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Vor 800 Jahren wurde der Dominikanerorden vom Papst anerkannt. Das Museum Kleines Klingental begibt sich zum Jubiläum in Basel auf Spurensuche.
Vor 800 Jahren, am 22. Dezember 1216, hat Papst Honorius III. den Orden der Dominikanerinnen und Dominikaner anerkannt. Der Orden des heiligen Dominikus breitete sich schnell über Europa aus. Bereits im Jahr 1233 liessen sich die Dominikaner in Basel nieder, und 1274 wurde das Dominikanerinnenkloster Klingental gegründet. Im 14. und frühen 15. Jahrhundert gehörten drei der zehn Basler Klöster dem Dominikanerorden.
Da erstaunt es nicht, dass die Brüder und Schwestern des Ordens damals das geistige und kirchliche Leben in Basel stark prägten. Auch wenn die Dominikanerinnen und Dominikaner im reformierten Basel längst nicht mehr so bedeutend wie damals sind, ihre Spuren findet man noch heute: Das Predigerkloster zum Beispiel oder das «Kleine Klingental» mit dem grossen Laien-Refektorium, dessen Holzdecke ein Relikt aus dem Spätmittelalter ist.
Das Museum Kleines Klingental feiert das Jubiläum mit verschiedenen Sonderveranstaltungen und einer Ausstellung. Der musikalische Auftakt findet übermorgen Donnerstag statt: Studierende der Schola Cantorum Basiliensis singen dominikanische Choralgesänge zur Marienverehrung.
Wer mehr über die Geschichte des Dominikanerordens erfahren möchte, kann bei Kaffee oder Tee einem Kurzvortrag lauschen. «Auf einen Kaffee mit Dominikus» heisst diese Veranstaltungsreihe, in der Fachpersonen abwechselnd Musik, Kunst oder Glaubensinhalte des Ordens beleuchten.
Wer sich beim Lernen lieber durch die Stadt bewegt oder hinter verschlossene Türen des Klosters blickt, dem seien die Rundgänge der Kunstgeschichtsstudierenden der Uni Basel empfohlen.
Der Höhepunkt des Jubiläumsjahrs ist das Klosterfest im Juni. Während zweier Tage können die Besucher ins Klosterleben von damals eintauchen. Caroline Schärli, Kunsthistorikerin und Projektleiterin des Dominikanerjahrs (siehe Interview unten), versprach an der gestrigen Medienkonferenz ein vielseitiges Programm für Gross und Klein. Die Besucher können das Klosterleben von damals in all seinen Facetten kennenlernen.
Eine Einführung in die Kunst der mittelalterlichen Heilkunde inklusive Brauen des eigenen Heilweins gibt es in den Klostergärten. Die Stimmbänder werden im Gesangsworkshop mit mittelalterlichen Chorälen gefordert. Das Ziel: Singen lernen wie eine Nonne. Schliesslich kann, wer lieber schreibt, auf Pergament sein Glück versuchen.
Eröffnungsanlass «Es klingt im Klingental», dominikanische Choralgesänge zur Marienverehrung; Donnerstag, 28. Januar, 18 Uhr, Grosses Refektorium, Kleines Klingental; www.mkk.ch
Frau Schärli, was fasziniert Sie am Dominikanerorden?
Caroline Schärli: Das Thema ist sehr eng mit der Stadt Basel verknüpft. Der Dominikanerorden war für die Stadt von grosser Bedeutung. Die Dominikanerinnen und Dominikaner waren mit ihren drei Klöstern in Basel sehr präsent. Es ist spannend, ihre Geschichte vom Mittelalter bis in die heutige Zeit nachzuvollziehen. In Basel gibt es noch heute mehrere Bauten ehemaliger Dominikanerklöster.
Haben Sie während der Arbeit an der Sonderveranstaltungsreihe viel Neues über den Dominikanerorden gelernt?
Ich habe sehr viel Neues gelernt. Mir wurde die Bedeutung des Ordens für die Stadt bewusst, und ich habe die mittelalterliche Klosterlandschaft Basels genauer kennen gelernt, die sehr faszinierend ist. Das möchten wir nun nach aussen tragen. Denn viele Menschen wissen relativ wenig über diese Zeit und kennen die Geschichte zu den Bauten nicht, obwohl sie schon lange hier leben.
Spürt man den Orden – abgesehen von den Bauten – sonst noch in der Stadt?
Eigentlich nicht. Mit der Reformation in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nahm das Klosterleben in Basel ein Ende. Vom Klosterleben sind nur noch materielle Überbleibsel geblieben. Wenn man darauf achtet, fallen einem die Bauwerke auf – man geht mit anderen Augen durch die Stadt.
Spielen diese Bauten auch in der Sonderausstellung eine Rolle?
Klar. Wir möchten möglichst viele Räumlichkeiten des Klingentals den Besuchern präsentieren. Am Klosterfest zum Beispiel wird man auch den Dachstock anschauen können. Er ist ein besonderes Beispiel für mittelalterliche Baukunst. Auch unter den Rundgängen, welche die Studierenden der Uni Basel konzipieren, gibt es einen, der sich rund ums Kloster Klingental dreht. Im Klingental gibt es viele Profanräume, darunter schöne Speisesäle, in denen man gut nachvollziehen kann, wie die Schwestern und Bediensteten hier im Mittelalter gelebt haben.
Versuchen Sie am Klosterfest, die Besucher zurück ins Mittelalter zu versetzen?
Das Klosterfest soll kein Schauspiel mit Kostümen werden, wir möchten also kein Mittelalter-Spektakel aufführen. Da ist oft so viel Fantasie dabei, dass es lächerlich wirkt. Es geht uns um einzelne Aspekte, wo wir auch mehr darüber wissen. Der mittelalterliche Gesang zum Beispiel oder die Heilkunde. Es soll ein zweitägiger, feierlicher Anlass mit Verbindung zur mittelalterlichen Kultur werden.
Ist Mitmachen erwünscht, oder sind die Besucher nur Zuschauer?
Sehr sogar. Es ist unser Ziel, dass man diese Dinge nachvollziehbar macht oder sie sogar selber in einem Workshop ausprobieren und erleben kann. Erwachsene und Kinder können zum Beispiel einen Gesangskurs besuchen und lernen, wie die Nonnen im Mittelalter gesungen haben.