Eine aussergewöhnliche Situation in Basel: Am Dienstagnachmittag erreicht der Rhein eine Höhe von 8,5 Metern.
Das Basler Rheinbord ist voller bunter Schwimmsäcke, glaceschleckende Menschen baden sich in der Mittagssonne am Kleinbasler Ufer oder geniessen ihr Feierabendbier in einer Buvette. Unter der Mittleren Brücke schwimmen sie hindurch, man kommt mit Zählen kaum nach. Zwischen den Brücken pendeln die vier Fähren im Sonnenuntergang hin und her und komplettieren das Bild.
Ein Bild davon, wie man sich den 13. Juli 2021 vorstellt. Doch die Realität ist eine andere: Seit Tagen regnet es fast ununterbrochen. Menschen in und um den Rhein sind eine Rarität. Der Fluss selbst, kaum wiederzuerkennen, ist eine graubraune Brühe, die komplette Schifffahrt eingestellt. Sogar Absperrbänder zieren das Rheinbord, damit keine Menschen in die Nähe des Hochwassers gelangen.
Jelena Dobric, Sprecherin der Schweizer Rheinhäfen, meint: «Heute Vormittag hat der Rhein die Hochwassergrenze von 8,2 Metern überschritten.» Der Schiffsverkehr zwischen Rheinfelden und Kembs in Frankreich ist somit bis auf weiteres unterbrochen. Laut Prognosen sollte dies noch nicht der Fall sein. «Mittlerweile haben wir einen Pegel von 8,5 Metern erreicht. Die Tendenz ist hierbei steigend», sagt Dobric.
Die Unbeständigkeit der Prognosen führt zudem zu einer aussergewöhnlichen Situation. «Im Normalfall erlebt die Schifffahrt bei Hochwasser einen Unterbruch von ein bis zwei Tagen. Momentan sieht es so aus, als ob dieser länger dauern würde», sagt Dobric. Eine Krux, mit der nun auch die Fracht- und Schifffahrtsgesellschaften zu kämpfen haben. Denn zusätzlich zu den Aufträgen, die momentan warten müssen, kommen laut Dobric weitere Schwierigkeiten auf die Unternehmen zu. «Es erschwert die Planung der nächsten Tage ungemein.» Ausserdem müsse mit Einbussen gerechnet werden, da in dieser Zeit kein Umschlag stattfinden kann.
Andreas Flück, stellvertretender Stabchef der Kantonalen Krisenorganisation, sieht den Höhepunkt des Rheinpegels noch nicht erreicht: «Laut Prognosen erreichen wir diesen im Laufe vom Donnerstag. Dann sollte der Pegel bei einer Höhe von 9,5 Metern liegen.» Den Rekordwert von 11 Metern aus dem Jahr 1999 werde es in diesem Sommer aber nicht geben. «Wir reden hier von einer Maximalhöhe von 10,4 Metern, die der Rhein erreichen kann. Der Untere Rheinweg wäre dann überschwemmt.»
So weit soll es laut Prognosen aber nicht kommen. Diese Maximale von 10,4 Metern hänge mit der Juragewässer-Korrektion aus den 1970er-Jahren zusammen. Sie lasse es zu, den Pegel und Abfluss des Neuenburger-, Bieler- und Murtensees zu regulieren. Vor drei Jahren erklärte Flück das Vorgehen in der bz: Um Hochwasser auf Flüssen, wie zum Beispiel dem Rhein, zu verhindern, können die Seen als Speicher genutzt werden. «Das bedeutet, dass bei trockenem Wetter die Seepegel durch Öffnung der Wehre gesenkt werden können und damit kontrolliert Wasser in die Flüsse abgelassen wird. In regnerischen Zeiten haben die Seen so mehr Speichervolumen.»