en PASSant
Protz, Prunk und Paranoia in Paris

Während der Fussball-Europameisterschaft bereist bz-Redaktorin Céline Feller neun Städte und besucht zehn Spiele in fünf verschiedenen Stadien. Im Blog «en PASSant» erzählt sie von den Nebenschauplätzen der EM – von Streiks, Sicherheitsmassnahmen und Sauftouren.

Céline Feller
Céline Feller
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In Paris wird man zurzeit überall kontrolliert. (Archiv)

In Paris wird man zurzeit überall kontrolliert. (Archiv)

KEYSTONE

Ici c’est Paris. So heisst der Slogan des berühmtesten Fussballclubs der Stadt, Paris St. Germain. Letzterer steht für Protz und Prunk. Zumindest seit er von einem katarischen Scheich übernommen wurde. Protz und Prunk – das ist Paris. Sensationelle, mit Gold verzierte Grossbauten wie jene der Oper, des Louvre oder des Regierungssitzes prägen das Stadtbild. Aber Paris ist nicht mehr das Paris, das es mal war. Nicht mehr seit dem 13. November letzten Jahres. Denn Paris, das ist auch Paranoia. Die Sicherheitskontrollen gehören hier zum Alltag.

Wurden wir in den anderen französischen Städten gerade mal beim Betreten des Fussballstadions kontrolliert, kommt man hier so gut wie nirgends rein ohne Kontrolle. Beim Eingang zu einer x-beliebigen Metro-Station? Taschenkontrolle. Beim Versuch, unter den Eiffelturm zu kommen? Taschen- und Abtastkontrolle. Unsere beiden Kollegen wurden gar beim Betreten des Gare de Lyon zweimal kontrolliert. Inklusive Durchsuchen ihrer Koffer. Und dann ist da natürlich noch das Stade de France. Der Ort, der bei den Attentaten Schauplatz eines noch nie da gewesenen Massakers hätte werden sollen. Dort wird die Pariser Paranoia am deutlichsten. Beim Einlass für das Achtelfinale zwischen Italien und Spanien wurden wir dreimal kontrolliert. Und nicht nur für die Sicherheit vor Terror wird gesorgt. Am Pariser Stadioneingang gibt es auch tatsächlich noch – Pariser.

Wenn ich an die Tage in der französischen Hauptstadt zurückdenken werde, werden als erstes nicht Bilder des Eiffelturms, der Seine oder der Sacré-Coeur vor meinem inneren Auge aufblitzen. Sondern die der Kontrollen. Auch deshalb werde ich die Stadt nicht vermissen. Aber nicht nur deshalb. Denn Paris – ich mag es nicht. Es ist dreckig, chaotisch und die Menschen sind unglaublich unfreundlich. Da wäre ich lieber bei den irischen Fans in Lyon geblieben. Denn endlich haben wir die beliebtesten Anhänger dieser EM live erlebt. Rund um das Spiel der Iren gegen Frankreich in Lyon waren auch wir für einen Tag irisch. Lebensfreude, Freundlichkeit und Offenheit der Iren – sie stecken an. Mit welchen Fans kann man nach dem Ausscheiden ihres Teams bis um drei Uhr in der Früh vor einer Kirche lauthals singen, trinken und lachen? Eben. Die Iren, sie werden mir fehlen. Es bleibt nur die Hoffnung, dass die legendären Insulaner nun an jeder Endrunde teilnehmen werden. Und am besten nie ausscheiden. Denn sie verwandeln jeden Ort in eine Party. Das ist Irland. Das ist Fussball.