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Eine Umfrage zeigt, dass der Landschaftsschutz im Gebiet Belchen-Passwang hohen Stellenwert geniesst. Einige würden sogar noch mehr Geld für Wanderwege ausgeben. In Sachen Infrastrukturvorhaben ist die Bevölkerung aber eher skeptisch.
Das Verhältnis der Baselbieter Kantonsbehörden zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung, kurz BLN-Gebiete genannt, ist gespalten. So machte sich der Leiter des federführenden Amts für Raumplanung, Martin Kolb, in der Vergangenheit wiederholt stark für ein «dynamisches Landschaftsbild», sprich Nutzungseingriffe auch in den geschützten BLN-Gebieten. Im Baselbiet sind dies der Tafeljura nördlich und östlich von Gelterkinden, der Chilpen bei Diegten, Teile des Gempenplateaus sowie das Belchen-Passwang-Gebiet. Und kürzlich stempelte Kolb diese Gebiete auch öffentlich als Werk von Experten ohne Einbezug der Bevölkerung ab.
Doch was will die Bevölkerung überhaupt? Das wissen wir nun seit ein paar Tagen zumindest ansatzweise dank einem vom Amt für Raumplanung veröffentlichten «Werkstattbericht zur Aufwertung BLN-Objekt Belchen-Passwang». Ein Kapitel dieses in hochgradig akademischem Ton abgefassten, 130 Seite dicken Wälzers widmet sich nämlich «der Wahrnehmung und Stimme» der Bevölkerung. Dabei wurden in den Gemeinden innerhalb des Belchen-Passwang-Gebiets, das heisst zwischen Bretzwil und Läufelfingen, in der «Scharniergemeinde» Bubendorf und in den Agglo-Gemeinden Birsfelden und Pratteln insgesamt 1630 Fragebogen verteilt, 919 kamen ausgefüllt zurück.
Etwas mehr als die Hälfte der Befragten wünschen sich in erster Linie «mehr Naturlandschaft» und in zweiter Linie «selbstbewusste Landgebiete mit Aufwertung der Natur und des Dorflebens» im Belchen-Passwang-Gebiet. Kaum gefragt ist hingegen dieses Gebiet als «Parklandschaft mit Freizeitangeboten und Tourismus». Mehr als 70 Prozent möchten alte Wege wieder gangbar machen und sind bereit, Geld für den Unterhalt von Wanderwegen zu bewilligen.
Gegenüber grösseren Infrastrukturvorhaben im Belchen-Passwang-Gebiet ist die Bevölkerung hingegen skeptisch bis klar ablehnend. So sind laut Werkstattbericht für 47 Prozent der Befragten Lift- und Seilbahnen «nicht tabu», bloss für 43 Prozent sind Windenergieanlagen «denkbar», knapp die Hälfte ist «gegen mehr zeitgemässe Gastronomiebetriebe à la Schilthorn» und über zwei Drittel der Befragten lehnt «ein eigentliches Sportzentrum» ab. Auch Neueinzonungen für Siedlungen stossen auf klare Ablehnung. Im Weitern kommt der Werkstattbericht zum Schluss: «Das einheimische Gewerbe und die Landwirtschaft werden als tragende Zukunftspfeiler erachtet, und dies selbst in den industriell geprägten Agglomerationsgemeinden. Der Kanton scheint immerhin nicht der schlechteste Partner, wogegen externe Investoren und auch der Bund unerwünscht sind.»
Und wie ist die Stimmung, wenn es um Schutzmassnahmen geht? «36 Prozent aller Befragten möchten den Kanton dazu verpflichten, die Schutzbestimmungen im Gebiet Belchen-Passwang durchzusetzen, wenn nötig auch gegen den Willen der Gemeinden. (...) 33 Prozent der Antwortenden lehnen dies ab.» Das Amt für Raumplanung kocht aber sein Süppchen weiter: Es sieht eine wachsende Kluft zwischen der Expertensicht und der Landschaftswahrnehmung der Bevölkerung.