Mehr Lebensqualität und Nachhaltigkeit – das Entwicklungsareal beim Güterbahnhof sieht sich auf gutem Weg.
«Der Wolf ist nur einen Steinwurf entfernt», sagt Lukas Ott, «und immer noch ein unbekanntes Wesen.» Der Wolf ist auch schlauer als gedacht: Der oberste Stadtentwickler meint das gleichnamige Areal beim Güterbahnhof Basel, das seit April 2019 als «Smart City Lab» dient.
Smart City Lab Basel – so ist auch die Industriehalle ausgeschildert, in der die Medienkonferenz zu den Fortschritten des «Weiterentwicklung-Hubs» abgehalten wird. Die weiss-blaue Farbgebung im Stil eines Bahnhofsschilds ist Programm: Das 16 Hektaren grosse Landstück im Besitz der SBB soll gemeinsam mit dem Kanton Basel-Stadt zum «smartesten Areal der Schweiz» werden. Ab 2024 ist ein neues Stadtquartier geplant, das Gewerbe, Wohnen und Logistik städtebaulich miteinander verkneten soll – «maximal durchdrungen mit smarten Technologien», so Ott.
Den Handlungsbedarf begründet Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann mit einer ungewissen Zukunft, und das nicht nur auf den Ausgang der Wahlen im Herbst bezogen, wie sie scherzt. «Covid-19 hat gezeigt, wie rasch ein Wandel kommen kann.» Als wichtige Herausforderungen nennt die grüne Regierungspräsidentin den Klimawandel, dessen Auswirkungen es zu minimieren gelte; die Digitalisierung der Arbeitswelt und den demografischen Wandel. «Wir wollen ein selbstbestimmtes Leben möglichst lange gewährleisten», sagt Ackermann mit Blick auf das Gesundheitswesen.
Dass bislang vor allem Projekte zu Logistik und Mobilität im Vordergrund standen, liegt laut Smart-City-Lab-Leiterin Anja Riedle an der DNA des Güterbahnhofs: «Die SBB ist ein Transportunternehmen.» Doch «eine thematische Engführung» sei nicht beabsichtigt, erläutert Ott. Mittlerweile sind an die 30 Pilotprojekte auf dem Gelände angesiedelt. Dazu gehören beispielsweise Urban Farming, eine Kurierzentrale, E-Mobilität oder Stadtklima-Messung. Entscheidend sei, vom isolierten Denken wegzukommen und Wirtschaft und Wissenschaft besser zu vernetzen. «Und natürlich braucht es den Austausch mit der Bevölkerung», sagt Riedle. «Sie ist die massgebliche Grösse.»
Für die Stadt könnte der smarte Ansatz etwa intelligente Fussgängerampeln, automatisierte Sauberkeitsmessung oder eine Covid-Care-App bedeuten. Die Rohdaten dazu liefern die sogenannten offenen Behördendaten, wie sie das Statistische Amt Basel zur Verfügung stellt. «Die Zukunft ist datengestützt», bekräftigt Leiterin Madeleine Imhof. Eine transparente Verwaltung schaffe Vertrauen, «allerdings nur solange die Personenrechte gewahrt sind.»
Auf die Problematik des Datenschutzes im Zusammenhang mit digitalen Technologien angesprochen, wird Stadtentwickler Ott energisch: «Es wäre falsch, von Überwachung zu sprechen, das passt nicht zu unseren Werten.» Vielmehr gehe es darum, den Ressourcenverbrauch mittels Daten besser zu steuern. «Die Smart City ist nicht in unserer Kantonsverfassung, die Nachhaltigkeit schon.»
Keine sichere Gesellschaft ohne Nachhaltigkeit – und umgekehrt. «Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt, nicht die Technologie», sagt Ott. Dieser Ansatz überzeugt offenbar auch die OSZE: Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit hat Basel-Stadt mit der Leitung einer internationalen Arbeitsgruppe zum Thema Smart City betraut.