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Drei Quereinsteiger, zwei Rebberge, eine Marke: Drei Arlesheimer Neo-Winzer wollen mit «Quergut» durchstarten. Pro Jahr produzieren die beiden Weingüter 10'000 Flaschen.
Der eigene Rebberg, der eigene Wein - das ist der Traum manch eines Weinliebhabers. Eine Lehrerin, ein studierter Psychologe und ein Verwaltungsangestellter haben sich ihn erfüllt.
Sie sind Winzer der besonderen Art: Quereinsteiger, Spätzünder und Teilzeitwinzer zugleich. Cécile Bühlmann und ihr Mann Michael Huber bewirtschaften die Reben im Schlossberg in Arlesheim; nur ein Hügel entfernt liegt der Gemeinderebberg im Steinbruch. Dessen Pächter ist seit rund einem Jahr Thomas Löliger. Die beiden Weinberge werden zwar separat bewirtschaftet, aber gemeinsam vermarktet. Quergut heisst die Dachmarke der drei Arlesheimer Neo-Winzer.
«Wir sind eine Rarität, wenn nicht ein Unikat», sagt Michael Huber zu ihrem Geschäftsmodell. Er lernte Thomas Löliger bei einem Winzer-Kurs kennen. In der Pause fanden die beiden ihr gemeinsames Ziel heraus: Winzer in Arlesheim. Der Weg für eine gemeinsame Zusammenarbeit war geebnet. Heute produzieren beide ihre eigenen Weine, verkaufen diese aber unter derselben Dachmarke. Die Herkunft des edlen Tropfens signalisiert die Flaschenkapsel. Schwarz weist auf den Schlossberg – golden auf den Steinbruch.
21 Kellereien aus 12 Schweizer Regionen: Die zweite Ausgabe der «Schweizer Weintage» in Basel hat beinahe doppelt so viele Aussteller als die letztjährige Ausgabe. Die Weinmesse findet von Donnerstag bis Freitag (jeweils 17 bis 21 Uhr) in der Markthalle in Basel statt. Neben Quergut ist mit Vinigma ein zweiter Basler Betrieb an der Ausstellung vertreten. Valentin Schiess ist der einzige Winzer, der in der Stadt Basel Weine keltert. Neben der Gelegenheit, verschiedene Schweizer Weine zu entdecken, werden an den Schweizer Weintage zwei Degustationskurse durchgeführt. Info: www.schweizerweintage.ch
Erste Verkaufserfolge gab es bereits zu feiern. So fand der Johanniter Wein von Löliger reissenden Absatz. Innerhalb von drei Wochen gingen sämtliche 300 Flaschen über den Ladentisch. «Zwei Flaschen konnte ich mir auf die Seite legen», sagt Löliger. Als junger, relativ unerfahrener Winzer schwinge immer noch eine gewisse Unsicherheit mit. Weinanbau ist für die drei Arlesheimer mehr als ein Geschäft. Es ist eine Leidenschaft. «Es geht auch darum, das Kulturgut Weinanbau zu erhalten und den Menschen näher zu bringen», sagt Löliger. Die drei Arlesheimer Winzer machen alle Produktionsschritte selber. Vom Zurückschneiden der Reben, über die Weinlese, bis hin zur Kelterung. «Trinken ist das einzige, das wir nicht selber machen», sagt Löliger mit verschmitzten Lachen, «mit Ausnahme von einigen Flaschen.»
Bei Huber geht es nicht nur um die Aufrechterhaltung der Wein-, sondern auch der Familientradition. Bereits sein Grossvater und Urgrossvater waren Winzer auf dem Schlossberg. An diese Zeiten kann er sich noch gut erinnern. «Ich wuchs am Fusse des Rebbergs auf», sagt er. Mithelfen auf dem Rebberg gehörte für ihn als Kind dazu. Die Weintradition wurde zuletzt für einige Jahrzehnte unterbrochen. Sein Vater, ebenfalls Lehrer, führte den Betrieb nicht weiter. Ein Pächter übernahm den Familienbetrieb, bis Huber und Bühlmann entschieden, sich selber als Weinbauer zu versuchen. Den Lehrerberuf haben beide beibehalten. Bühlmann ist zu 60 Prozent als Primarlehrerin angestellt – Huber, der studierte Psychologe, unterrichtet in einem 25-Prozent-Pensum Psychologie und Pädagogik am Gymnasium. Sie schätze die Abwechslung ihrer beiden Berufe, sagt Bühlmann. Weder das Unterrichten ihrer Schulklasse, noch die Arbeit auf dem Weinberg möchte sie missen.
Ähnlich ergeht es Löliger, der 50 Prozent vom Kanton Baselland angestellt ist. Im Büro zu sitzen, statt draussen zu arbeiten, sei keine Qual. Das liegt auch an seiner relativ flexiblen Arbeitszeit: «Ich gehe ins Büro, wenn es regnet.»