurden in den 90er-Jahren rauf und runter gespielt, mit den «Diet-Coke-Men», strippende Fensterputzer, später Bauarbeiter und Gärtner. Wo immer man damals einen Fensterputzer sah, summte man die Melodie der Musik im Spot: «I Just Want to Make Love to You» von Etta James. Jetzt summt niemand mehr.
Oder die 2000er-Jahre. Sobald es irgendwo laut knallte, machten wir in der Schule den Matrix-Move: Wir drehten mit den Armen, beugten uns nach hinten. Als würden wir Patronen ausweichen – wie Keanu Reeves als Neo in «The Matrix», dem selbstverständlich besten Science-Fiction-Film aller Zeiten. Als ich den «Matrix-Limbo» vor einer 15-jährigen Bekannten machte, dachte sie, ich hätte einen Anfall. Immerhin: Keanu Reeves war ihr bekannt.
Letzthin kannte eine junge gescheite Kollegin Herbert Grönemeyer nicht. Ich sagte: «Mensch!». Sie guckte nur leer. Ich sagte, «Besser, Du gehst jetzt! Sonst krieg’ ich Flugzeuge im Bauch.» Auch damit konnte sie nichts anfangen. Ich ging heim. Dort griff ich nach dem Sanitäter in der Not und Rettungsboot.
Herbert hat Recht: Alles bleibt anders.