In der Chemiefirma CABB in Pratteln krachte es im Juni zwei Mal, es gab einen Verletzten. Die Öffentlichkeit durfte das nicht erfahren. Man habe das Unternehmen schützen wollen, sagt die Polizei.
Am 17. und 18. Juni ereigneten sich bei der CABB in Pratteln zwei Unfälle. Beim ersten trat ätzendes Oleum aus, zu Schaden kam niemand. Beim zweiten platzte ein Glasrohr, wodurch ein Mitarbeiter an der Hand verletzt wurde. Er wurde ambulant behandelt und zur Kontrolle ins Spital gebracht.
Bei beiden Unfällen wurde die Standortfeuerwehr und die Polizei gerufen – aber die Öffentlichkeit erfuhr nichts. Weder die Baselbieter Kantonspolizei noch die Firmenzentrale in Deutschland gaben Medienmitteilungen heraus. Bekannt machte die beiden Zwischenfälle die «Basler Zeitung».
Unglücke bei der CABB sind von Interesse, nachdem in der Chemiefirma 2016 und 2017 eine Reihe von Unfällen geschah. Diese führten zu einiger Verärgerung in der Bevölkerung und bei den lokalen und regionalen Politikern. Die Unternehmensleitung sah sich schliesslich gezwungen, sich öffentlich zu entschuldigen und Besserung zu geloben. Der Standortleiter in Pratteln wurde ersetzt, und man stellte eine verbesserte Kommunikation von Unregelmässigkeiten in Aussicht.
Bei weiteren Zwischenfällen gab es danach Medienmitteilungen der CABB. Jetzt präzisiert die Firma auf Anfrage der «BaZ», man kommuniziere «jegliche Ereignisse, die eine Aussenwirkung auf Umwelt oder Nachbarschaft ausserhalb des Werkgeländes» beträfen. Diese Bedingung war bei den beiden Ereignissen im Juni offenbar nicht gegeben.
Die Kantonspolizei erklärt ihr Schweigen zu den beiden Unfälle letzte Monat mit einer Abwägung zwischen dem öffentlichen Interesse an Information einerseits und dem Schutz der involvierten Unternehmen und der Wahrung des Amtsgeheimnisses andererseits. Dabei habe Letzteres überwogen.
Nicht nur an die Öffentlichkeit, sondern vor Gericht kommt ein Unfall von 2014, bei dem ein 24-Jähriger stark verätzt wurde und schliesslich seinen Verletzungen erlag. Die Staatsanwaltschaft will das Dossier in den kommenden Wochen dem Strafgericht einreichen. Angeklagt sind zwei Personen, wegen fahrlässiger Tötung und dem fahrlässigen Verursachen einer Explosion.