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Die Bürgergemeinde Liestal wird zusehends zum Gemischtwarenladen – jetzt will sie die Siebe Dupf-Kellerei übernehmen.
Des einen Kernkompetenz ist die Waldpflege, des andern das Weingeschäft. Trotz fehlender Berührungspunkte wollen die Bürgergemeinde Liestal und die Kellerei Siebe Dupf bei ihrer Zukunftsplanung zusammenspannen. Vor kurzem gab die Bürgergemeindeversammlung ihrer Regierung, dem Bürgerrat, grünes Licht dafür.
Schaut man näher hin, gibt es eine Gemeinsamkeit: Beide potenziellen Partner platzen an ihren jetzigen Standorten in Liestal aus den Nähten. Die Bürgergemeinde prüfte bereits mit der Einwohnergemeinde Liestal einen neuen, gemeinsamen Werkhof, was aber wieder verworfen wurde. Bürgerratspräsident René Steinle sagt: «Unser Werkhof an der Rosenstrasse ist nicht nur zu eng, sondern die Gebäude sind auch veraltet.»
Die Kellerei Siebe Dupf andererseits, die in den letzten Jahren immer wieder Auszeichnungen für ihre Weine einheimsen durfte, ist ein Opfer ihres Erfolgs. Obwohl sie bereits ihr Zentrallager an den Rand von Liestal zu Frenkendorf ausgelagert hat, ist es zu eng an der Kasernenstrasse, die Gebäude sind veraltet und das 145 Jahre alte Unternehmen ist mittlerweile umgeben von Wohnhäusern mit entsprechendem Konfliktpotenzial.
Einmal mehr fuhr die Bürgergemeinde Liestal im letzten Jahr ein Glanzresultat ein. Der Ertragsüberschuss betrug 7,5 Millionen Franken – und das nach ausserordentlichen Abschreibungen von fast fünf Millionen.
Haupteinnahmequelle war wiederum die Deponie Höli. Sie spülte satte fünf Millionen Franken in die Kasse, 35 Prozent mehr als budgetiert. Was heisst, dass mehr Bauschutt angeliefert wurde als geplant. Ein Kantonsvertreter sprach in einem Interview mit dem WWF indirekt von Dumpingpreisen, welche die «Höli» gewähre. Bürgerratspräsident René Steinle bezeichnet das als «haltlos». Die Deponie ist in zwei Jahren voll, ein Viertel-Jahrhundert früher als prognostiziert.
Dazu kommt bei «Siebe Dupf» ein weiterer, wichtiger Punkt. Verwaltungsratspräsident Ernst Bronner sagt: «Mein Compagnon und ich wollen uns aus Altersgründen gelegentlich aus dem Verwaltungsrat zurückziehen. Deshalb haben wir uns nach Partnern umgesehen.» Und da liegt in Liestal die Bürgergemeinde mit ihren sprudelnden Einnahmen aus der Deponie Höli (Box unten) schon fast auf der Hand. Kommt dazu, dass Bronner und Steinle alte Bekannte sind, die zusammen in der Paul Schwob-Stiftung sassen und dort das Projekt Alterswohnungen Brunnmatt aufgleisten; Paul Schwob gründete die heutige Siebe Dupf-Kellerei.
Die räumliche Not soll nun auch baulich zusammen schweissen. Bürgergemeinde und «Siebe Dupf» suchen nach einer geeigneten Bauparzelle in Liestal, um darauf ein gemeinsames Verwaltungsgebäude, einen Werkhof und eine Kellerei mit Lager zu erstellen. Doch das ist nicht ganz einfach. Die Bürgergemeinde selbst verfüge über kein entsprechendes Land, sagt Steinle. Aber der Kanton besitze diverse unbebaute Parzellen. Das Problem sei aber, dass dieser Land nur im Baurecht abgeben wolle, was für die Bürgergemeinde nicht infrage komme.
Ein idealer Standort wäre für Steinle die Industriestrasse entlang der Bahngleise Richtung Frenkendorf. Während der Bürgergemeinde die Hände gebunden sind – Steinle: «Es wäre ein Affront, wenn wir zum Beispiel in Bubendorf bauen würden» – ist «Siebe Dupf» flexibler. Bronner sagt: «Wichtig ist, dass wir die Baselbieter Trauben auch im Baselbiet verarbeiten.» Und er ergänzt: «Wir haben keinen Handlungsdruck und denken auch über alternative Partner nach. Aber ein Zusammengehen mit der Bürgergemeinde ist eine schöne Vision.»
Auch Steinle betont, dass jetzt ein Prozess beginne, der Zeit brauche. «Wir haben noch nie auf Schnellschüsse gesetzt. Aber bis in fünf Jahren sollte das Projekt stehen.»
Das dürfte der Bürgergemeinde reichen, ihr Papier «Vision und strategische Ausrichtung» zu überarbeiten. Im aktuellen ist nämlich nichts vom Weingeschäft zu lesen.