Baselland
BLT läutet Begräbnis des Dampfzugs auf der Waldenburgerbahn ein

Die Geleise der Waldenburgerbahn werden überholt und verbreitert. Freunde der Dampfeisenbahn müssten zehn Millionen Franken auftreiben, damit ihre historischen Züge auf der Strecke weiterfahren können.

Andreas Hirsbrunner
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Die «Gedeon Thommen» der Waldenburgerbahn hat wohl bald ausgedient. (Archivbild)

Die «Gedeon Thommen» der Waldenburgerbahn hat wohl bald ausgedient. (Archivbild)

Philipp Flubacher

Bis im vergangenen Dezember kämpften die Dampffreunde um ihr historisches Waldenburgerli, auch wenn sie ein erfolgversprechendes Zukunftsrezept schuldig blieben. Der Entscheid des Landrats, die Geleise der Waldenburgerbahn (WB) von der bisherigen 75-Zentimeter-Spur auf Meter-Spur zu erweitern, nahm den Dampffreunden dann Mitte Dezember Wind aus den Segeln und es wurde ruhig um sie.

Offenbar begehrten sie nun auch an der ausserordentlichen WB-Generalversammlung vor ein paar Tagen nicht mehr auf, als ihnen Andreas Büttiker, Direktor der Baselland Transport AG (BLT), die Eckwerte für einen künftigen Dampfbetrieb bekannt gab.

Bahnhof zu klein

Büttiker wiederholt gegenüber der bz nochmals, was er den Aktionären eröffnete: «Die BLT hat keinen Auftrag von den Leistungsbestellern, im Waldenburgertal einen Dampfzug zu führen. Und wir haben auch keine Management-Kapazitäten dafür. Das müssten die Dampffreunde selber machen.» Dazu sei aber eine professionelle Organisation nötig.

Doch dieser administrative Kraftakt ist fast schon ein Nebenschauplatz im Vergleich mit den anstehenden Investitionen: Weil der künftige, neue Bahnhof in Waldenburg laut Büttiker zu klein ist, um weiterhin die alte Gedeon-Thommen-Lokomotive und die drei Personenwagen samt Werkstätte zu beherbergen, müssen die künftigen Dampfbahn-Betreiber eigene Räumlichkeiten entlang der Bahnstrecke bauen.

Dazu kommen die Sanierungskosten der Bahnwagen, die in einem schlechten Zustand sind, sowie die Umspurkosten von Lokomotive und Wagen auf die neue Meter-Spur.

Unter dem Strich rechnet Büttiker mit Kosten von fünf bis zehn Millionen Franken. Ein Betrag, der nur via allfällige Mäzene denkbar ist, denn von der BLT, dem Kanton und dem Bundesamt für Verkehr ist nichts zu erwarten. Und solche Mäzene haben sich bis jetzt nicht gemeldet. Büttiker sagt denn auch: «Dieses Geld zusammenzubringen, ist eine Herkulesaufgabe.»

Andererseits sind möglichen Dampfbahn-Betreibern die Hände auf der Einnahmeseite weitgehend gebunden: Aus fahrplantechnischen Gründen kann der Dampfzug nur an Wochenenden verkehren. Kurt Grieder, Präsident des Vereins Dampfzug Waldenburgerbahn, will die Situation noch diese Woche mit seinen Vorstandskollegen besprechen und an der Vereins-Generalversammlung von Mitte April Vorschläge unterbreiten, «was wie gerettet werden kann». Das Begräbnis des WB-Dampfzugs scheint also unabwendbar.

Immerhin dürfte der «Gedeon-Thommen» noch eine Museumslaufbahn winken. Die BLT würde jedenfalls zu einer solchen Lösung Hand bieten. Dass nun an der ausserordentlichen WB-Generalversammlung ausgerechnet Büttiker Klartext geredet hat, hat mit den neuen Eigentumsverhältnissen zu tun: Die BLT verfügt mittlerweile über 97 Prozent der Aktionärsstimmen und hat das WB-Personal per Jahresbeginn übernommen. Die ausstehenden Generalversammlungen von WB und BLT im Mai und Juni, die die WB-Übernahme beschliessen, sind deshalb noch rein formale Akte.

Pegoraro hinter Büttiker

Zudem weiss Büttiker den Steuerungsausschuss, dem unter anderen Regierungsrätin Sabine Pegoraro und WB-Präsident Urs Steiner angehören, im Rücken.

Übrigens: Hätte sich der Landrat im Dezember für die 75-Zentimeter-Spur entschieden, würden für die Dampffreunde jetzt einzig die Umspurkosten für Lokomotive und Wagen wegfallen. Das ist mit Grössenordnung einer Million Franken zwar nicht gerade ein Klacks, aber sicher nicht das Piece de Résistance bei der Rettung des Dampf-Waldenburgerlis.