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Gottfried Lerch lässt im Häuschen seines Schrebergartens in Muttenz ein Stück Zillertal aufleben.
Hoch über dem Zubringer Muttenz-Süd befindet sich ein Stückchen Zillertal. In seinem Gartenhäuschen hat Gottfried Lerch nämlich eine Sitzecke eingerichtet, in der alles an das Tiroler Tal erinnert: Postkarten, das geschnitzte Regal, die Tischdecke, ein Poster des Männerchors «Ursprung Buam», ein Bierschild und ein Miniatur-Hirschgeweih. Ein Diplom bezeugt, dass Lerch fünfzig Mal in demselben Zillertaler Hotel war. «Ich bin ein Tirol-Fan», erklärt er auch die Tirol-Fahne, die neben dem Gartenhaus weht. Denn mindestens ebenso gerne wie in Österreich ist der Pensionär in seinem Garten. «Es muss vor allem gemütlich sein», sagt er. «Wenn man wie wir in einer Mietwohnung lebt, ist es hier doch viel schöner als daheim auf der Terrasse.»
Was auf seinen 200 Quadratmetern auf dem Gartenareal Rütihard auffällt, ist: die Ordnung. Säuberlich reihen sich die Salate, Gurken und Bohnen. Da wächst nicht das geringste Unkraut, die Wege sind mit Holzspänen belegt. Der Rasen ist englisch kurz, die Kanten haarscharf zurechtgestutzt. Die Blumen sehen so frisch aus, als wäre es in den vergangenen Wochen nie heiss gewesen. Trotz Frühlingsfrost kommen die Brombeeren bestens, sogar Trauben wird es dieses Jahr einige geben. «Letztes Jahr haben mir die Krähen die Tomaten kaputt gepickt», sagt Lerch. Jetzt sollen hängende CDs die Vögel fernhalten. Den Apfelbaum hat er selber gesetzt, er trägt vier Apfelsorten gleichzeitig. Der Kompost, naturgemäss etwas schmuddelig, ist hinter einer gepflegten Hecke versteckt. Dank selber montierten Solarpanels auf dem Dach gibt es Strom.
Es ist unübersehbar: Lerch steckt viel Arbeit in seinen Garten – was er aber selber nicht so wahrnimmt: «Ich komme einfach jeden Morgen hierher und tue ein bisschen was.» Er kümmert sich eher um das Gemüse, seine Frau um die Blumen. Sie findet manchmal, er mache im Garten zu viel. «Sie sagt dann, ich solle mich doch einfach mal setzen und die Natur geniessen.» Das tut er auch gern, unter der riesigen Pergola oder im Winter bei einem Fondue mit Freunden. Dabei, das weiss er, sitzt er nur auf einer dünnen Schicht Natur. Wenn man in seinem Boden gräbt, stösst man bald auf Betonklötze und Bierflaschen. «Aushub von der Autobahn», klärt er auf. Weder das noch der Verkehrslärm stören seine Gartenidylle – und auch nicht die Nachbarin, die ihre Pflanzen versamen lässt. Deswegen spriesst zwar immer wieder Unerwünschtes bei ihm. Doch lapidar meint Lerch: «Sie hat halt eine andere Gartenphilosophie als ich.»