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Die Performance «Wir sind viele» geht gegen den Topos eindeutiger Identität vor und ermutigt, verschiedene Züge des Ichs auszuleben.
Die Frage ist nicht, wer wir sind, sondern wie viele. Der Gedanke, der an Richard David Prechts Bestseller («Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?») erinnert, stammt von der Choreografin Rebecca Weingartner und ist für sie mehr als nur ein Gedankenexperiment.
Ihre Performance «Wir sind viele», die sie und Angehörige der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPK) im Roxy Birsfelden aufführen, vermischt Tanzelemente mit Texten persönlicher Erfahrungen der UPK-Angehörigen. Diese werden jedoch nicht von den Urheberinnen und Urhebern rezitiert, denn: Unter vielen steht nicht das Wer, sondern das Was im Zentrum.
Impuls für das Projekt waren 2018 Weingartners Besuche in den UPK, um im «therapiefreien Rahmen» mit Betreuten und Therapierenden zu tanzen. Anfangs sei sie noch gefordert gewesen von den vielfältigen und speziellen Begegnungen. Doch nach und nach habe sie gemerkt, dass eigentlich dort der Ort sei, wo alle sein können, wie sie sind, und sich nicht zu verstellen haben: «Langsam fragte ich mich: Was ist eigentlich ‹normal› – die Welt ‹draussen›oder das, was ich hier erlebe?», erinnert sie sich zurück.
Der therapiefreie Raum, ein Projekt, das die UPK schon seit Längerem bewirtschaften, soll den Teilnehmenden ermöglichen, sich unabhängig von ihrer Funktion und «befreit von jeglichen Diagnosen» künstlerisch zu betätigen, wie es Martin Haug ausdrückt. Er ist der Leiter von «Wildwuchs unterwegs», das inklusive Kultur fördern will und mit Weingartner das Projekt «Wir sind viele» lancierte.
Aus den wöchentlichen Tanzproben entwickelte sich eine Performance, die am letztjährigen Wildwuchs-Festival Premiere feierte und nun in erweiterter Form aufgeführt wird. Ein Kerngedanke ist die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und der Abbau schubladisierenden Denkens.
Weingartner unterstreicht ihre Kritik mit einem Beispiel: «Heute spricht man lieber von Burnout als von Depression, wenn es einem nicht gut geht. Dann gilt man nicht als krank, sondern als tüchtiger Mensch, der zu viel gearbeitet hat.» Solche Einteilungen von Menschen in gegensätzliche Kategorien – krank oder nicht-krank – gelte es zu überwinden, um psychisch Erschütterte gleichberechtigt am Gesellschaftsleben teilhaben lassen zu können.
Denn schlussendlich trage jede Person mehrere Identitäten in sich und übernehme mal diese Rolle, mal jene. In der einen Situation fänden wir uns in einer betreuenden Funktion wieder, in der nächsten seien wir selber jene, die auf die seelische Unterstützung anderer angewiesen sind. Deshalb gehe es darum, alle Persönlichkeitszüge zuzulassen, denn: «Probleme tauchen oftmals gerade dann auf, wenn wir unsere Identitäten nicht ausleben können.»
«Wir sind viele»
Performance und Podiumsgespräch, Samstag, 31. Oktober 2020 und Sonntag, 1. November 2020, variierender Start, ab 15 Franken, Theater Roxy in Birsfelden
Michèle Minelli bringt heute mit dem Schauspieler Peter Höner in einer szenischen Lesung ihren Roman «Die Verlorene» in den Kronenmattsaal in Binningen. Die Zürcher Autorin erzählt in ihrem Buch von einem historischen Schweizer Gerichtsskandal, in dem 1904 die Thurgauerin Frieda Keller aus Not zur Täterin wurde.
Freitag 19 Uhr, Kronenmattsaal, ab 10 Franken
Was wäre die Welt ohne Kunst? Das Ensemble ö! für neue Musik widmet sich in seinem Programm «Ohne Mensch» der Vorstellung, wie eine Welt ohne die Menschheit aussehen würde. Und schafft Kunst, die den Menschen in seiner weltlichen Geborgenheit wiegen soll. Das Konzert im Ackermannshof beginnt um 19.30 Uhr.
