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Zum gefährdeten Kulturvertrag müssten eigentlich Gespräche mit Baselland geführt werden. Bislang geschah jedoch nichts. Basler Kulturschaffende sind irritiert.
Franziskus Theurillat vom Sinfonieorchester spricht vom «worst case». Für Uwe Heinrich vom Jungen Theater ist es «eine Katastrophe». Basels Kulturschaffende sind schlicht fassungslos: Am Rande ihrer 90-Tage-Bilanz hatte die neue Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann am Montag erklärt, dass zum gefährdeten Kulturvertrag bis heute noch gar keine Gespräche mit Baselland stattgefunden haben. Dies, obwohl die Sparpläne des Baselbiets seit Jahren als Damoklesschwert über den regionalen Kulturinstitutionen schweben.
Auch Felix Heri kann die Verzögerungen nicht nachvollziehen: «Für uns geht es um die Existenz», sagt der Geschäftsführer der Basel Sinfonietta. Besonders irritierend: Der Basler Grosse Rat hatte sogar den berühmten 80-Millionen-Deal bewilligt, damit der Nachbarkanton mindestens bis 2019 darauf verzichtet, den Uni- sowie den Kulturvertrag zu kündigen, über den Baselland jährlich rund zehn Millionen zahlt – verteilt auf 15 Basler Kulturinstitutionen.
Schon seit Anfang 2016 sollten Gespräche laufen über ein tragfähiges Finanzierungsmodell für die Zeit ab 2020. «Das hat man uns immer wieder versichert», betont Sinfonieorchester-Chef Theurillat. Anderthalb Jahre später müsse man nun plötzlich feststellen, dass gar nichts passiert ist. «Man erkauft sich für 80 Millionen eine Galgenfrist und lässt dann viel Zeit ungenutzt verstreichen», kritisiert Heri.
Dabei drohten die Kürzungen von Baselland nach wie vor. Das Vorgehen sei eine Katastrophe, ergänzt Heinrich. «Ich finde es sträflich, dass man sich nicht mal gemeinsam an einen Tisch gesetzt hat.» Auch SP-Grossrat Claudio Miozzari erkundigt sich nun in einer Interpellation nach dem aktuellen Stand der Dinge.
Gelassener zeigt sich Regierungspräsidentin Ackermann. Noch sei nicht absehbar, wann die Gespräche mit Baselland aufgenommen werden. Das hänge etwa von den Uni-Verhandlungen ab. Es sei vereinbart, dass der Kulturvertrag bis Ende 2019 ungekündigt weiter geführt werden müsse. Wegen der einjährigen Kündigungsfrist laufe der Vertrag sicher noch bis Ende 2020. Eile sei deshalb nicht geboten. Ziel für Ackermann ist und bleibt aber, dass der Kulturvertrag vom Baselbiet nicht gekündigt wird.
Diese Haltung können die Kulturschaffenden vom Komitee «Für eine nachhaltige Kulturpartnerschaft BL/BS» gar nicht nachvollziehen. «Das Bewusstsein für Planungssicherheit fehlt offenbar», kommentiert Sinfonietta-Geschäftsführer Heri. «Wir bewegen uns bereits in der unsicheren Phase.» Auch das Sinfonieorchester Basel ist schon jetzt daran, die Saison 2019/20 zu planen.
Rund zwei Millionen erhält es aus der Kulturvertragspauschale. «Es ist ein mulmiges Gefühl, wenn wir planen müssen, aber nicht die nötige Sicherheit haben», sagt Geschäftsführer Theurillat. Das sei ein Risiko. Spätestens im Frühling 2018 brauche das Orchester Fakten.
Die Unsicherheit sei gross, findet auch Heinrich vom Jungen Theater Basel, das mit 365 000 Franken vollumfänglich aus der Kulturvertragspauschale subventioniert wird. Sicher sei bisher nur, dass Baselland weiterhin plane, diese von zehn auf fünf Millionen Franken zu halbieren.
Ansonsten herrsche völlige Funkstille.
Das gilt genauso für den Grossen Rat. Bisher sei die Bildungs- und Kulturkommission nie über den Stand der Dinge informiert worden, sagt Kommissionspräsident Oswald Inglin. Dabei müsse sich Basel-Stadt für mögliche Eventualitäten wappnen. Inglin: «Die Gespräche sollten nun sicher an die Hand genommen werden.» Bei den betroffenen Kulturschaffenden ist derweil bereits Frust spürbar: «Ob wir noch an eine rechtzeitige Lösung glauben? Ich weiss es wirklich nicht», sagt Theurillat.