Foodwaste
Pöbelnde Profiteure: Hieber entfernt Container mit Gratis-Lebensmitteln

Der deutsche Supermarkt Hieber stellt sein Foodsharing-Projekt ein. Was als Hilfe für Arme gedacht war, nutzen am Schluss zu viele Rüpel. Hieber will aber nicht aufgeben.

Franziska Zambach
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Hieber hat seine Foodsharing-Boxen vor dem Supermarkt entfernt. Sie hätten zu viele Pöbler angezogen.

Hieber hat seine Foodsharing-Boxen vor dem Supermarkt entfernt. Sie hätten zu viele Pöbler angezogen.

Zur Verfügung gestellt

Im Kampf gegen die Verschwendung von Lebensmittel startete der deutsche Supermarkt Hieber einen Pilotversuch. Ab September 2017 standen in Schopfheim und im grenznahen Nollingen bei Rheinfelden zwei begehbare Container. Die Regale im Inneren waren mit Obst, Gemüse oder Brot gefüllt, das nicht mehr verkauft werden durften. Auch gab es einen Kühlschrank für Milchprodukte. Zwischen 8 und 20 Uhr konnte sich jeder an den abgelaufenen Lebensmitteln bedienen.

Er wolle «ein Zeichen gegen die wahnsinnigen Lebensmittelverschwendung setzen», sagte Dieter Hieber, der Inhaber der südbadischen Supermarkt-Kette, damals zur bz. Nun muss er einsehen, dass das nicht so einfach ist. Wie «Barfi.ch» vermeldet, stellt Hieber sein Pilotprojekt ein.

Das Angebot wurde zwar rege genutzt. «Täglich warteten rund fünfzehn Personen vor der Box, mit der Zeit kamen mehr», berichtet Hieber. Jedoch tummelten sich auch immer mehr Rüpel bei den Boxen.

«Es gab Leute, die sich vordrängelten, die mitgebrachten leeren Taschen füllten, um möglichst viel von der Gratis-Ware abzustauben», berichtet Hieber. Selbst die Angestellten hatten Angst zu den Boxen zu gehen. Teilweise seien sie geschubst oder beschimpft worden.

Hieber zog die Notbremse. Die Container wurden «als Warnschuss» für zwei Wochen geschlossen. Die Manieren müssten sich bessern, sonst würden die Boxen entfernt, hiess es in einem Hinweis.

Nach der Wiedereröffnung verbesserte sich die Situation. Der Frieden war aber von kurzer Dauer. Bald kamen die Rüpel zurück und Hieber zog die Konsequenzen. Das Pilotprojekt wurde abgeblasen, die Container entfernt.

Hieber will trotz der Enttäuschung nicht ganz aufgeben. Der Supermarkt verschenkt nun die nicht mehr verkaufbaren Lebensmittel an sogenannte Tafelläden in der Region. Diese geben die erhaltenen Lebensmittel wiederum gratis weiter. Ausserdem arbeite er an einer Lösung, das Projekt innerhalb der Läden weiterzuführen.