Baselland Tourismus
Das Baselbiet: Vom Ausflugsziel zur Ferienregion

Michael Kumli, der neue Geschäftsführer von Baselland Tourismus, legt die Messlatte hoch.

Simon Tschopp
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Michael Kumli: «Es war ein spannender Start. Derzeit sind alle herausgefordert.»

Michael Kumli: «Es war ein spannender Start. Derzeit sind alle herausgefordert.»

Nicole Nars-Zimmer (31.August 2020

Berge versetzen kann er keine. Dennoch: Mit einer ambitionierten Mission hat Michael Kumli Anfang Mai seine neue Funktion angetreten. Als Geschäftsführer von Baselland Tourismus will er diese Gegend vom Ausflugsziel zur Ferienregion machen – weg vom klassischen Tagesausflug zur Destination, wo die Gäste zwei, drei Nächte bleiben. «Aber das ist nicht von heute auf morgen zu erreichen», ist sich der 36-Jährige bewusst, «dafür müssen wir gegen sechs Jahre arbeiten.» Für Kumli ist das Übernachtungsangebot im Baselbiet bereits «gut bis sehr gut». Er sieht Potenzial: Es müssten ergänzende Angebote geschaffen werden, die es noch nicht gebe und die bisherigen nicht konkurrenzierten.

Mehr Vertrauen ins eigene Produkt

Baselland Tourismus hat in der Coronakrise eine Kampagne in anderen Kantonen lanciert. Kumli erzählt über positive Feedbacks von Leuten, welche diesen Sommer hier Zeit verbracht haben. Das motiviert ihn. Er spricht von Freizeittourismus. Wichtig sei, sich nach vorne zu orientieren und auszuloten, wo man Stärken habe und diese mit den Chancen zu kombinieren. Denn die bekannte Messelandschaft verschwindet, der Businesstourismus ist einem enormen Wandel unterworfen.

Der in Hölstein aufgewachsene Geschäftsführer wohnt heute in Liestal und kennt das Baselbiet aus dem Effeff. Er weiss, wie die hiesige Bevölkerung tickt. Er plädiert für mehr Vertrauen ins eigene Produkt. «Wir sind bescheiden. Wenn wir sagen, wir seien eine Tagesausflugsdestination und keine Tourismusregion, dann sind wir das auch. Wir sollten uns eintrichtern: Wir sind eine Tourismusgegend, haben was zu bieten, das sind unsere Vorzüge.»

Wenn hier ein Schritt getan werden kann, gelingt ein stärkerer Auftritt, ist Michael Kumli überzeugt. Grosse Hoffnungen setzt er auch ins Eidgenössische Schwingfest 2022 in Pratteln, um die Marke «Baselland» bekannter zu machen. Der Touristiker findet: Oft herrsche das Gefühl, Ferien seien erst dann Ferien, wenn man mit Easyjet irgendwohin fliege.

Grosse Herausforderungen für alle

Den sportbegeisterten Kumli, der beim FC Oberdorf kickt und oft auf dem Bike unterwegs ist, hat es vor vier Monaten voll getroffen. Just im Lockdown hat er seine neue Aufgabe in einer Branche übernommen, die von Corona äusserst stark betroffen ist. «Es war ein spannender Start, einfach hat es niemand. Derzeit sind alle herausgefordert», meint er. Kumli konnte sich gewissen Themen vertiefter widmen, weil zahlreiche Veranstaltungen ausgefallen waren.

Derzeit laufen die Baselbieter Genusswochen, die im Jahresprogramm von Baselland Tourismus bedeutend sind. Für den Chef sind sie einer der «Leuchttürme», man dürfe stolz darauf sein, was die Region zu bieten habe. Wegen Corona finden diese Wochen über 100 Anlässen heuer in angepasster Form statt. Sie sind eine Plattform für Veranstalter, die ihre Produkte präsentieren. Kumli, der auch den Verein IG Baselbieter Genusswochen präsidiert, ist gespannt, wie lange der Boom der Hofläden, die in dieser Krise sehr gefragt sind, anhält.

Ein eingespieltes Team

Der 36-Jährige hat sich nach vier Monaten gut eingelebt in der Geschäftsstelle in Liestal. Er könne auf ein «sehr gut eingespieltes Team» zählen. Den Austausch mit einzelnen Leistungsträgern wie Hotel- und Gastrobetriebe erlebt er «sehr positiv». Die Strukturen von Baselland Tourismus sind ähnlich wie in den Sportorganisationen, bei denen Michael Kumli zuvor tätig gewesen ist. Er arbeitete für die Schweizer Sporthilfe und Swiss Triathlon.

Nach einer kaufmännischen Lehre bei der Baselbieter Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion arbeitete er für dortige Leistungssportförderung. Während dieser Zeit absolvierte der heute zweifache Vater die Tourismusfachschule. Danach polierte er in Nizza seine Französischkenntnisse auf, ehe seine Engagements im Sportbereich folgten. Die Tourismusausbildung in Luzern prägte Kumli. «Das hat mir gutgetan – den Fächer öffnen, hinaus aus dem Waldenburgertal, zusammen lernen mit Berner Oberländern.» Diese hätten Eiger, Mönch, Jungfrau und Jungfraubahnen, «wir haben die Wasserfallenbahn», lacht er.

Er kennt auch andere Ecken der Welt

Reisen ist ohnehin eine Leidenschaft von Michael Kumli und seiner Frau, bis vor vier Jahren sehr ausgeprägt. Sie hätten das Glück gehabt, ein paar Mal eine mehrmonatige Auszeit nehmen zu können. «Wir erlebten viel – so richtige Abenteuer im Gebirge Südamerikas und in Asien – verrückte Geschichten», schwärmt der Oberbaselbieter.

Wo verbringt er am liebsten Ferien? «Die Berge habe ich extrem gerne. Für mich haben sie etwas Beruhigendes, die Kraft, der Schnee. Berge sind gross, du bist klein», philosophiert Michael Kumli. Die Berge – versetzen kann er keine, aber dem Baselbieter Tourismus zu noch mehr Relevanz verhelfen.