Startseite Basel Basel Stadt
Nach 125 Jahren Museum der Kulturen kreierten die Besucher eine Ausstellung. Rund 300 Baslerinnen und Basler haben die Objekte Anfang Jahr ausgewählt. Die 125 beliebtesten Stücke kommen ins Museum.
Eine unscheinbare Milchglas-Tür am Tellplatz oder ein Eingang zu einer anderen Welt. Masken, Skulpturen und Werkzeuge von überall lagern hier und warten darauf, entdeckt und bestaunt zu werden. Säuberlich in Kisten verpackt, verbergen sie Geschichten, die erzählt werden wollen. Wer hat auf dem über 100-jährigen Kinderkochherd gespielt? Wer war die Person, die von ihren Feinden in Südamerika zu einem Schrumpfkopf verarbeitet wurde?
125 solche Geschichten liegen zurzeit in der Restaurationsabteilung des Museums der Kulturen. Sorgfältig nebeneinander aufgereiht auf Tischen und Regalen. Ein zarter Haarschmuck aus China, ein mexikanischer Totenreiter, eine pastellfarbene Weihnachtskrippe aus Krakau, die stark an das berühmte Disney-Schloss erinnert.
Rund 300 Baslerinnen und Basler haben die Objekte Anfang Jahr ausgewählt. Weil sie sie «einfach wunderschön» fanden, weil sie vom Material fasziniert waren, oder weil sie sie berührten. «Viele Besucher wählten ein Objekt, weil es sie an ihre Kindheit oder an vergangene Reisen erinnert hat», erklärt Kuratorin Karin Kaufmann. Sie kümmert sich um die Ausstellung zum Museums-Jubiläum, die komplett von der Basler Bevölkerung bestückt wurde. Nach der Auswahl im Depot gab es im April ein Online-Voting auf der Seite der bz Basel. Die 125 beliebtesten Stücke kommen ins Museum.
Die gewählten Objekte werden nun in der Restaurierungsabteilung fit gemacht. Das kann bei gut erhaltenen Objekten eine halbe Stunde dauern, bei schwierigen Fällen mehrere Tage. Stephanie Wümmers ist eine von vier Restauratorinnen des Museums, die sich im Moment alle Mühe geben, bis im September mit allen 125 Ausstellungsstücken durchzukommen.
Mit feinen Pinseln bearbeitet Stephanie Wümmers eine Götterfigur aus Bali. Viel muss nicht gemacht werden, sie entfernt lediglich eine feine Staubschicht. Bei einer Restaurierung ist man heute viel vorsichtiger als früher: «Viele Materialien, die man verwendet hat, wären nach heutigen Standards zu aggressiv.» Man brauchte damals zum Beispiel giftige Pestizide für die Schädlingsbekämpfung. Heute achte man darauf, die Objekte möglichst im Urzustand zu belassen und lediglich erhaltende Massnahmen durchzuführen, so Wümmers.
Die Jubiläumsausstellung stellt die Restauratoren vor einige Herausforderungen. «Es ist eine ganz andere Vorgehensweise als sonst. Sonst arbeiten wir meist mit mehreren Objekten aus einem Themenbereich, die einander ähnlich sind», sagt Wümmers. Ebenfalls habe man bei einer regulären Ausstellung immer die Möglichkeit, einzelne Exponate im schlimmsten Fall auszuwechseln. Einiges, was die Basler ausgesucht haben, hätte es sonst womöglich nicht ins Museum geschafft.
Ein Papier-Drachen aus Afghanistan beispielsweise, der beim Voting auf dem achten Platz gelandet ist. Das Material ist gemäss Wümmers sehr fragil. Ein anderes Objekt, noch in der Verpackung, ist von Schimmel befallen und muss vor der Ausstellung aufwendig dekontaminiert werden. Gäbe es einen Ersatz, bliebe es wohl im Regal liegen.
Neben der Restaurierung werden die 125 Werke dokumentiert und die Kuratoren recherchieren die Hintergründe dazu. «Herauszufinden, wie alt genau all die Objekte sind, ist jedoch schier unmöglich», erklärt Wümmers. Ebenfalls fertigen die Restauratoren für die meisten spezielle Halterungen an. Diese sollen die Objekte schützen und im besten Licht darstellen.
Die Ausstellung «Wünsch dir was» findet vom 14. September bis zum 9. Januar im Museum der Kulturen statt.