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Ein Basler Psychiater und Universitätsprofessor hat ein Verfahren entwickelt, mit dem er laut eigenen Angaben mit grosser Sicherheit feststellen kann, ob jemand pädophil ist.
«Wir messen Hirnströme von Personen, insbesondere die Veränderungen der Hirnströme, wenn die Personen Reizen ausgesetzt sind» sagte Marc Graf, Professor für forensische Psychiatrie, im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Unter anderem zeige man Probanden Bild-Sequenzen, in welche Kürzest-Sequenzen mit pädoerotischen Stimuli eingestreut seien. Diese führten bei Pädophilen zu spezifischen Mess-Ausschlägen.
«Allein aufgrund dieser Messungen lassen sich mit 80 bis 90 Prozent Sicherheit Aussagen darüber machen, ob die untersuchten Personen pädosexuelle Neigungen haben oder nicht», sagte Graf. Diese Erkenntnisse könnten für Diagnosen und Prognosen von pädosexuellen Tätern hilfreich sein.
Gefährlichkeits- und Rückfallprognosen von forensischen Psychiatern werden in der Justiz immer wichtiger. Sie sind unter anderem zentral bei der Frage, ob Häftlinge aus kleinen Verwahrungen entlassen werden können.
In der Praxis wurde die neue Messmethode noch nicht angewendet. «Wir führen erste Messungen an Probanden im Rahmen einer Studie durch.» Graf vergleicht den Prozess mit der Entwicklung von Medikamenten: Erst wenn die Studie publiziert sei und andere Forschergruppen mit anderen Probanden auf vergleichbare Resultate kämen, bestehe eine hinreichende wissenschaftliche Evidenz, dass die Methode in der Praxis anwendbar sei. (sda/sam)