Laut Stadtpräsident Lukas Ott ist die Machbarkeit für einen Campus der Universität Basel beim Liestaler Bahnhof gegeben. Im bz-Interview äussert er sich erstmals zum Planungsstand der Uni-Aussenstelle.
Erstmals äussert sich der eingesetzte Lenkungssauschuss detailliert zum Planungsstand eines Uni-Campus in Liestal. Ausschuss-Sprecher Lukas Ott, Stadtpräsident von Liestal, sagt im bz-Interview, dass die in den letzten zwei Jahren erarbeitete grobe Machbarkeitsabklärung positiv ausgefallen sei.
Das heisst, dass das Güterbahnareal beim Liestaler Bahnhof geeignet für die Unterrichts- und Wohngebäude für 3000 Studenten wäre. Gibt der Universitäts-Rat grünes Licht für vertiefte Abklärungen, könnte laut Ott der erste Student im Jahr 2025 im Liestaler Uni-Campus einziehen.
Lukas Ott: Wir haben uns bemüht, das Dossier Uni-Campus Liestal nicht vor der Abstimmung zum Thema zu machen, was uns leider nicht gelungen ist. Denn es bestand kein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Uni-Pensionskassen-Referendum und dem Campus. Ersteres war eine kurzfristig zu entscheidende politische Frage, Letzteres ist ein ganz anderes Kaliber: Beim Uni-Campus geht es nicht um eine Laune, sondern um die langfristige Planung eines für die ganze Region bedeutenden Projekts. Und wir wollten unbedingt vermeiden, dass dieses wegen einem Nebenkriegsschauplatz Schaden nimmt, was jetzt zum Glück nicht passiert ist.
Die fünf beteiligten Partner Universität Basel, Kanton Baselland, Stadt Liestal, SBB und Basellandschaftliche Gebäudeversicherung haben bei den Abklärungen rund um einen Uni-Campus Liestal einen Lenkungsausschuss mit sieben Personen gebildet. Diese sind Christoph Tschumi (Verwaltungsdirektor Uni Basel), Martin Kolb (Baselbieter Kantonsplaner), Lukas Ott und Benedikt Minzer (Stadtpräsident resp. Stadtverwalter Liestal), Alexander Muhm und Anja Krasselt (Leiter Development resp. Projektleiterin SBB Immobilien) sowie Bernhard Fröhlich (Direktor Gebäudeversicherung). Ott vertritt den Lenkungsausschuss nach aussen.
Wir arbeiten mit allen beteiligten Partnern vertieft zusammen. Das sind nebst der Stadt Liestal die Universität, der Kanton Baselland sowie die Landeigentümer SBB und Gebäudeversicherung. Wir haben uns vor rund zwei Jahren auf ein strukturiertes Vorgehen verständigt und einen Lenkungsausschuss gebildet. Dieser Ausschuss hat die grobe Machbarkeit eines Campus Liestal geprüft und ist zum Schluss gekommen, dass diese grundsätzlich gegeben ist. Jetzt geht es darum, einen Schritt weiter in vertiefte Abklärungen zu gehen. Dieser Entscheid liegt jetzt beim Uni-Rat als strategischem Organ der Uni.
Das heisst, dass das zur Verfügung stehende und bestens erschlossene Areal auf dem ehemaligen Güterbahnareal für einen vollfunktionierenden Uni-Campus mit Platz für Unterrichts- und Wohngebäude für rund 3000 Studenten reicht. Ich möchte in diesem Zusammenhang betonen, dass intensiv am Projekt Uni-Campus Liestal gearbeitet worden ist und dieses weit mehr als eine Idee ist, wie sie andere für andere Standorte ins Spiel bringen.
