Die Antennen-Gegner in Gelterkinden geben nicht auf: Ziviler Ungehorsam könnte eine Option gegen die Antennen an der Rickenbacherstrasse sein. Die Bevölkerung wehrt sich mit Händen und Füssen gegen die geplante Antenne
«Ziviler Ungehorsam ist immer eine Variante», sagt Ulrich Pfister von der Kommission «Kein Strahlen-Meer im Wohnquartier». Komme es zum Bau der UMTS-Power- und der Richtstrahl-Antenne an der Rickenbacherstrasse 11, werde das Quartier sehr farbig aussehen. Denkbar wäre aus Pfisters Sicht ein Sitzstreik, «um den Baubeginn zu verzögern». Andere Kommissionsmitglieder sprechen von Fahnen an den Antennen oder Transparenten an Balkonen. «Die Leute sollen wissen, dass die Antenne nicht dorthin gehört», erklärt Mario Brenna, Kommissionsmitglied.
Fehlende juristische Möglichkeiten
Die Antennen-Gegner sind ernüchtert über die juristischen Möglichkeiten, die Antennen zu verhindern. Grundsätzlich hätte es dazu zwei Chancen gegeben: Den Vertrag zwischen Grundstücksbesitzer Hans «Johnson» Buess und Sunrise rückgängig machen oder das Projekt mit Einsprachen bekämpfen. Beides scheiterte: Die Schlichtungsstelle für Mietangelegenheiten lehnte Buess’ Beschwerde vor bald zwei Jahren ab, die Baurekurskommission gewährte den Rekurs der Anwohner im März ebenfalls nicht (bz berichtete). Die Strahlungs-Grenzwerte würden eingehalten und auch optisch seien die Antennen kein Problem. Ein Weiterzug wäre in beiden Fällen chancenlos.
Eine Einigung am runden Tisch ist nicht in Sicht. Buess, der sich auf die Seite der Anwohner schlug («ich habe einen Fehler gemacht»), versuchte im März mit einem Brief an Sunrise-CEO Oliver Steil «an dessen Herz und Philanthropie zu appellieren». Eine Antwort sei bis jetzt ausgeblieben. Sunrise nahm gegenüber der bz bis gestern Abend keine Stellung dazu.
Trifft kein Rekurs mehr ein, wird das Bauinspektorat Liestal wahrscheinlich bald die definitive Baubewilligung erteilen. Der zuständige Gelterkinder Gemeinderat Roland Laube (SP) dazu: «Das ist vorbei. Dort kann man nur noch auf den Goodwill von Sunrise hoffen.» Lange könnte der Mobilfunkanbieter allerdings kaum von den Antennen profitieren, 2019 müssten sie voraussichtlich wieder weg. Der zehnjährige Mietvertrag läuft gemäss Buess bereits seit Herbst 2009. Er will baldmöglichst kündigen. Zudem liess er auf dem Grundbuchamt eintragen, «dass unsere Erben niemals gestatten würden, auf unserem Haus eine Antenne zu errichten».
Wirtschaftlich machen die Antennen für Sunrise deshalb laut Kommission immer weniger Sinn. Das Unternehmen halte aus Angst vor einem Präzedenzfall so verbissen daran fest. Pfister: «Es wäre eine Lawine, die zu Tal donnerte», gäbe Sunrise nach. Andere Gemeinden würden nachziehen.
Hoffnung dank Bundesgericht
Hoffnung für künftige Projekte setzten die Antennen-Gegner in einen aktuellen Entscheid des Bundesgerichts. Dieses hiess das Baureglement der Berner Gemeinde Urtenen-Schönbühl gut, das ein Kaskadenmodell für die Bewilligung von Antennen enthält. Ein solches wünschen sich nun auch die Gelterkinder Antennen-Gegner: «Es braucht eine Nutzungsplanung auf Gemeinde-Ebene», erläutert Pfister. «Mit dem Kaskadenmodell hätten wir als Gemeinde endlich ein Instrument in der Hand.»