Pointiert und musikalisch, zeitweise aber auch hart und im humoristischen Graubereich präsentiert sich die älteste Vorfasnachtsveranstaltung Basels.
«Es war das speziellste Geburtstagsgeschenk, das ich mir vorstellen konnte», findet alt Zofinger und «Lyyche» des diesjährigen Conzärtli, Conradin Cramer, als er nach der Premiere neben seinem Imitator Gloonradin Prahler steht. In der Tat: Wenn man die beiden nebeneinander sieht, sind sie schwer zu unterscheiden. Adretter Anzug, die Haare gegelt und auch die Krawatte darf natürlich nicht fehlen.
Natürlich war es das, worauf die Zofingia abgezielt hat. Der in den sozialen Medien omnipräsente Basler Regierungsrat als Bestsellerautor und schönster Politiker der ganzen Stadt. Prahler als Volksvertreter, der es allen Recht machen will und lieber Live geht auf Instagram, und seine Bücher als Pflichtlektüre im Lernplan verankern will.
Überspitzt dargestellt, holt Marc Sarasin, der Cramer imitiert, die Lacher des Publikums ab. Cramer kann sich zeitweise kaum mehr auf seinem Stuhl halten. «Wenn du das sagst, können wir uns auch nach dem Conzärtli noch in die Augen schauen», meint Sarasin schmunzelnd.
Gemeinsam mit seiner Frau macht er sich Gedanken um die Zukunft seiner Kinder. Er ist sich noch nicht ganz im klaren, wo sie denn ins Gymnasium sollten: «Soll ich sie nach Oberwil oder Münchenstein schicken?», fragt er sich. Auf den Kommentar seiner Frau, dass sich diese beiden Schulen im Kanton Baselland befinden, antwortet er mit einem trockenen «ebbe».
Wer mit geschlossenen Augen im Publikum sitzt, meint kurz darauf, Granit Xhaka auf der Bühne zu hören. Stimme und Ausdrücke stimmen überein, auf der Bühne befand sich aber sein Verschnitt Gradnit Xhekt-ka. Bei solch einer Rolle kann ein Schauspieler schnell einmal Gefahr laufen, plump und herablassend herüberzukommen.
Nicht so an diesem Abend. Es entstand ein amüsanter Auftritt Xhekt-kas am EasyJet-Gate. Nach etlichen Querelen die Quintessenz: Er fliegt schneller vom Platz als von Basel-Mulhouse weg.
Das Blonde-Haare-Gate an der Europameisterschaft durfte natürlich auch nicht fehlen. Auf die Melodie von Helene Fischers Hit «Atemlos» trällerten Xhekt-kaund Kollegen: «Hoor blondiert, Auto geil, wär bruucht Technik, mir hänn Style!» An diesem Abend bleibt es die am schrägsten gesungene Nummer – Vielleicht eine Reminiszenz an das Musikvideo der Nati im März 2020 mit dem Song «Imagine» der Bevölkerung Trost spenden wollte.
Auch weitere regionale Bekannte kriegen ihr Fett weg: Da wäre Roger Federers Arztbesuch bei Doktor Morin, der komplett in Tennissprache abgehalten wird oder Nora Bertschi und Sebastian Kölliker, die mit einer Zeitmaschine ins 1460 zurückreisen und Papst Pius um eine Universität nach ihrem Geschmack bitten. Ebenfalls dürfen die beiden betrunkenen FCB-Fans Henne und Roger nicht fehlen.
Die dritte Lyyche, Jung-SVP-Präsident David Trachsel sah sich auf der Bühne sehr gut nachgemacht. «Ich finde, dass ich sehr würdig dargestellt wurde», sagt Trachsel. Denn entgegen seiner Vorstellung, nur fertiggemacht zu werden, habe er verstanden, dass es eine Ehre sei, als «Lyyche» am Conzärtli ausgewählt zu werden.
Covid Quaggsel, sein Alter Ego auf der Bühne, trifft sich mit Joël Thüring in einer Bar, um die Differenzen zu begleichen. Den Martini trinkt er selbstverständlich geschwurbelt und nicht gerührt. Das Desinfektionsmittel verwenden beide unterschiedlich. Während Quaggsel dieses komplett ignoriert, gönnt sich Thüring zehn Hübe und desinfiziert gleich noch die Glatze mit.
Das Conzärtli bewegt sich zuweilen im humoristischen Graubereich und ist hart, brilliert aber wiederum mit Pointen, Selbstkritik und musikalischer Grösse. Den fasnächtlichen Teil bestreiten die Basler Bebbi mit dem «Rossignol» und «Mutz». Abgerundet wird die Vorstellung durch ein wunderbares Bühnenbild, welches die Zofinger in Eigenregie herstellten.