Ein heisser Juli macht noch keinen Rekord-Sommer, findet Meteorologe Mathias D. Müller von der Uni Basel. Völlig normal verhält sich das Wetter trotzdem nicht.
Mathias D. Müller: Wir rechnen damit, dass heute Freitag ein sehr heisser Tag wird, das schon. Aber einen Hitzerekord wirds vorerst nicht geben. Der liegt ja für Basel bei 39,0 Grad, das war im Jahr 1952. So hoch klettert die Temperatur nicht so rasch. Heute kann es aber durchaus 35 Grad heiss werden.
Dr. Mathias D. Müller (38) forscht und unterrichtet am Institut für Meteorologie, Klimatologie und Fernerkundung der Universität Basel. Müller ist Gründer von Meteoblue. Er entwickelte Wettervorhersage-Systeme, für die er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Meteoblue ging 2006 aus der Uni Basel hervor.
Für Samstag und Sonntag muss man durchaus mit Gewittern rechnen. Vielleicht bleibts aber auch bei ein paar Wolken. Für eine eindeutige Vorhersage ist es noch zu früh. Was ich aber sagen kann: Es wird warm am Wochenende, also sicher um die 30 Grad – es könnte also sehr schwül werden.
Ich persönlich schon, weil es mir gefällt, ein Gewitter zu erleben. Aber ernsthaft: Der Samstag ist vermutlich noch ganz gut. Ich würde einfach darauf achten, dass man nicht zu spät am Nachmittag nach Hause kommt. Dann muss man vor den hohen Ozonwerten warnen. Und Grillieren liegt wohl auch nicht drin, wegen der Waldbrandgefahr.
Davon sind wir noch weit entfernt. Vor allem, weil der Juni in der zweiten Hälfte wieder kälter war als normal. 2003 war der komplette Juni, fast der ganze Juli und dann auch noch der gesamte August deutlich wärmer als das Mittel. Eines lässt sich aber sagen: Die ersten 15 Tage des Juli sind ähnlich wie diejenigen im Juli 2003. Aber eben nur diese.
Aus meteorologischer Sicht: Nein. Ein paar Auffälligkeiten gibt es aber schon. So ist seit 20 Tagen an vielen Orten kein Regen mehr gefallen. Zudem verzeichneten wir in den 15 Tagen des Juli bereits so viel Sonne wie im gesamten Juli 2014, dieser war ja total verregnet und kühl. Es ist also immer auch eine Frage des Vergleichs.
Die kommende Woche sollte nochmals heiss werden, nach der Störung am Wochenende. Rekorde erwarten wir aber keine. Alle Prognosen, die über 14 Tagen hinaus gehen, sind dann reine Raterei.
Ja. Es sind 0,7 Grad bei der Jahresmittel-Temperatur.
In der Klimaforschung nimmt man als Referenzgrösse ein 30-Jahre-Mittel. Die positive Abweichung beobachten wir also seit den 1980er-Jahren – wobei anzumerken ist, dass sich das Klima andauernd ändert. Vor 150 Jahren, während der «Kleinen Eiszeit», war es bei uns empfindlich kühler.
Da gibt es einige Gründe. Städte erwärmen sich stärker als ländliche Gebiete, das stellt man selber fest. Dann liegt Basel sehr tief. 150 Meter Höhenunterschied machen so fast 1,5 Grad aus. Bei Basel kommt die Lage hinzu. Die Berge in der Umgebung halten die Wärme an Ort, sie bilden eine Art Kessel. Ist es dann ein paar Tage relativ windstill, reicht das bald einmal für einen sehr hohen Wert.