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Nach dem Finanzdebakel im Historischen Museum äussert sich Kulturchef Philippe Bischof zur Basler Museenlandschaft. Er will mit einer neuen Strategie künftige Finanzlöcher verhindern.
Philippe Bischof: Es sind intensive Wochen. Die Museen beschäftigen uns momentan intensiv. Wir bemühen uns darum, dass ihre Arbeit ruhig weitergehen kann, und um eine korrekte Darstellung der komplexen Situation um das Historische Museum.
Das ist so. Wir waren wegen des Finanzkontrollberichts bezüglich des Historischen Museums mit der Geschäftsprüfungskommission (GPK), der Bildungs- und Kulturkommission (BKK) und der Finanzkommission (Fiko) im Gespräch. Von uns aus war klar, dass diese Berichte vertraulich sind und nicht vor Abschluss der Beratungen der Öffentlichkeit kommuniziert werden sollen. Es war nicht unsere Absicht, etwas unter dem Deckel zu halten. Für uns ist es aber ein vertraulicher Prozess.
Wir wissen es nicht. Wir jedenfalls haben kein Material an die Medien weitergegeben. Nachdem aber Informationen rausgegangen waren, haben wir uns entschieden, aktiv zu informieren.
Das ist falsch. Die Sammlung bleibt erhalten. Das Kutschenmuseum wird schliessen, weil die CMS Eigenbedarf geltend macht. Wir haben eine andere Lösung gesucht und keine gefunden. Das Historische Museum wird die Kutschen und Schlitten in einem Depot unterbringen. Die wenigen privaten Leihgaben werden an ihre Besitzer zurückgegeben. Der Rest wird konserviert, zudem plant das Museum einen Ausbau der digitalen Präsentation.
Das ist leider so. Aber nun gibt es ein privates Museumsprojekt von Hü-Basel, dass wir sehr begrüssen. Allerdings ist das Projekt finanziell und konzeptionell noch nicht genügend ausgereift. Sobald es betrieblich und finanziell spruchreif ist, wird es vom HMB geprüft. Es wäre ein Gewinn, wenn es realisierbar wäre.
Die staatlichen Museen haben einen gesetzlich definierten und politisch gewollten Sonderstatus. Sie sind einerseits direkt der Abteilung Kultur unterstellte Dienststellen des Kantons, haben aber andererseits laut Museumsgesetz finanzielle und inhaltliche Selbstständigkeit. Sie haben ein Globalbudget und können dank einem Bonus-Malus-System Reserven bilden und die in einem Jahr gemachten Verluste im nächsten Jahr ausgleichen. Dank diesem Spielraum und der Unabhängigkeit können Museen überhaupt über mehrere Jahre hinweg planen.
Diese ist wegen der operationellen Autonomie der Museen in der Tat schwierig. Für Budget und laufende Kontrolle sind die Museumsleitungen selbst zuständig. Die Aufsichtspflicht des Präsidialdepartements besteht in der Prüfung der Hochrechnungen. Dreimal pro Jahr werden die laufenden Budgets geprüft. Abweichungen ab 100 000 müssen vom Museum begründet werden.
Selbstverständlich. Ende Mai 2015 wurde eine Budgetabweichung festgestellt. Die Begründung war aber absolut plausibel und ein Ausgleich übers Jahr wurde in Aussicht gestellt. Wie wir heute wissen, beruhte die Begründung aber auf falschen Annahmen der Direktion, auf Drittmitteln, die nicht vorhanden waren, und auf zu hohen Einnahmen.
Die BKK hat keine Budgetkompetenz und keine operative Verantwortung. Die Finanzkommission prüft die Jahresrechnung. Nach der Trennung von Marie-Paule Jungblut im September 2015 haben wir routinemässig die Finanzkontrolle eingeschaltet, um eine saubere Übergabe an die interimistische Direktorin Gudrun Piller zu ermöglichen. So kamen die Fakten an den Tag.
Wir wollen die Museen nicht ersticken. Sie brauchen Freiheit in Planung und Gestaltung. Wir überprüfen aber zur-zeit die Kontrollmechanismen.
Das ist eine der grossen Lehren aus dem Fall Jungblut. Das wird wichtig sein bei der HMB-Neubesetzung.
In der Kommunikation zwischen der Direktion und privaten Stiftungen, Sammlern und Geldgebern gab es sicherlich Schwierigkeiten. Wichtig ist, dass hier das Vertrauen wieder hergestellt wird. Die Basler Museen brauchen eine enge Zusammenarbeit mit Privaten, und ich habe den Eindruck, dass dies weitgehend auch gut funktioniert. Grundsätzlich muss das Verhältnis immer wieder neu verhandelt werden, weil die Interessen von Sammlern und Museen oft unterschiedlich sind.
Die Museen machen die Programme, nicht das Präsidialdepartement. Ich bin der Überzeugung, dass die Pflege der Sammlungen und aktuelle Ausstellungsthemen bestens miteinander zu verbinden sind. Die beiden Ziele dürfen nicht in Konkurrenz stehen, sondern sollten sich fruchtbar ergänzen.
Im Herbst werden wir die neue Museumsstrategie der Regierung vorlegen. Und wir werden darin aus aktuellem Anlass auch auf die eingangs angesprochene Frage der Steuerung und Kontrolle der Museen eingehen: Aber ich will und kann hier dem Regierungsrat nicht vorgreifen.