Toni Locher vertreibt elektronische Systeme, die Ertrinkende erkennen können. Deswegen dürfe aber kein Aufsichtspersonal eingespart werden, warnt der Riehener.
Mindestens zu zweit! Diese Regel gilt schon heute beim Schulschwimmen an vielen Primarschulen im Baselbiet. Auch das kantonale Amt für Volksschulen empfiehlt im Minimum zwei Begleitpersonen. In Allschwil, das die Vorgabe bereits vergangenen Sommer umgesetzt hat, wurde nun die Idee aufgeworfen, ein Ertrinkenden-Erkennungssystem zu beschaffen, statt externe Begleitpersonen zu bezahlen. Toni Locher aus Riehen vertritt die Firma Jomatec, die ein derartiges Detektionssystem vertreibt. Er hat gegen den Vorschlag aus Allschwil seine Vorbehalte – obwohl sein Unternehmen damit viel Geld verdienen könnte.
Toni Locher: Nein. Ich habe beruflich viel mit Frei- und Hallenbädern zu tun. Aber privat besuche ich die Bäder, die praktisch liegen, da zur Zeit im näheren Umkreis leider solche fehlen, die mit einem Detektionssystem ausgerüstet sind.
Ich habe das gelesen. Hier wird ein System gegen Aufsichtspersonen ausgespielt. Das halte ich für gefährlich und freut mich nicht. Es geht nicht darum, einen Badmeister gegen Elektronik einzutauschen.
Ja, das in jedem Fall – aber wie gesagt: Es geht nicht darum, Personal einzusparen.
Unsere Systeme erhöhen die Sicherheit und unterstützen den Badmeister bei der Arbeit. Mit ihnen ist der gesamte Bereich unter der Wasseroberfläche mit Kameras lückenlos überwacht. Unser Detektionssystem schlägt Alarm, wenn es ein sogenanntes Gefahrenbild erkennt, etwa einen reglosen Körper. Das bedeutet nicht, dass ein Badmeister oder eine Aufsichtsperson das Bassin nicht mehr beobachtet und die Zeitung lesen darf. Auf keinen Fall!
Diesen Effekt stufe ich als sehr gering ein. Die Badmeister sind sich ihrer Verantwortung bewusst und sehen diese Systeme als zusätzliche Hilfe. Man kann das mit der technischen Entwicklung beim Auto vergleichen: Heute gibt es zum Beispiel den Spurhalte-Assistent. Das heisst aber nicht, dass man während der Fahrt auf dem Rücksitz Znüni essen darf. Und so ist es zumindest zu einem grossen Teil den technischen Hilfsmitteln zu verdanken, dass der Strassenverkehr immer sicherer wird – und das, obwohl der Verkehr heute so dicht ist wie nie zuvor. Auch für die Lehrer beim Schulschwimmen oder die Badmeister in öffentlichen Bädern wird die Arbeit immer anspruchsvoller.
Auf einen Lehrer beim Schulschwimmen lauern überall Ablenkungsquellen. Sie müssen Streit schlichten, ein Kind mit einem Bobo verarzten, Schwimmhilfen holen und dann irgendwie noch Schwimmen lehren – das alles lenkt ab. Genau in so einem Augenblick der Unaufmerksamkeit könnte ein Kind absinken. Bei öffentlichen Bädern gibt es das Problem, dass es immer mehr stark gefährdete Gäste gibt. Durch die Migration aus Ländern, welche kein Schulschwimmen kennen, steigt der Anteil der Nichtschwimmer. Aber diese Leute wollen trotzdem baden gehen an einem heissen Sommertag, wo die Becken eh schon überfüllt sind.
Nein. Eben nicht in jedem Fall. Gerade Kinder ertrinken lautlos und auch Erwachsene mit zum Beispiel einer Kreislaufschwäche. Das Bild des schreienden, herumfuchtelnden Ertrinkenden verbreitet Hollywood, ist aber so falsch.
Die Erfahrungen sind sehr gut. Es wurden keine Badmeister eingespart – die braucht es weiterhin. Die Anfangsinvestition ist zwar hoch. Man muss mit einigen zehntausend Franken pro Becken rechnen. Doch weil die Badmeister von einer Aufgabe entlastet sind, steigt die Sicherheit, und das ist unser Ziel. Ein Menschenleben ist unbezahlbar.