Heimatdichter
Albin Fringeli – das Schreibgenie in der Peripherie

Albin Fringeli war der bekannteste Autor des Schwarzbubenlandes: Morgen jährt sich sein Todestag.

Lorenz Degen*
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Albin Fringeli mit einem Spaten am Nunninger Dorffest im Jahr 1987. Der Ehrenbürger der Thiersteiner Gemeinde pflanzte damals auf dem Dorfplatz eine Linde.

Albin Fringeli mit einem Spaten am Nunninger Dorffest im Jahr 1987. Der Ehrenbürger der Thiersteiner Gemeinde pflanzte damals auf dem Dorfplatz eine Linde.

zvg

Seine Bücher tragen Namen wie «Am schtille Wäg», «Heimfahrt» oder «Landschaft als Schicksal». Morgen vor 25 Jahren, am 7. Juli 1993, starb Albin Fringeli, der als Dichter und Autor aus dem Schwarzbubenland in die nordwestschweizer Literaturgeschichte einging.

«Heimatdichter» – dieses Etikett haftet bis heute am Namen Albin Fringelis. Gleichzeitig wahr und unzutreffend, vermag es noch keine treffende Beschreibung zu liefern. Zutreffend daran ist: Die Landschaft des Schwarzbubenlandes wurde für Albin Fringeli selbst zum Schicksal.

Seine Literatur entstand fernab der grossen Zentren, er schrieb seine Lyrikbände, Festspiele, Erzählungen und Geschichtsbücher in kleinen Dörfern, die er nur für wenige Jahre verliess. Im Solothurner Jura war er zu Hause, hier fand er Anregung für sein Schaffen. Ähnlich wie der um 20 Jahre jüngere Gerhard Meier, dem Dichter aus Niederbipp, blieb Fringeli seinem Landstrich innerlich sehr verbunden, schöpfte aus ihm seine Poesie und erforschte seine Vergangenheit.

Stammt aus einer Bauernfamilie

Unrecht tut man aber Fringeli, wenn man ihn als naiven Schreiber abtut, der seine Umgebung verklärte. Er arbeitete sich auch an seiner Heimat ab und haderte auch mit ihr. «Flucht aus der Enge» (1965) ist ein geradezu programmatischer Titel, ebenso «Der Weltverbesserer» (1975). Das Gegenbild des Dorfes wird im Geschichtenband «In dr grosse Stadt» von 1963 (zweite Auflage 1977) sichtbar, wo er Begebenheiten aus seinem Paris-Aufenthalt anfangs der 1960er-Jahre einfliessen liess.

Albin Fringeli stammte nicht aus einem intellektuellen Millieu. Geboren wurde er am 24. März 1899 auf dem Stürmenhof zwischen Bärschwil und Laufen, unweit der Kantonsgrenze des damals bernischen Laufentals zum Solothurner Bezirk Thierstein. Als Sohn einer Bauernfamilie war eine Ausbildung als Lehrer keine Selbstverständlichkeit, an Schriftstellerei war gar nicht zu denken. Nach dem Lehrerseminar in Solothurn übernahm er 1919 eine Stelle als Gesamtschullehrer in Grindel, um nach einem weiteren Studium an der Universität Basel schliesslich Bezirkslehrer zu werden und seine Lebensstelle in Nunningen anzutreten.

Seit er im Jahr 1927 dorthin zog, kannte er die 1906 geborene Rosa Häner. Er heirate sie aber erst acht Jahre später, als er sich einen Hausstand leisten konnte. Ihre Hochzeit fand 1935 in der Notre-Dame-Kirche in Paris statt. Zwei Söhne kamen zur Welt: Urs-Peter (1939–2008) und Dieter (1942–1999). Letzterer schlug als späterer Feuilletonchef der «Basler Zeitung» und Schriftsteller dem Vater nach. Rosa Fringeli-Häner starb 1994, ein Jahr nach ihrem Gatten, dem sie 66 Jahre lang zur Seite gestanden hatte.

Ehrendoktor der Universität Basel

«Dr Schwarzbueb», ein Jahreskalender für das Schwarzbubenland, war Albin Fringelins frühestes Werk, das er 1922 erstmals herausgab. Die Publikation zusammen mit Josef Jeger war ein Wagnis, war doch nicht abzusehen, ob eine Mundart-Zeitschrift ihr Publikum finden würde. Zu öffentlichen Ehrungen kam Albin Fringeli spät: 1961 erhielt er den Johann Peter Hebel-Preis des Landes Baden-Württemberg. Die Gemeinden Bärschwil und Nunningen ernannten ihn zum Ehrenbürger.

1969 wurde er Ehrendoktor der Universität Basel. Ein literarischer Aufstieg, wie ihn Gerhard Meier erlebte, der als Spätberufener internationale Beachtung fand, suchte Fringeli wohl auch nicht. Sein Himmel lag nicht über Borodino, sondern über dem Passwang.

Grabstein neu in Dornach

Es ist still geworden um Albin Fringeli, dessen Werke nur noch antiquarisch erhältlich sind. Sein 25. Todestag wird auch in aller Stille vorbeigehen, ohne Vortrag, Lesung oder Gedenkanlass. Im nächsten Jahr, in dem sein 120. Geburtstag ansteht, soll eine Veranstaltung durchgeführt werden, erklärt seine Schwiegertochter Ulla Fringeli auf Anfrage. Den Autor dem drohenden Vergessen zu entreissen, ist keine einfache Aufgabe. Seine Texte auf neuen Medien greifbar zu machen, wäre angezeigt. Doch wer wäre dazu berufen? Bislang fehlen solche Impulse.

Das Grab auf dem Friedhof Nunningen wurde kürzlich aufgehoben, nach den üblichen 25 Jahren Schonfrist. Der Grabstein wurde aber vor dem Steinbrecher gerettet und ins Heimatmuseum des Schwarzbubenlandes nach Dornach gebracht. Dort soll er künftig einen dauerhaften Platz erhalten, an einem Ort, der passender kaum sein könnte: Albin Fringeli hatte einst tatkräftig mitgeholfen, dass dieses Museum entstehen konnte.

* Lorenz Degen ist Lokalhistoriker. Er lebt in Liedertswil.