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Sie ist Deutsche. Und sie übernimmt für den Zürcher Frauenverein das Café Spitz mit dem zugehörigen Hotel Merian.
Dort prallt sie auf die Welt der huttragenden Männer am Vogel Gryff. Davor hat Petra Emmel zwar Respekt, aber sie weiss auch schon jetzt, dass das hinhauen wird. Ohnehin hat sie viel vor mit dem alten Gebäude. Erste Veränderungen sind bereits zu sehen: In jedem Hotelzimmer liegt nun eine Yogamatte bereit, das Restaurant heisst neu «Brasserie» und modernere Lampen geben dem Traditionslokal einen jugendlicheren Touch. Die bz trifft Emmel am Freitagmittag zum Gespräch, als die Umbauarbeiten in vollem Gang sind: Gärtner trimmen die Hecken auf der Terrasse, neue Matratzen werden in die Zimmer getragen und einige Angestellte testen soeben das Frühstücksbuffet.
Petra Emmel: Es war für mich wie eine Heimkehr. Ich war zwar knapp vier Jahre weg und habe in Zürich gearbeitet, zuvor war ich aber für das Hotel Ramada im Messeturm tätig. Nun bin ich erst seit einer Woche wieder da und habe bereits wieder ehemalige Wegbegleiter treffen können. Als ich mitbekommen habe, dass die Sorell Gruppe das Haus übernimmt, habe ich mich sofort beworben.
Schon zuvor hatte ich erste Termine, um das Hotel zu vernetzen und habe dabei auch alte Kontakte spielen lassen. So beteiligen wir uns in diesem Jahr an der Adväntsgass, was bisher nicht der Fall war. Ich will noch nicht zu viel verraten, aber wir werden einen Stand haben. Generell: Die Rheingasse hat sich sehr toll entwickelt.
Alle bisherigen Umbauarbeiten sind in dieser Woche geschehen. Im Restaurant haben wir die Wände gestrichen, neue Lampen montiert und die Karte aufgefrischt. Es ist ein enormer Kraftakt. Das Haus war noch bis vor rund einer Woche geöffnet.
Ich möchte es noch bekannter machen. Mir ist wichtig, dass es wieder zum Wohn- und Esszimmer der Baslerinnen und Basler wird. An Traditionen möchte ich festhalten, das Spitz ist ja das Zentrum des Vogel Gryffs. Hier lerne ich auch noch dazu, vom Messeturm war ich weiter weg. Ich habe mich bereits mit den Meistern der Ehrengesellschaften getroffen – einen schwarzen Hut muss ich allerdings noch kaufen. Das muss ich mir echt aufschreiben, ich habe ja zwei Tänze.
Ich möchte ein jüngeres Publikum erreichen. Eine Bar wird es nicht geben, aber das Angebot im Getränke- und Speisebereich wird sicher anders werden. Noch habe ich die neue Karte selber noch nicht gesehen, doch wir wollen uns einem breiten Publikum öffnen.
Ja sicher. Ich möchte die Terrasse zur Brücke hin auf jeden Fall offener gestalten und die Treppe auf der anderen Seite zum Rheinufer öffnen – die war bislang ja geschlossen. Dort sind ja die Leute! Das macht schon viel aus, denke ich mir.
Genau, das habe ich auch gehört. Natürlich wird daraus keine Szenebar, aber auch diese ist neu gestaltet. Ich möchte warme Küche bis halb elf anbieten und man soll auch noch um 21 Uhr einen zwitschern können. Das wird geändert. Heute Morgen haben wir das Frühstücksbuffet getestet, das sich vor allem an die Hotelgäste richtet – aber auch sonst können Gäste bei uns frühstücken. Was hingegen bleibt, ist das Team: Wir haben die Mitarbeiter übernommen.
Es wird schon klassische Brasserie-Küche geben. Ich möchte aber wieder das Spitz als Fischrestaurant etablieren. Dieser Ruf hat sich in letzter Zeit etwas verwässert und das möchte ich wieder moderner interpretieren. Wir sind ja am Rhy!
Nein, überhaupt nicht. Viele freuen sich auf neuen Wind und ich möchte ja auch nicht mit Traditionen brechen: die Ehrengesellschaften bleiben und auch die Fasnachtsclique Olympia. Mir ist bewusst, dass sich vieles erst einspielen muss, aber dafür werde ich mich bemühen, als Gastgeberin an der Front aufzutreten. Es sollen allerdings nicht nur Männer hier verkehren: Schon nächsten Monat sind wir Gastgeber zur Gründung eines Frauennetzwerks.
Ich habe schon grossen Respekt, doch. Ich bin selber ja keine Baslerin und bin hier nun «zmitzt drin». Uns werden auch Fehler unterlaufen, da hoffe ich auf die Nachsicht der Basler.
Bis in zwei Jahren soll ein grosser Komplettumbau vorgenommen werden. Das Projekt befindet sich noch in der Planung. Es ist aktuell die Rede davon, den Anbau zu entkernen und ein neues Hotel zu erstellen. Die denkmalgeschützten Bereiche, der Meriansaal etwa, lassen sich indes nicht stark umbauen. Ein Viersternehotel soll es bleiben.