Sekundarschulen
Alle Klassen zum Bersten voll – jetzt erhält Baselland die Quittung

Schon wenige unerwartete Zugänge stellen die Baselbieter Sekundarschulen vor Platzprobleme – so geschehen in Aesch, Laufen und Sissach: An allen drei Schulen müssen innert kurzer Zeit neue Klassen aus dem Boden gestampft werden.

Benjamin Wieland
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Lästige «Füllpflicht»: In den Baselbieter Sekundarschulen sollten in den Regelklassen immer 22 Schülerinnen und Schüler sitzen. Das führt zu Problemen (Symbolbild).

Lästige «Füllpflicht»: In den Baselbieter Sekundarschulen sollten in den Regelklassen immer 22 Schülerinnen und Schüler sitzen. Das führt zu Problemen (Symbolbild).

Keystone

Manch ein Schulleiter im Baselbiet hat sich den Start in die Sommerferien wohl gemütlicher vorgestellt. An den Sekundarschulen Aesch und Sissach muss innert weniger Wochen je eine zusätzliche Klasse aus dem Hut gezaubert werden. Auch das Gymnasium Laufen plagt das Problem (siehe bz von gestern). Für die Verantwortlichen bedeutet die Last-Minute-Planung: fertige Stundenpläne umstellen und eiligst neue Lehrkräfte suchen.

Schuld an der Feuerwehrübung ist eine Sparmassnahme. Sie gibt als Ziel eigentlich genau das Gegenteil dessen vor, was nun geschehen ist: Nicht neue Klassen eröffnen, sondern einsparen. Die Regelung wurde 2012 eingeführt. Seither werden im Landkanton die Sekundarschulklassen grundsätzlich aufgefüllt. Der Haken am Spardiktat: Es gibt praktisch keine Reserven mehr. Schon wenige unerwartete Neuzugänge sprengen das Gefüge – dann braucht es mehr Klassen.
Mit ihnen kommen auf die Baselbieter Bildungsdirektion auch Mehrausgaben zu. Pro Einheit wird mit Kosten in der Höhe von rund einer Viertelmillion Franken pro Jahr gerechnet.

Bei den Nachbarn hats keinen Platz

«Es gibt einfach Konstellationen, bei denen die kurzfristige Neubildung von Klassen notwendig wird», sagt Beat Lüthy, Leiter des Baselbieter Amts für Volksschulen, zur bz. «Das ist nicht immer vorhersehbar.» Die drei zusätzlichen Klassen würden zu nicht budgetierten Zusatzkosten führen.

Im Fall Aesch waren es Repetenten sowie Neuzugänge aus anderen Niveaus und aus Privatschulen, welche die Planungen auf den Kopf stellten. «Wir haben erst in der zweitletzten Woche vor den Sommerferien von allen Neuzugängen erfahren», sagt Schulleiter Carol Rietsch.

Für Aesch und Sissach war es auch keine Option, die Überzähligen an andere Schulen abzugeben. Das wäre innerhalb eines Sekundarschulkreises zwar erlaubt. Doch wegen der Füllvorgabe werden die Schülerinnen und Schüler bereits munter hin- und hergeschoben. So waren bei den Nachbarstandorten ebenfalls keine Reservekapazitäten mehr vorhanden.

Es gibt Überlegungen, die Schulkreise zu vergrössern. Doch auch das dürfte nur selten Abhilfe schaffen. Das zeigt das Beispiel Gymnasium Laufen. Es bietet als einzige Schule im Sekundarschulkreis Laufental ein Progymnasium an, also den höchsten Leistungszug P. Würde nun das Laufental in den Nachbarkreis Birseck integriert, hätte es darin zwar neu fünf Sekundarschulen. Doch die anderen Standorte könnten gar nicht einspringen, sagt Marcel Humair, Konrektor des Gymnasiums Laufen, zur bz. Per Anfang des Schuljahres 2018/19 am 13. August sei auch bei den Nachbarn jeder Platz in den P-Leistungszügen besetzt.

Basel ohne Sekundar-Schulkreise

Basel-Stadt blieb vor den Sommerferien vor Überraschungen verschont. Es seien keine zusätzlichen Klassenbildungen notwendig, sagt Simon Thiriet, Sprecher des Basler Erziehungsdepartements. Das habe auch damit zu tun, dass der Stadtkanton keine Schulkreise kenne. Trotzdem sei es den Sekundarschülern möglich, drei Schulstandorte zu favorisieren – in der Regel könne man einen der drei berücksichtigen.