Freitag 19.30 Uhr, Ackermannshof, ab 15 Franken
Heute Freitag ist die Kulturscheune zu Gast bei Bruder Klaus. Ab 20.30 Uhr findet in der katholischen Kirche in Liestal das Konzert des Trios Ambäck statt. Die drei Musiker der «neuen Welle» der Schweizer Volksmusik taufen dort mit Schwyzerörgeli, Violine und Kontrabass ihr neues und zweites Album «Chreiselheuer».
Freitag 20.30 Uhr, Kirche Bruder Klaus, ab 20 Franken
Im Titel seines neuen Programms schwingt Udo Jürgens noch so bekannter Hit mit, doch die Sahne kommt für Martin Zingsheim in Verruf. «Aber bitte mit ohne» nennt sich seine Comedyshow, die im Teufelhof aufgeführt wird. Sie handelt von den Widersprüchen des Trends zum Verzicht in der heutigen Überflussgesellschaft.
Freitag und Samstag 20.30 Uhr, Teufelhof, ab 20 Franken
Über drei Monate lang schmückten Kunstinstallationen verschiedenster Prägungen und Kunstschaffender die Strassen Waldenburgs. Diesen Samstag findet die erste Biennale «Ville des artes» einen Schlusspunkt. Bis um 16 Uhr können die im ganzen Dorf verteilten Kunstwerke noch beschaut werden.
Freitag und Samstag ab 6 Uhr, im Dorf verteilt, Eintritt frei
Zusammen mit der Biologin Regina Frey präsentiert die Malerin Petra Rappo im Projektraum54 das Buch Ginting und Ganteng. Es erzählt eine wahre Geschichte zweier Orang-Utans, deren Zuhause auf Sumatra Rodungen zum Opfer fiel. Zudem stellt Rappo mit Franz Dodel ihr Gedichtebuch «Meine Freundin, das Krokodil» vor.
Freitag bis Sonntag variierender Start, Projektraum M54, Eintritt frei
Seit zwei Wochen bekommen die Besucherinnen und Besucher des Kulturforums in Laufen die expressive Malerei Ruedi Linders zu sehen. Dieses Wochenende begeht die Ausstellung ihre Finissage. Linders Schaffen ist von der Graffitiszene beeinflusst und vermischt so expressionistische Züge mit der Spontaneität der Street-Art-Kunst.
Freitag und Sonntag variierender Start, Kulturforum, Eintritt frei
Im Rahmen der Reihe «Und so leben sie noch heute» taucht das Basler Vorstadttheater in das ungebrochen begeisternde Genre der Märchen ein. Diesen Sonntag auf dem Programm: «So nicht mein Prinz!». Alexandra Frosio erzählt vom kleinen Prinzen Isidor, der den Zwängen des Prinzendaseins zu entweichen versucht.
Sonntag 11 Uhr, Vorstadttheater, ab 10 Franken
Die Zusammenarbeit von Désirée Meiser – Sängerin, Regisseurin und künstlerische Leiterin des Gare du Nord – und dem Ensemble Apérohr mündete in der Darbietung «Nachrichten an die Nachgeborenen». Das Stück befasst sich mit den Träumen einer friedlichen Zukunft, die das Denken nach Ende des Ersten Weltkrieges prägten.
Sonntag variierender Start, Kulturscheune, ab 5 Franken
Zur Würdigung des verstorbenen Sammlers und Museumsgründers Heinrich Weiss-Stauffacher stellt das Seewener Musikautomatenmuseum Fotos und Lieblingsobjekte aus dessen Leben vor. Diesen Sonntag sind die Andenken an Weiss-Stauffacher, der 2020 hundert Jahre alt geworden wäre, ein letztes Mal zu sehen.
Sonntag ab 11 Uhr, Musikautomatenmuseum, ab 4 Franken