Vier Verletze der Explosion im Längi-Quartier sind noch im Spital. Die Räumungsarbeiten in der Umgebung sind bald abgeschlossen. Eine gespenstische Ruhe lag gestern Mittag über dem Längi-Quartier in Pratteln.
Die Strassen sind menschenleer am gestrigen Montag, die Räumungsarbeiten niedergelegt, nur der Regen prasselt unaufhörlich. Am Nachmittag beginnen vornehmlich Zivilschützer wieder mit dem Aufräumen. Rund 35 von ihnen waren laut Marcel Schaub, Stabschef des Gemeindeführungsstabs Pratteln, gestern noch im Einsatz.
Marcel Schaub ist voll des Lobes für das Team
Mit Rechen säubern sie die Wiesen von den Spuren der Explosion. Ab heute werden noch ungefähr 10 bis 15 Zivilschützer vor Ort sein. Alle weiteren Reparaturarbeiten an den umliegenden Gebäuden sind dann gemäss Schaub Sache der Verwaltungen. «Der Gemeindeführungsstab wird aber noch länger zu tun haben.» Es lässt sich nur erahnen, wie wenig Schaub in den letzten Nächten geschlafen und wie viel er gearbeitet hat. Trotzdem gibt er sachlich Auskunft, ist voll des Lobes für das Team. Und vermittelt eine gute Nachricht: «Alle Verletzten sind sicher ausser Lebensgefahr.»
Orchideen zwischen den Trümmern
Im Hochhaus neben der Explosionsstelle werden zerschlagene Scheiben herausgeräumt. Unaufhörlich dringt das Geklirr aus dem Eingang, der Wegrand vor dem Haus ist beinahe weiss vor Scherben. Die Zivilschützer leeren ihre Kessel und Garetten in eine Mulde. Darin liegen neben Trümmern auch Orchideen; stille Zeugen des Lebens, das die Explosion jäh aus den Fugen riss. Andere Helfer füllen zwei grosse Lastwagen einer Zügelfirma mit dem Hab und Gut der Bewohner des explodierten Hauses. Die Arbeit ist nicht ungefährlich. Ein Helfer hat sich die Handinnenfläche aufgeschnitten.
Bilder wie von Kriegsschauplätzen
Die vom Einsturz bedrohten Wohnungen stehen nun leer. «Ob alle geräumt werden müssen, ist noch nicht klar», sagt Schaub. Er hat sie gestern bereits mit Gebäudeversicherung, Verwaltung und Grundstückbesitzern besichtigt. Bernhard Fröhlich, Direktor der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung (BGV) schätzt den Schaden am rund 40-jährigen Massivbau auf mindestens eine Million Franken. «Ein erheblicher Schaden, der aber auch schon in diesem Umfang vorgekommen ist.» Rund zwei bis drei Schäden in dieser Grössenordnung gebe es pro Jahr. «Explosionen sind aber sehr selten, Feuerschäden viel häufiger.»
«Ein Wunder, dass da nicht mehr passiert ist»
Ein Zivilschützer fragt, ob es nicht zu spät sei für eine Reportage in der Zeitung. Der Zustand des zerstörten Hauses an der Augsterheglistrasse gibt die Antwort selbst. Zwischen den eingestürzten Betondecken ist Hausrat erkennbar, eine Badewanne liegt in den Trümmern.
Die grössten Brocken liegen noch direkt vor den betroffenen Wohnungen. «Hier dürfen wir noch nicht räumen», erklärt Schaub. Einerseits könnte das Gebäude zusammenbrechen, andererseits werde die Spurensicherung Schicht für Schicht abtragen, um die Ursache der Explosion zu klären. Rückbau und Ursachenforschung werden noch mehrere Tage dauern. Den Abbruch wird dann ein privates Unternehmen übernehmen. Die Fassade vis-à-vis der eingestürzten Wohnungen erinnert an Bilder von Kriegsplätzen.
Die Storen sind zerdrückt, in der Aussenwand stecken Holzstücke; Zeugen der Explosionskraft. «Dass da nicht mehr passiert ist!», staunen mehrere Beobachter der Szenerie ungläubig.