Startseite
Basel
Basel Stadt
Crowdfunding boomt. Ein neuer Leitfaden hat die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Kampagne erarbeitet. Stabhochspringer Marquis Richards hat alles richtig gemacht und kann dank der Unterstützung von Vielen an den Olympischen Spielen in Rio teilnehmen.
Für den Baselbieter Stabhochspringer und Olympia-Kandidaten Marquis Richards vom TV Arlesheim ist klar: «Crowdfunding ist für mich im Hinblick auf Rio 2016 extrem wichtig. So entfällt für mich die Belastung, neben dem Training das Geld noch selbst zusammenzukratzen», sagt er mit einem Lächeln. Richards ist mit seinem Anliegen nicht alleine, wenn es darum geht, Geld für ein spezifisches Projekt oder für den Start einer Firma über die «Crowd», das heisst über eine Vielzahl an individuellen Geldgebern, zu finden.
Crowdfunding entwickelt sich rasant: Gemäss einer Studie der Hochschule Luzern ist das Volumen in der Schweiz von 2011 (3,1 Millionen Franken) bis 2014 (15,8 Millionen Franken) um mehr als das Fünffache gestiegen. Dabei stellt sich die Frage: Was ist entscheidend, damit ein Projekt mittels Crowd-funding finanziert werden kann?
Der Leitfaden «Startup-Crowdfunding und Crowdinvesting: Ein Guide für Gründer» von Jakob Carstens und Dana Melanie Schramm bringt Licht ins Dunkel. Das Buch geht den relevanten Erfolgsfaktoren nach.
Entscheidend sind dabei fünf Faktoren, die ein Firmengründer oder ein «Geldsuchender» wie Marquis Richards zu beachten hat: Als erstes gilt es, eine überzeugende Investment-Story auf einer Website zu präsentieren. Es sollte sofort klar sein, was die Idee einzigartig macht, wofür das Investment konkret vorgesehen ist, und warum es sich «lohnt» mitzumachen. Dabei kann der Nutzen in Form einer Verzinsung, eines Werbegeschenks oder – wie im Falle des Stabhochspringers Richards – in Form eines Firmen-Logos auf der Tasche sein. Oder wie Richards in seinem Video sagt: «Als Investor reisen Sie mit mir nach Rio!»
Überhaupt stelle ein Video den wichtigsten Beitrag zur Überzeugung von Kapitalgebern dar. Es sollte spontan, originell und witzig wirken, um Lebendigkeit zu vermitteln. Richards: «Deswegen sieht man mich im Film permanent begleitet von meinem 5-Meter-Stab. Sei’s im Bett, im Einkaufszentrum im Bahnhof Basel oder hoch zu Ross wie Don Quijote.»
Weiter zeigt der Leitfaden auf, wie wichtig es ist, neben der traditionellen Medienarbeit auf den Social-Media-Plattformen vertreten zu sein. «Ohne Facebook, Youtube, Google+ und Twitter wird sich kaum eine erfolgreiche Kampagne fahren lassen», heisst es. Um potenziellen Kapitalgebern die Möglichkeit zu eröffnen, Fragen zu stellen, raten die Autoren, eine sogenannte Roadshow zu veranstalten und die Investoren über die jüngsten Aktivitäten auf dem Laufenden zu halten. Das heisst, die Geldgeber vor Ort persönlich zu informieren oder diese zu sich in den Betrieb einzuladen. Oder wie es Richards hält: Mit einer Spende von 300 Franken darf man mit dem Schweizer Meister 2014 ein gemeinsames Stabhochsprung-Training absolvieren.
Marquis Richards scheint bei seiner Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform ibelieveinyou.ch vieles richtig gemacht zu haben. Noch läuft die Kampagne 60 Tage. Die benötigten 15 000 Franken hat er aber bereits beisammen.
- Die Investment-Story und das Video – witzig und informativ: Zeigen Sie, wofür das Geld konkret gebraucht wird, wer im Team dabei ist und welches Problem gelöst wird. Lassen Sie Kunden und Experten auftreten, welche Begeisterung für Ihr Produkt oder Ihre Idee zeigen. Und ganz wichtig: Zeigen Sie auf der Plattform und im Video Leidenschaft, Originalität und Witz!
- Das Social Web und die Medienarbeit – kurz und knackig: Halten Sie Ihre Medienmitteilungen kurz und aktuell. Posten Sie regelmässig kleine News aus dem Alltag auf Facebook, Google+, Youtube und Twitter.
- Die Roadshow – nah und emotional: Laden Sie Ihre Geldgeber regelmässig zu Events ein und versuchen Sie, über Ihre Geldgeber deren Freunde zu mobilisieren. So schaffen Sie emotionale Nähe und erweitern Ihre potenzielle Geldgeber-Community.
- Die Updates – regelmässig und informativ: Informieren Sie regelmässig mit News-lettern und über Social-Media-Plattformen. Vermeiden Sie einmaliges Informations-Feuerwerk zu Beginn der Kampagne und danach monatelange Funkstille.
Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) ist die erste Schweizer Bank, welche eine eigene Crowdfunding-Plattform lanciert hat. Diese Plattform miteinander-erfolgreich.ch bietet Geldsuchenden die Möglichkeit ihre Projekte aufzuschalten und nach Sponsoren zu suchen. Diese werden dann je nach Höhe des Unterstützungsbeitrages mit einer Gegenleistung belohnt.
Die unterstützten Projekte decken primär die Bereiche Kultur, Sport und Soziales ab. 30 Projekte (71 Prozent) konnten im Jahr 2015 erfolgreich finanziert werden. Der Leiter der Crowdfunding-Plattform, Atilla Sahin, sieht deren Lancierung als Erfolg. Dies vor allem im Bereich des Sponsorings. Beim sogenannten Crowdlending, also der Kreditfinanzierung, sei es schwieriger; dies aufgrund der streng gesetzten, gesetzlichen Vorgaben, welche die Zahl der Projekte einschränkten. Doch Sahin, der einst für den FCB spielte, ist zuversichtlich: «Crowdfunding hat noch extremes Potenzial nach oben. Wir stecken in der Schweiz noch in den Kinderschuhen.»