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Mit fünf Hektar fällt die Chrintaler Aue etwas klein aus. Aber sie ist dennoch etwas Besonderes: Abgesehen von einer Schwester an der Lützel ist das künstlich geschaffene Biotop nämlich das einzige seiner Art im Baselbiet.
«Auenlandschaften sind in der Schweiz generell selten», sagt der zuständige Kreisförster Ernst Spahr. «Es gibt noch vereinzelte an der Aare, an der Reuss, am Ticino oder am Bündner Alpenrhein.»
Der Grund liegt auf der Hand: «In unseren dicht besiedelten Kulturlandschaften gibt es kaum noch Platz für Auen.» Das Wäldchen im hinteren Teil des schmalen Chrintals, eines Nebentals des Homburgertals im Dreigemeindeneck Rümlingen, Rünenberg und Häfelfingen, bildet da eine Ausnahme. Hier liess der Kanton 2010/2011 für «einige Zehntausend Franken» den Waldweg verlegen und den begradigten Bachlauf zuschütten.
So musste sich der Chrindelbach, der später in den Homburgerbach mündet, neue Wege durch den Eschenhain suchen. Weitere Zuläufe der Aue sind der Buebelochbach und das Oltechsbrunnebächli. Ausserdem liegt auf dem Grund eine nicht mehr genutzte Quelle der Einwohnergemeinde Sissach.
Seltene Tier-Pflanze-Symbiosen
Auenlandschaften, die durch den ständig wandelnden Wasserlauf und -stand geprägt sind, haben laut Spahr einen grossen Nutzen für Flora und Fauna, mittelfristig auch für die Wasserqualität. «Wasser, Sand, Steine, Nasswiesen - das Ökosystem einer Aue ist sehr vielfältig», sagt Spahr. Es gebe einige spezielle Symbiosen, die nur zwischen einer bestimmten Pflanzenart und Tierspezies funktioniere: So seien viele Insekten auf Hochstauden wie Brennnesseln angewiesen.
In einen Auenwald gehören allerdings auch Bäume: Während die vorhandene Esche ein typischer Auenbaum ist, entfernte der Kanton die Fichten, die laut Spahr das Wasser an den Wurzeln weniger gut vertragen. Weitere typische Bäume sind Pappeln, Ulmen, Erlen, Stieleichen, Weiden und Aspen, von denen Spahr hofft, dass sie bald in der Chrintal-Aue heimisch werden. Zum Anschub wurden einige Erlen gepflanzt.
Der Auenwald ist laut Spahr in einer ständigen Dynamik; einen vorläufigen «Endzustand» habe er noch nicht erreicht. Die Arbeiten des Menschen seien nun erledigt; jetzt lasse man die Natur machen. Der Kanton werde die Entwicklung beobachten. «Vielleicht müssen wir mal ein paar invasive Neophyten bekämpfen», sagt Spahr. Eine wissenschaftliche Untersuchung des Nutzens der Aue sei aber nicht geplant: «Wir wissen aus anderen Untersuchungen, was eine solche Aue für das Ökosystem leisten kann.»
Teil des Tafeljura-Wanderwegs
Schliesslich profitiert auch der Mensch direkt von der Aue: nämlich als Wanderer auf dem viel begangenen Tafeljura-Weg zwischen dem Bahnhof Sommerau und dem Wisenbergturm. Der Wanderweg führt weiter ins canyonartige hintere Chrintal, das zusammen mit der Aue und dem Felskopf Eselfluh ein Naturschutzgebiet bildet. Der malerische Giessen am Ende des Chrintals ist eine der touristischen Attraktionen der Tafeljura-Wanderung.