Im Kinderzoo geht die Post ab. Es ist laut, es wird herumgerannt und sich gegenseitig geneckt. Es ist Frühling und somit Zeit für den Nachwuchs. Ob bei den Schafen, den Ziegen, den Schweinchen oder den Lamas, die Jungtiere begeistern die Besucher
Doch mancher Kinderwunsch, ein Zwergkitz streicheln zu können, geht nicht in Erfüllung. Aber genau dies ist das Konzept des Kinderzoos. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Besucher ungeniert zu den Tieren gelangen und dies nach Lust und Laune berühren können.
«Die meisten Ziegen haben die Erfahrung gemacht, dass, wenn sie gestreichelt werden wollen, dies am Zaun möglich ist», sagt Kurator und Zoopädagoge Andreas Heldstab. Mit der Trennung durch den Zaun wolle man das normale Tierverhalten aufrechterhalten und den Zwang für das Tier verhindern. «Alle Tiere, besonders die Ziegen, haben eigene Bedürfnisse, die nicht gleichgeschaltet sind mit denen des Besuchers», erklärt Heldstab weiter.
Kinder sammeln Erfahrungen
Einen ganz anderen Aspekt der Kontaktpflege erleben die freiwillig helfenden Kinder. Diese erleben die Tiere nicht als Ganzes in der Gruppe, sondern jedes einzelne Individuum mit seinen Charaktereigenschaften. Täglich sind es im Schnitt 13 bis 15 Kinder, die im Kinderzoo anpacken und wertvolle Erfahrungen sammeln. Doch sie bekommen nicht nur die Freude des tierischen Alltags mit, sondern auch das Leid und die Schwierigkeiten. So mussten die Kinder in den letzten Monaten gleich mehrere traurige Erfahrungen machen.
Die 14-jährige Pfauenziegen-Grossmutter Viola durchging einen schweren Winter. Die sehr kalten Tage im Februar haben ihr stark zugesetzt. Durch das Gerangel um höhere Hierarchiestufen kam die altersschwache Dame förmlich unter die Räder. «Sie kam nicht mehr zu genügend Futter, fror aufgrund eines nicht mehr so dichten Fells und wurde so krank und schwach», erinnert sich Tierpfleger Max Huber. «Wir gingen davon aus, dass sie sterben würde.» Doch mit viel Geschick und intensiver persönlicher Pflege schafften sie es zusammen mit den Kindern, Viola am Leben zu halten.
Weniger Glück hatten die beiden Pfauenziegen-Weibchen Allegra und Amira. Allegra musste kurz nach der Geburt ihrer beiden Jungtiere eingeschläfert werden. Amira verlor ihre beiden nicht lebensfähigen Zicklein kurz nach der Geburt. Aus der Not machten die Tierpfleger eine Tugend. Mit grossem Aufwand schafften sie es, dass Amira die Zicklein von ihrer Schwester Allegra säugen lässt und somit diesen eine Lebensgrundlage schafft. «Zwei kleine Ziegenwunder», findet Max Huber.
Inzucht verhindern
Ebenfalls Jungtierfreuden gab es am 11. März bei den Zebras. Jua erblickte das Licht der Welt und erlebte gleich zu Beginn turbulente Tage. Am 27. März stiess mit Tibor ein neuer Hengst aus Holland zur Gruppe. Drei Tage später kam die junge Stute Nuba hinzu. Bereits im November war eine junge Stute aus Frankreich angekommen und der junge Hengst verliess den Basler Zoo in Richtung Gossau.
Grund für die Rochaden liegen laut Zebra-Kuratorin Friederike von Houwald in der genetischen Zusammensetzung der Gruppe: «Auch in der Natur bilden die Steppenzebras keine für Jahre festen Strukturen. Jungtiere verlassen die Herde, neue Stuten kommen hinzu und auch der Hengst wechselt regelmässig. So wird Inzucht verhindert und die Populationen bleiben gesund.»