Finanzierung
Aesch wird im Stich gelassen: Nachbarn wollen sich nicht am Dom beteiligen

Trotz gemeinsamer Planung in der Birsstadt: Die umliegenden Gemeinden wollen sich nicht an der Finanzierung des Doms beteiligen.

Michel Ecklin
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Vom Dom in Aesch soll die ganze Region profitieren. Aber geplant wird er von Aesch alleine. (Visualisierung)

Vom Dom in Aesch soll die ganze Region profitieren. Aber geplant wird er von Aesch alleine. (Visualisierung)

Visualisierung: Häring & Co

19 Millionen Franken soll der Aescher Dom kosten. Schliesslich soll die Holzkuppel, die Platz für 2'000 Personen bietet, mit einer spektakulären Architektur über die Grenzen der Gemeinde Aesch ausstrahlen – ein «Leuchtturmprojekt», wie der Gemeinderat betont.

Die Basellandschaftliche Kantonalbank und die Bürgergemeinde tragen je eine Million Franken bei, der Kanton (Kasak) zwei Millionen. Privatfirmen haben bisher schon gegen 100'000 Franken gesprochen. Obwohl die Gemeindeversammlung den Bau noch nicht abgesegnet hat, haben Privatpersonen bereits Sitze im Wert von 30'000 Franken gesponsert.

Damit ist rund ein Viertel der Baukosten fremdfinanziert, was die Rechnung für die Gemeinde entlastet. Und laut Gemeindepräsidentin Eveline Sprecher haben bereits einige namhafte Unternehmen grosses Interesse gezeigt, im Dom Anlässe durchführen zu wollen.

Lokale Vereine haben Priorität

Kein Rappen kommt allerdings von den umliegenden Gemeinden. Dabei wäre das Planen einer gemeinsamen Infrastruktur einer der Hauptpfeiler der Birsstadt. Der Aescher Gemeinderat stellte sein Projekt in den Nachbargemeinden vor und bat um eine finanzielle Beteiligung. «Es gab aber kein Interesse», sagt Sprecher.

Für Reinach erklärt Gemeindepräsident Melchior Buchs, warum eine Beteiligung nicht in Frage kam: «Aesch hat uns gegenüber den Dom nie als regionales Projekt vorgestellt.» Es sei nie danach gefragt worden, ob die Reinacher Vereine mehr Raum benötigen. Und mit kommerziellen Anlässen sei eine tragende Auslastung des Doms sichergestellt. «Ich glaube deshalb nicht, dass eine regionale Trägerschaft sinnvoll gewesen wäre.»

Tatsächlich soll der räumlich flexible Dom mehrere Bedürfnisse abdecken: Einerseits sollen regionale und überregionale Anlässe stattfinden; andererseits sollen die Aescher Vereine den dringend nötigen Raum erhalten – und zwar prioritär. «Wir sind primär von den Bedürfnissen unserer Vereine ausgegangen», sagt Sprecher. «Aber wir sind bereit, bei einer finanziellen Beteiligung die Bedürfnisse der anderen Gemeinden zu prüfen und wenn möglich zu berücksichtigen.» So fänden nicht-Aescher Vereine im Dom eine Heimat. «Dieses Angebot gilt immer noch», so Sprecher.

«Der Dom wäre ein gutes Beispiel»

Allenfalls an den Betriebskosten beteiligen will sich Dornach, sagt Gemeindepräsident Christian Schlatter. «Der Dom wäre ein gutes Beispiel, wie wir Projekte gemeinsam anpacken sollten. Aber wenn es darum geht, über die Gemeindegrenzen hinweg etwas zu finanzieren, wird es schwierig, das der Bevölkerung zu erklären.» Der Idee einer «Birsstadthalle» wäre er nicht abgeneigt. Nur weiss er: «Ein Anlass des Dornacher Jodlerclubs in Aesch, das ist für viele immer noch undenkbar.»

Für überkommunale Anlässe gibt es in der Birsstadt bereits Säle, etwa das Kuspo Münchenstein. Arlesheim plant derzeit einen Saal, der über die Gemeinde hinweg Kulturanlässe anziehen dürfte. «Das wird mehr als nur eine weitere Mehrzweckhalle», sagt Gemeindepräsident Markus Eigenmann. Geld der Nachbargemeinden gibt’s trotzdem keins. Handkehrum ist eine Beteiligung am Aescher Dom in Arlesheim kein Thema.

Eine Rolle für die Absagen spielt wohl auch, dass einige Birsstadt-Gemeinden eine Grösse erreicht haben, bei der es sich lohnt, für die lokalen Bedürfnisse eine eigene Infrastruktur zu erstellen. So sagt Buchs für Reinach, der Raumbedarf der Ortsvereine sei bereits gut gedeckt. Gleichzeitig lehnt mit Pfeffingen eine kleine Gemeinde eine Beteiligung am Dom ab. Man sehe ihn «nicht als eine gemeinsam zu erfüllende Aufgabe» an, schreibt der Gemeinderat.

Jeder schaut zuerst für sich

In Aesch hätte der Gemeinderat den Zustupf der Nachbarn gut brauchen können. Denn die Kritiker des Doms argumentieren bereits, die finanziellen Folgen für den Bau seien zu hoch. Dabei hat der Gemeinderat versprochen, dass sicher keine Steuererhöhung nötig sein wird.

Für Sprecher kommt der Korb der Nachbarn «nicht ganz unerwartet», denn: «In der Schweiz schaut halt doch meist jede Gemeinde zuerst für sich.» Vielleicht trifft auch das zu, was Schlatter einräumt: «Das Aescher Projekt ist mutig, hoffentlich kommt es zustande. Denn es werden sicher viele davon profitieren, auch Dornacher.»