Weltreise
Dieser Liestaler will Afrika mit dem Velo umrunden

Maurizio Ceraldi will innerhalb zweier Jahre Afrika mit dem Velo umrunden. «Sobald ich losfahre, kippt ein Schalter um. Es beginnt dann ein viel intensiveres Leben», erklärt Ceraldi, «und das Velo hat die perfekte Reisegeschwindigkeit.»

Lucas Huber (text und foto)
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Maurizio Ceraldi und sein Velo sind für Afrika bereit

Maurizio Ceraldi und sein Velo sind für Afrika bereit

«Da ist noch etwas», hatte Maurizio Ceraldi vor zwei Jahren zu der Frau gesagt, die damals seine Freundin wurde: der Traum einer grossen Veloreise. Eigentlich hat er die ja bereits hinter sich. 2006 radelte der Liestaler bis nach Tibet. Er lächelt nur, wenn er daran zurückdenkt. Auch davor und dazwischen war er immer wieder unterwegs, befuhr den Jakobsweg, befuhr Skandinavien bis ans Nordkap, befuhr Portugal.

Doch wieder überkam Ceraldi, der seinen Job als Versicherungsfachmann per Ende Juli gekündet hat, dieses Reissen und die Neugier, die ihn in die Ferne ziehen, weg vom sicheren Hafen Schweiz und der Behütetheit des Geregelten.

Das sei es denn auch vor allem, was das Reisen so faszinierend mache für ihn: Ausgesetzt und auf sich alleine gestellt zu sein – und jede Entscheidung selbst zu fällen und zu wissen, dass sie gefällt werden müsse. «Das Leben hier ist schön, keine Frage: Ich habe einen tollen Job, eine Freundin, Freunde, eigentlich alles – aber wenn einen das Reisefieber packt...». Denn an Glücksmomenten wie auf Reisen mangelt es im normalen Leben. Ceraldi spricht von diesen kleinen Erfolgen, eine Einladung von einem Unbekannten, wenn man krank durch den Regen fährt; ein warmer Tee, wenn man friert; Bekanntschaften, wo man nicht damit rechnet.

Keine unnötigen Risiken

«Sobald ich losfahre, kippt ein Schalter um. Es beginnt dann ein viel intensiveres Leben», erklärt Ceraldi, «und das Velo hat die perfekte Reisegeschwindigkeit.» Eindringlicher, ergänzt er, könne man gar nicht reisen. Und er will mit Vorurteilen aufräumen. Sobald er nämlich von Afrika als Reisedestination spräche, verwürfen die Zuhörer die Arme: «Was? Afrika?», heisse es dann: «warum gerade Afrika?» «Meine Wahl ist also auch eine Art Trotzreaktion.»

Der Gefahr ausweichen

Ein etwas mulmiges Gefühl hat er trotzdem. Politische Unruhen sind auf dem Schwarzen Kontinent an der Tagesordnung. «Aber ich muss nicht ums Verrecken jeden Meter mit dem Velo zurücklegen», relativiert Ceraldi. Wenn es nämlich zu brenzlig werde, käme durchaus auch ein Flug infrage, um das eine oder andere kritische Land zu umgehen.

Insbesondere Nigeria und Kongo seien derzeit nicht ohne, die Elfenbeinküste hat er gar nicht eingeplant, Staaten wie Ägypten, den Sudan oder das Horn von Afrika, wo immer noch politische Geplänkel und die gemäss UNO grösste humanitäre Katastrophe seit je den Alltag bestimmen, durchrollt er erst auf der Rückfahrt. «Ich werde auf jeden Fall keine unnötigen Risiken eingehen», verspricht er. Das wird auch seine Freundin finden, die ihn während der ersten Woche und danach sporadisch begleiten wird.

Spenden für Helvetas

Überhaupt ist seine Route erst bis Kamerun definitiv ausgesteckt. Über Frankreich und Spanien will er via Marokko den afrikanischen Kontinent erobern. Sein erster Halt wird bereits in Zürich sein, wo er mit Vertretern von Helvetas zusammenkommt. Spenden, die Ceraldi über seine Homepage sammelt, wird er Projekten des Hilfswerks in Äthiopien, Benin, Mali und Mozambique persönlich überbringen.

10 bis 20 Dollar rechnet Ceraldi als Tagesbudget – selbst gespart. «Mehr brauche ich nicht», sagt er. Schliesslich übernachtet er im Zelt. Zusätzlich hat er sich auch auf Netzwerken wie CouchSurfing und Warmshowers angemeldet, über die Gratisunterkünfte in Privathaushalten vermittelt werden. Ceraldi fügt mit einem Lächeln an: «Den einzigen Luxus, den ich mir leiste, ist Zeit. Diese zwei Jahre, die sind ein riesiges Privileg.» Am 22. August beginnt diese Zeit.