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Nach 17 Jahren hat alt SP-Grossrat Tobit Schäfer beim Basler Rockförderverein gekündigt. Der abtretende Geschäftsführer spricht mit der bz über Förderbedarf, den Kuppel-Neubau und seine politischen Ambitionen.
Tobit Schäfer: Ich bin, auch wenn mir das viele nicht glauben, tatsächlich offen für Neues. Es gibt noch keinen neuen Job, kein neues Mandat, das ich ab Oktober in Aussicht hätte. Es ist einfach so, dass ich den richtigen Zeitpunkt für mich gefunden habe, um beim RFV Basel aufzuhören und diesen Job sauber zu beenden.
Ich habe nie in Abrede gestellt, dass ich durchaus interessiert wäre, wieder politisch aktiv zu werden. Im Moment bin ich ja primär Beobachter des politischen Geschehens. Aber ich habe heute kein Amt konkret im Auge. Das wäre der Sache auch nicht dienlich. Denn meine Erfahrung zeigt, dass Leute, die sich nur auf ein politisches Amt fokussieren, zum einen oft nicht zu ihrem Glück kommen und zum anderen aus den Augen verlieren, dass es Lebenswirklichkeiten ausserhalb der Politik gibt. Und dass es wichtig ist, diese zu kennen und wieder in die Politik einzubringen.
Der RFV Basel ist heute konsolidiert. Inhaltlich mit seinen Angeboten, mit denen er als nationale Referenzinstitution gilt – es gibt nichts vergleichbares in der Schweiz. Aber auch personell, unabhängig von mir, was die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle angeht und auch den Vorstand. Wir hatten wohl noch nie ein so vielseitig qualifiziertes Team wie heute.
Doch, auf jeden Fall gibt es in verschiedenen Bereichen noch Luft nach oben. Nach wie vor sind wir in der regionalen Kulturlandschaft ein kleiner Player. Wir erhalten gerade einmal 0,3 Prozent der städtischen Kulturausgaben, da besteht klar Wachstumspotenzial. Und natürlich ist in der heutigen Zeit die nationale und internationale Vernetzung bei der Förderung von zentraler Bedeutung. Der RFV hat zwar nur einen regionalen Förderauftrag, kann diesbezüglich aber noch viel unternehmen.
Genau. Ich denke, man muss das, was sich in den vergangenen Jahren bewährt hat und von Bands und Fans nachgefragt wird, bewahren. Aber man muss immer auch verändern, was der Erneuerung bedarf. Es ist eine Tatsache, dass das Popgeschäft schnelllebiger geworden ist, und man muss stets am Puls der Zeit und der Szene bleiben. Auch wenn der RFV gut aufgestellt ist, wird, wer auch immer meine Nachfolge antreten wird, vor viele Herausforderungen gestellt sein, wird neue Sachen anreissen können oder Dinge ändern müssen. Will man eine zeitgemässe Popförderung garantieren, muss man auch den Mut haben, Angebote und Projekte zu beerdigen, wenn sie sich überlebt haben. Was übrigens in der Kulturförderung generell viel zu selten passiert.
Das ist so, der RFV darf eine Person in den vierköpfigen Stiftungsrat delegieren. Ich gehe derzeit davon aus, dass ich das Mandat auch weiterhin wahrnehmen darf und werde das auch gerne tun. Zum einen, weil ich schon viel Herzblut und viel Zeit investiert habe, im vergangenen Jahr waren es über 300 Stunden ehrenamtliche Arbeit. Zum andern aber, und das finde ich noch wichtiger, weil ich noch immer daran glaube, dass es die Neue Kuppel Basel braucht, dass ein neuer Konzertclub für rund 600 Personen ein grosser Gewinn für unsere Szene und unsere Stadt bedeutet.
Scheitern kann man immer. Es wäre aber jammerschade, wenn diese Chance nicht genutzt würde. Der Grosse Rat hat an bester Lage in der Stadt einen Bebauungsplan bewilligt und private Mäzene wollen den Bau und einen Teil des Betriebs finanzieren. Sich diese Chance entgehen zu lassen, das wäre Wahnsinn.
In der Vergangenheit gab es leider viele Verzögerungen, heute sind wir im Zeitplan. Anfang Jahr beschlossen wir, dass wir einen neuen Architekturwettbewerb lancieren. Der letzte fand vor über 16 Jahre statt und die Rahmenbedingungen haben sich deutlich verändert. Deshalb wollen wir den Fokus nochmals öffnen und den Wettbewerb der Ideen neu spielen lassen. Damit der ideale Konzertclub entstehen kann, müssen Lösungen für komplexe städtebauliche und funktionale Aufgaben gefunden werden.
Der Wettbewerb soll dieses Jahr lanciert werden, damit wir die Neue Kuppel Basel im Jahr 2020 eröffnen können. Wir hoffen, dass wir endlich zügig voran kommen, wenn ein neues Projekt auf dem Tisch liegt – dann muss ja nur noch gebaut werden.
Der Stiftungsrat arbeitet ehrenamtlich und ich persönlich habe kein Interesse daran, die Kuppel dereinst selbst zu betreiben. Sobald es an der Zeit ist, werden wir eine Geschäftsleitung einstellen. Ich will höchstens auf strategischer Ebene tätig bleiben. Da ich mit meiner Firma Die Organisation GmbH aber heute schon Strategie- und Politikberatung für Non-Profit-Organisationen betreibe, ist durchaus denkbar, dass ich in diesem Bereich tätig bleiben werde.
Mein vielseitiges Netzwerk in Basel ist bestimmt eine Stärke, schliesslich engagiere ich mich seit jungen Jahren beruflich und ehrenamtlich im Kulturbereich und in verschiedenen Non-Profit-Organisationen. Hinzu kommt meine grosse politische Erfahrung, 13 Jahre Grossrat, fünf Jahre GPK-Präsident. In diesen Bereichen übernehme ich gerne wieder eine Anstellung oder Mandate, ich lasse mich aber auch überraschen. Wie gesagt: Ich bin noch nicht aktiv auf der Suche, aber ich bin zuversichtlich, dass ich auf den Füssen landen werde.