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Trotz des gescheiterten Erdwärme-Projekts in Basel gibt es in der Region eine breite Zustimmung für Geothermie. Neue Technologie soll das Erdbebenrisiko senken. Aber Standorte für konkrete Projekte sichert derzeit niemand - denkbar wäre gar, dass Schweizerhalle in Frage käme.
Tiefengeothermie, die Erzeugung von Strom aus Erdwärme, stand am EBL-Event in Liestal durch alle politischen Lager hindurch – inklusive Regierungspräsidentin Sabine Pegoraro – hoch im Kurs. Sie wurde als notwendig und alternativlos gepriesen. Entsprechend wurde auch der Wunsch nach neuen Geothermieprojekten in der Region Basel laut. Auf Nachfrage zeigt sich auch der basel-städtische Energiedirektor Christoph Brutschin überzeugt vom Strom aus dem Untergrund. Und die gestern auf dem bz-Onlineportal aufgeschaltete Umfrage bestätigt den Eindruck: 93 Prozent sprachen sich dafür aus, in der Region Basel Geothermieprojekte wieder aufzunehmen.
Doch bei aller öffentlichen Zustimmung: Die Frage nach Kraftwerksstandorten läuft ins Leere.
Technologiefrage geht vor
«Mit der gleichen Technik am gleichen Ort ist Geothermie in Basel kein Thema», weist Brutschin auf die Erschütterungen hin, die 2006 zur Sistierung des Projekts «Deep Heat Mining» auf dem IWB-Gelände in Kleinhüningen führten. Seine Bedingungen: ein weniger dicht besiedeltes Umfeld und eine neue Technik der hydraulischen Stimulation, die keine an der Oberfläche fühlbaren Erschütterungen auslöst. Diese Riss-Erzeugung mit hohem Wasserdruck ist erforderlich, um den heissen Fels als Durchlauferhitzer zu nutzen.
Das Basler Bohrloch ist nun verschlossen, aber jederzeit reaktivierbar. Die neue Technik, von der Brutschin spricht, will die Geo-Energie Suisse AG, eine gemeinsame Tochter der Liestaler EBL, der Basler IWB und fünf weiterer regionaler Energieversorger, bis 2020 an mehreren Standorten in der Schweiz erproben. Gehen diese Pläne auf, hat man in sieben bis zehn Jahren die nötige Technologie, um auch in der Nordwestschweiz den Bohrer mit gutem Grund erneut anzusetzen: Hier gewinnt man pro Kilometer Bohrloch 40 Grad hinzu, im Rest der Schweiz sind es nur 30 Grad.
Fachleute würden zwar mit der neuen Technik gern vom Basler Bohrloch aus weiterarbeiten. Doch Brutschin meint: «Andere Standorte als das dicht bebaute Basel dürften im Vordergrund stehen.»
Schweizerhalle wäre denkbar
Müsste man also geeignete Kraftwerksstandorte im Baselbiet bereits heute sichern, damit diese nicht mit Einkaufszentren oder Gewerbe überbaut werden? «Die Standortfrage ist berechtigt. Man kann sie aber erst beantworten, wenn man weiss, was man will», erklärt Peter Meier, CEO Geo-Energie Suisse. «Geht’s nur um Strom, kann man fast überall bauen. Soll aber auch Fernwärme verkauft werden, muss man die Nähe des Siedlungsgebiets suchen.» Dieses Interesse steht zum Beispiel bei der IWB «wegen des vorhandenen, gut ausgebauten Fernwärmenetzes» im Vordergrund. Für Meier wäre auch ein Standort wie Schweizerhalle denkbar. Doch da man heute nie sicher sei, welche Industrie man in zehn Jahren an einem Standort vorfinde, sei eine Festlegung noch zu früh.
Zudem müssten für solche Überlegungen erst einmal die Erfahrungen mit den Pilotanlagen vorliegen. Also habe sich Geo-Energie Suisse bisher auf die Suche nach Standorten mit niedrigem Erdbebenpotenzial für diese Pilotanlagen konzentriert und deshalb die Nordwestschweiz nicht berücksichtigt.
EBL-Geschäftsleiter Urs Steiner weist darauf hin, dass in Deutschland ein Rennen auf die guten Standorte eingesetzt hat und Geothermie-Unternehmen ihre Claims abstecken. Christoph Häring, Projektleiter in der Liestaler Geo Explorers Ltd., beschwichtigt: «In der Schweiz kann man sich Rechte nicht ohne ein konkretes Projekt sichern, da alles über die Baubewilligung läuft. Es gibt hier keine Spekulation mit Kraftwerks-Standorten.»