Asylwesen
Knapp 4000 Geflüchtete aus der Ukraine leben derzeit in der Region Basel

Die Zahl der Aufgenommenen mit Schutzstatus S steigt in der Region nur noch leicht, jene aus anderen Ländern wie Afghanistan oder der Türkei hingegen stark. Baselland stösst bei der Unterbringung an Kapazitätsgrenzen - und sucht nun ein neues Erstaufnahmezentrum.

Hans-Martin Jermann Jetzt kommentieren
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Das Spital Laufen ist aktuell das einzige Erstaufnahmezentrum des Kantons Baselland. Ein weiteres könnte nötig werden.

Das Spital Laufen ist aktuell das einzige Erstaufnahmezentrum des Kantons Baselland. Ein weiteres könnte nötig werden.

Bild: Kenneth Nars

3950 Personen mit dem Schutzstatus S - also Geflüchtete aus der Ukraine - leben aktuell in der Region Basel. 2220 sind es im Baselbiet, 1730 in der Stadt. Im Landkanton wurden rund 460 Personen, die ihm einst zugewiesen worden waren, wieder abgemeldet. Die Zahl der total seit Ausbruch des russischen Angriffskrieges aufgenommenen Personen liegt also um diese Zahl höher. In Basel-Stadt sind derweil rund 130 Personen wieder abgereist.

Kanton rechnet nicht mehr mit neuen Gastfamilien

Der Anteil jener, die in Gastfamilien leben, liegt im Baselbiet aktuell noch bei rund einem Drittel; zu Beginn des Krieges waren es bis zu 80 Prozent. Die Unterbringung in Gastfamilien sei nachhaltiger, als zu Beginn des Krieges angenommen, betont Fabian Dinkel, Leiter des Baselbieter Sozialamts. Dennoch: «Wir können nicht mehr darauf zählen, dass neu einreisende Personen privat untergebracht werden», fügt er an.

Die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine nimmt im Baselbiet aktuell nur noch leicht zu. Stark steigt demgegenüber die Zahl der Asylsuchenden aus anderen Ländern wie Afghanistan oder der Türkei. Letztere sind nur in Einzelfällen privat untergebracht. Total kommen derzeit rund 120 bis 140 Personen pro Monat neu in den Kanton.

Sozialamtsleiter Dinkel warnt: «Ab Ende April wird die Situation kritisch. Dann sind die aktuellen Reserven in den Gemeinden aufgebraucht.» Der Kanton sei darauf angewiesen, dass die Gemeinden weitere Aufnahmeplätze bereitstellen. Die Aufnahmequote von 2,6 Prozent der Bevölkerung wird aktuell nur von einzelnen Gemeinden erfüllt; die Unterschiede unter den Gemeinden seien gross, sagt er.

Kantonales Zentrum in Laufen entlastet die Gemeinden

Parallel dazu sucht der Kanton nach einem weiteren Standort für ein Erstaufnahmezentrum. Das werde allerdings kaum schon in den nächsten Wochen spruchreif sein, betont Dinkel. Die Pläne der Behörden, im ehemaligen Seminarhotel Leuenberg ob Hölstein ein solches Zentrum für Geflüchtete einzurichten, zerschlug sich Ende 2022; ein Deal mit den Eigentümern kam nicht zustande.

Das aktuell einzige Erstaufnahmezentrum des Kantons befindet sich in Räumlichkeiten des ehemaligen Spitals in Laufen. Dort wurde die maximale Kapazität im Dezember von 150 auf 230 ausgebaut. Laut Dinkel pendelte die Zahl der dort untergebrachten Personen in den vergangenen Wochen zwischen 50 und 100. Von den 500 bis 600, die seit der Eröffnung im vergangenen April nach Laufen kamen, stammen rund die Hälfte aus der Ukraine.

Keine Engpässe in Basel-Stadt

Auch im Kanton Basel-Stadt nimmt die Zahl der Personen mit Schutzstatus S seit geraumer Zeit kaum mehr zu. Grund: Im vergangenen Sommer hat der Stadtkanton überproportional viele Menschen aus der Ukraine aufgenommen. Aktuell sei Basel-Stadt gegenüber der Bundesquote noch mit 118 Zuweisungen im Plus, sagt Asylkoordinatorin Renata Gäumann. «Aktuell kommen Personen aus der Ukraine vor allem im Rahmen von Familienzusammenführungen nach Basel.»

Die Zahlen von Geflüchteten aus anderen Ländern nehmen leicht zu. Ein Engpass in der Unterbringung zeichne sich aktuell nicht ab, betont Gäumann. In den vom Kanton angemieteten Liegenschaften seien aktuell genügend Reserveplätze vorhanden. Auch wird der Kanton, wie angekündigt, Ende Mai auf dem Erlenmattplatz Wohnmodule für 140 Geflüchtete in Betrieb nehmen.

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