Lehrerdominanz
Baselbieter SVP hat von den Lehrern die Nase voll

Karl Willimann (SVP) will in der landrätlichen Bildungskommission noch vor dem Sommer aufräumen. In der Kommission sitzen für den Füllinsdorfer SVPler zu viele Lehrer, die Mitglieder seien eindeutig nicht objektiv.

Leif Simonsen
Drucken
Karl Willimann (SVP) fühlt sich in der Bildungskommission einsam.

Karl Willimann (SVP) fühlt sich in der Bildungskommission einsam.

jun

Dass Karl Willimann ein König ohne Reich ist, wurde dem Präsidenten der landrätlichen Bildungskommission spätestens in den Beratungen zum Sparpaket vor Augen geführt. Der SVPler, der die Sparbemühungen der Regierung auf der ganzen Linie mittrug, stiess im 13er-Gremium immer wieder auf Granit. Seine Bildungskommission stellte sich quer – als einzige der mitberatenden Kommissionen.

Da platzte dem Füllinsdorfer der Kragen. «Ich wollte wissen, wie viele Mitglieder der Bildungskommission vorbelastet sind», erinnert er sich. «Ich rief alle dazu auf, die Hand in die Luft zu halten, die im Lehrerberuf tätig sind.» Willimann zählte sechs Hände. Für den Rechtsbürgerlichen ist klar: So viele Lehrer dürfen in der Bildungskommission nicht sitzen. «Ist ja klar, dass sie nicht objektiv sind – zumal ein Teil der restlichen noch mit einem Lehrer oder einer Lehrerin verheiratet ist.»

SP ist vor den Kopf gestossen

Nun, da die Spardebatte vorbei ist, hat der Kampf für Willimann erst begonnen. «Noch vor den Sommerferien werden wir schauen, wie wir diesen Missstand beheben können», kündigt er an. Ob Willimann sich entschliesst, ein Verfahrenspostulat einzureichen oder eine Motion – er weiss es noch nicht. Aber er ist felsenfest überzeugt, dass es nötiger ist denn je: «Es war schon immer so, dass die Lehrer in der Bildungskommission die Übermacht hatten. In der Spardebatte ist es aber ausgeartet.»

SVP-Fraktionspräsident Dominik Straumann sieht ebenfalls dringenden Handlungsbedarf, zumal bis zu den Sommerferien nur noch wenige Landratssitzungen anstehen. «Aber über das Vorgehen haben wir uns noch nicht abgesprochen», räumt er ein. Selbst der SP-Bildungsdirektor Urs Wüthrich ist der Meinung, dass «eine Diskussion berechtigt ist, zumal keine Interessenvertreter in den Kommissionen sitzen sollten».

Kein Lobbyismus in der Kommission

Bei Wüthrichs Parteikollegen macht sich Willimann aber keine Freunde. SP-Fraktionspräsidentin Kathrin Schweizer findet es «schlichtweg bedenklich, dass er seine eigene Kommission so angreift». Sie will zudem präzisiert haben, dass in der Bildungskommission nicht sechs, sondern vier aktive Lehrer sitzen. Schweizers Parteikollege Marc Joset, der mit Willimann in der Bildungs-, Sport- und Kulturkommission sitzt, spricht von «einem Problem Willimanns mit der Lehrerschaft». Dass der SVPler nun öffentlich gegen die eigene Kommission stellt, habe damit zu tun, «dass er ab und zu überfordert ist».

Joset, der selbst im Lehrerberuf tätig war, hält von Willimanns Idee nämlich gar nichts. Die Lehrer träten keinesfalls als Lobby auf: «Auch sie sind sich nicht immer einig. Ich habe nicht den Eindruck, dass es eine Lehrerfront gibt.» Links-Rechts sei viel entscheidender bei der Entscheidungsfindung. Seine eigene Partei sei ohnehin unverdächtig, hebt der SPler hervor. Denn die Lehrer in der Bildungskommission seien allesamt von den anderen Parteien – Bea Fünfschilling (FDP), Christian Steiner (CVP), Jürg Wiedemann (Grüne) sowie Paul Wenger (SVP).

Vertreten fühlt sich Joset durch den Präsidenten der Kommission ohnehin schon länger nicht mehr. Willimann stelle sich nicht nur bei Bildungsthemen quer, sondern auch bei der Kultur. «Das hat man ja auch gesehen, als er sich gegen die Erhöhung der Theatersubventionen aus dem Baselbiet aussprach.»