Der Uni-Rat muss nun mit der notwendigen Ruhe, Sorgfalt und Abgeklärtheit über die nächsten Schritte entscheiden. Wir gehen davon aus, dass das im Verlaufe dieses Jahres geschehen wird. Wichtig ist zu erwähnen, dass dieser Entscheid nicht von politischen Diskussionen wie dem Verteilschlüssel der Universitätsfinanzierung durch die beiden Trägerkantone abhängt. Einem Geschäft übrigens, bei dem ich ein gewisses Verständnis für die Regierung des klammen Kantons Baselland habe, die Kostensenkungen bei der Uni diskutieren möchte. Denn zu einer Partnerschaft gehört auch, dass man auf die aktuelle Befindlichkeit eines Partners reagiert. Doch zurück zum Zeitplan: Mittelfristig stellt sich für die Wirtschaftswissenschaftliche und die Juristische Fakultät am Bahnhof Basel die Frage der Wirtschaftlichkeit. Deshalb geht es darum, auf 2025 mit Liestal eine klare Perspektive zu entwickeln.
Der grosse Vorteil ist, dass die SBB ein beteiligter Partner sind, weshalb die Koordination gelingen wird. Falls der Uni-Campus Liestal realisiert wird, kann der erste Student 2025 hier einziehen. Aber ich habe grossen Respekt vor allem, was noch bevorsteht. Das Projekt ist kein Selbstläufer.
Die grösste Hürde ist, dass künstliche Verknüpfungen zu Dossiers hergestellt werden, die keinen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Uni-Campus Liestal haben. Das sind Fragen wie der bereits erwähnte Finanzierungsschlüssel oder der Leistungsauftrag an die Uni. Viel wichtiger ist für die Uni hingegen, dass die Eigentümerschaft langfristig solide abgesichert ist. Deshalb ist auch ein Campus im Baselbiet wichtig, weil sich damit hier die Identifikation mit der Uni erhöht. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob ein Campus auf dem Dreispitz überhaupt als Baselbieter Campus wahrgenommen würde.
Bildungsdirektoren haben die verbreitete Erfahrung gemacht, dass jeder neue Standort zuerst bejammert wird. Aus objektiver Sicht ist die ETH auf dem Hönggerberg weiter von der Stadt Zürich entfernt als Liestal von Basel. Das ist das eigentliche Provinzielle, dass man sich nicht vorstellen kann, neun Minuten mit dem Zug zu fahren. Doch bei einer Interessensabwägung hat die Befindlichkeit der heutigen Studenten gegenüber einem Standort in zehn Jahren sicher weniger Gewicht als strategische Überlegungen der Uni. Und nicht zu vergessen: Die Studenten erhalten einen neuen Campus, der mit seiner modernen Infrastruktur eine Chance ist für sie. Mein Leitspruch heisst: Es ist kein Ziel, bequem zu sein. Dies müsste man einigen in Erinnerung rufen.
Nein. Denn zur guten Ausgangslage des Standorts Liestal gehört, dass die SBB als Landeigentümer auch als Investor des Campus auftreten könnten. Wir als Stadt sind gefordert, die nötige Infrastruktur bereit zu stellen.
Wir sind felsenfest überzeugt, dass ein Uni-Standort Liestal das Baselbiet insgesamt vorwärts bringen wird. Denn alle Städte-Rankings zeigen, wie wichtig Hochschulen für die Beurteilung der wirtschaftlichen Standortqualität sind. Eine Universität bringt Innovation und Dynamik mit Wertschöpfung, die im Umfeld stattfindet. Auch das Rekrutieren von qualifizierten Fachpersonen dürfte einfacher werden. Und selbstverständlich bringen 3000 Studenten Liestal einen gewissen wirtschaftlichen Vorteil.
Wir wollen jetzt in die vertiefte Machbarkeit gehen und alle relevanten Fragen prüfen. Dazu gehört auch die Frage nach den Fakultäten. Es ist im Interesse der Universität, der beiden Kantone und der Stadt Liestal, dass man mit der notwendigen Offenheit die wesentlichen Fragen überprüfen und beantworten kann. Wir wollen aber nicht, dass politische Denkblockaden errichtet werden.