Roli Frei
Roli Frei wünscht sich eine Spitex für ältere Musiker

Der Basler Künstler denkt auch mich 60 Jahren nicht ans Aufhören. Im Gespräch mit der bz sagt er aber, dass sich seine Suche nach Fördergeldern zunehmend schwieriger gestaltet.

Jasmin Grasser
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Roli Frei stellt sich im Basler Parterre den Fragen der bz

Roli Frei stellt sich im Basler Parterre den Fragen der bz

Juri Junkov

Die bestellte Linsensuppe im Restaurant Parterre kommt schnell, obwohl die Mittagszeit bereits vorüber ist. «Sie schmeckt hervorragend», versichert Roli Frei. Zum Essen kommt der fast 60-jährige Basler Musiker in den nächsten eineinhalb Stunden kaum. Er hat viel zu berichten.

Seine Lieder erzählen von seinem Leben: Emotional, sanft oder wütend schildert er Geschichten, die getragen werden von Folk und Blues und von Liebe, dem Tod sowie von Situationen dazwischen handeln.

Musik als Ventil

«Musizieren ist für mich das Ventil, um mich mit meinen Schwächen auseinander zu setzten.» Sich den eigenen Emotionen zu stellen, hilft, ihm mit diesen umzugehen und ist die Grundlage seines Schaffens. «Ich kann nicht einem bestimmten Format entsprechen», sagt Frei. «Ich brauche Emotionen, meine Stimme, meine Musik lebt davon.»

Obwohl er in den 70er- und 80er-Jahren weltweit Konzerte spielte, war Networking nie sein Ding. «Schon früher brauchte ich nach Konzerten meine Ruhe.»

Tourneen mit Joe Cocker

Wenn der Musiker von der Vergangenheit spricht, erzählt er von der Zeit bei «Circus» und der «Lazy Poker Blues Band», mit der er im Vorprogramm die Comeback-Tour von Joe Cocker in Deutschland bestritt. «Super war's, aber ich trauere dieser Zeit und diesen Erfahrungen nicht nach», sagt er. «Auftritte in einem kleinen Rahmen sind für mich gleich wertvoll wie Auftritte in grossen Hallen.»

Mit dem Parterre auf dem Kasernenareal verbindet er viel: In der kanadischen Musikerin Andrea Samborski, der Bookerin des Parterre, hat er jemanden gefunden, mit der er seine Texte besprechen kann. «Zwar gibt es in meinem Musikerleben immer wieder Leute, die mir nahestehen. Doch mit ihr kann ich arbeiten, über meine Musik und Texte sprechen, ohne mich fragen zu müssen, ob ich zu viel preisgebe.»

Förderung für ältere Musiker

Schwierige Zeiten ziehen sich durch Freis Leben, privat wie beruflich. Als er mit Mitte vierzig über die Veröffentlichung seines ersten Albums nachdachte, war es finanzielle Unsicherheit, die den zweifachen Vater beinahe davon abhielt. «Mit schulpflichtigen Kindern wollte ich das Risiko von Schulden eigentlich nicht eingehen», erzählt Frei.

Es ist auch eine generelle Unsicherheit, die Roli Frei dazu bewog, an der Generalversammlung des Rockfördervereins (RFV) das Thema seines Alters anzuschneiden. «Ich finde Fördergelder für Junge eine gute Sache, wie auch die ganze Arbeit des RFV», sagt Frei, der seit der Gründung des Vereins Mitglied ist. «Aber ich bin in einem Alter, in dem ich nicht mehr an Bandcontests mitmachen kann und will.»

Für seine Altersklasse gestaltet sich die Suche nach Fördergeld zunehmend schwieriger. «Wenn eine Institution in der Gegend meinen Projektantrag ablehnt, müssen das die meisten anderen auch.» Das sei ein Grund, weswegen er beim RFV interveniert habe.

Lernen vom Nachwuchs

«Es braucht Projekte, die auch ältere Künstler berücksichtigen.» Zum Beispiel eine Art Spitex für Musiker, erklärt er lachend. «Jemand, der mir bei Konzerten zur Hand geht, beim Aufbau hilft, vor Ort organisiert.» Wichtig sei ihm die Sicherheit, diese Hilfe bezahlen zu können.

Einen Teil dieser Aufgaben übernimmt der gemeinnützige Verein «Friends of Roli Frei», den Freunde für ihn gegründeten haben. Sie erledigen administrative Aufgaben und generieren Mitgliederbeiträge für Produktionen. Zusammen mit den Musikern von «Soulful Desert», die Frei auf der Bühne zur Seite stehen, arbeiten sie im Hintergrund.

Frei hat von der Zusammenarbeit mit dem Nachwuchs profitiert. «Ich bin heute vernetzter als früher und verkaufe mich besser», meint Frei lachend. Mit Erfolg: Der RFV hat ihn nach dem Appell gebeten, eine Kommission zusammenzustellen, um Ideen für sein Anliegen zu sammeln.