Rego-Fix in Tenniken bietet trotz ihrer Exportabhängigkeit dem starken Franken die Stirn. Nach massiven Umsatzeinbrüchen im 2009 setzte sie zur Flucht nach vorne an - und expandierte in die USA. Es galt die Devise: Keine Teilnahme an der Krise.
«Darauf sind wir schon ein bisschen stolz», meint Richard Weber und deutet auf einen übermannsgrossen Apparat im speziell klimatisierten Raum: «Solche Messgeräte mit 0,00035 Millimeter Genauigkeit gibt es in der Schweiz nur drei Stück», erklärt der Geschäftsführer und Mitinhaber der Rego-Fix AG.
Präzision ist eine Kernkompetenz des Tenniker Familienbetriebs: Rego-Fix fabriziert Spann-Systeme, mit denen man Bohrer und Fräsen in die CNC-Automaten einspannt. Eingesetzt werden diese vom Dentallabor bis zum grössten Flugzeugbauer der USA, in der Auto-, Medizinal- und Uhrenindustrie, im Turbinen-, Triebwerks-, Maschinen-, Werkzeug- und Formenbau und nicht zuletzt für die Aluminiumteile einer renommierten Computer- und Smartphone-Marke.
Von Währungskurs betroffen
Weltweit ist die 1950 in Reigoldswil als Einmannbetrieb gegründete Firma heute in 50 Ländern vertreten; mit eigenen Niederlassungen in Deutschland, China und den USA. Ihre Spann-Werkzeuge entwickelt und produziert sie in Tenniken, wo 185 der insgesamt über 200 Angestellten tätig sind. 90 Prozent gehen in den Export.
«Wir wollen nicht kurzum wieder bauen müssen», begründete Rego-Fix-Chef Richard Weber die Platzreserve von einem halben Stockwerk im 7000 Quadratmeter grossen Neubau, der in einer Woche eingeweiht wird. Dieser ist moderner Haustechnik ausgestattet: Ein Speichertank nimmt die Abwärme der Luftdruck-Kompressoren auf.
Falls dies nicht reicht, steht eine Pelletheizung zur Verfügung. Ein Wärmerückgewinnungs-System in der Lüftung und Dreifach-Verglasung sorgen für einen niedrigen Energieverbrauch. Der Tank der früheren Ölheizung im Altbau wurde zum Regenwasserspeicher für die WC-Spülung umfunktioniert. (dh)
«Deshalb sind wir von der Dollar- und Euroschwäche stark betroffen», erklärt Weber, der die Firma in zweiter Generation führt. 2009 erlitt Rego-Fix einen massiven Umsatzeinbruch. «Darauf kann man reagieren, indem man gar nichts macht und schrumpft, oder indem man aktiv wird und expandiert.» Die drei Brüder - Stefan Weber leitet Marketing und Entwicklung, Andreas Weber die Niederlassung in den USA - beschlossen den Vorwärtsgang und kreierten dazu den Slogan: «Wir nehmen an der Krise nicht teil.»
Sichtbarster Ausdruck dieser Vorwärtsstrategie ist das neue Firmengebäude, das Rego-Fix am kommenden Freitag einweiht. Zahlen nennt Weber keine, doch alleine der Neubau hat einen zweistelligen Millionenbetrag verschlungen. Hinter der Fassade arbeiten Roboter, deren Anschaffung eine Summe in ähnlicher Grössenordnung erfordern dürfte. «Um den starken Preis- und Kostendruck wegen des starken Frankens aufzufangen, müssen wir mit gleich viel Personal mehr herstellen», erläutert Weber. «Dies können wir nur, indem wir automatisieren.»
Die teuren Maschinen müssen laufen: Rego-Fix arbeitet im Dreischicht-Betrieb, und eine Reihe von automatisierten Anlagen steht rund um die Woche nie still. «Wir revidieren keine Maschinen», berichtet Weber. «Wir kaufen neue, damit wir technologisch an der Spitze bleiben.»
Technologische Alleinstellung
Das erforderliche Selbstvertrauen für einen Ausbau in Zeiten der Krisenangst fusst auf der Technologie: Als der Betrieb noch in Reigoldswil und Liestal zuhause war, entwickelte Rego-Fix 1972 die «ER-Spannzange», die nach Ablauf des Patents weltweit zur Industrienorm erhoben wurde. Vor 10 Jahren, nach dem Umzug nach Tenniken, folgte dann das «PowRgrip»-System.
«Wir garantieren, dass die Werkzeuge mit einer Genauigkeit von 3 Tausendstel Millimeter rotieren.» Dies ermögliche nicht nur präziseres Arbeiten, sondern führe wegen geringerer Vibration dazu, dass die Bohrer und Fräsen länger scharf bleiben. «Unsere Systeme sind nicht billig, aber durch die höhere Lebensdauer der Werkzeuge und den schnelleren Werkzeugwechsel sind sie rasch amortisiert.» Die höhere Lebensdauer gilt auch für die Spannzangen selbst: «Wir garantieren, dass man damit bei gleich bleibender Qualität 20 000 Mal das Werkzeug wechseln kann.»
Hergestellt wird «PowRgrip» weltweit ausschliesslich in Tenniken. «Wir haben andere Standorte geprüft», berichtet Weber. «Aber wir sind hier verwurzelt. In der Schweiz haben wir kompetente Fachkräfte, eine gute Infrastruktur und langjährige Lieferantenbeziehungen.»